„Zuhören“ ist Thema im ZDF-Gottesdienst in Lehnin

Kampagne der Diakonie Deutschland unter dem Motto „Unerhört!“

Ein junger Mann nimmt einen Kopfhörer aus dem, Ohr

„Wir kommunizieren in unserer Gesellschaft pausenlos“, erklärte Ulrich Lilie im ZDF-Gottesdienst. Smartphones, Internet und soziale Medien seien ständigen Begleiter. „Aber immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass sie niemand hört.“

Lehnin (epd). Diakoniepräsident Ulrich Lilie hat die Menschen zum gegenseitigen Zuhören aufgefordert. „Anderen zuzuhören, unsere ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, das fällt uns inzwischen richtig schwer“, sagte Lilie am 9. September im ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Klosterkirche Lehnin im brandenburgischen Teltow. Insbesondere Flüchtlinge, Obdachlose sowie ältere und einsame Menschen blieben häufig ungehört.

„Wir kommunizieren in unserer Gesellschaft pausenlos“, erklärte Lilie. Smartphones, Internet und soziale Medien seien ständigen Begleiter. „Aber immer mehr Menschen haben den Eindruck, dass sie niemand hört, sie haben das Gefühl, nicht mehr mitzukommen und abgehängt zu werden.“

Ungeteilte Aufmerksamkeit

In seiner Predigt warb Lilie dafür, stattdessen anderen Menschen ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und zu fragen, was man für sie tun könne. Dabei verwies er auf Jesus, der ebenfalls fragte: „Was willst Du, dass ich Dir tun soll?“ Es sei die schönste aller Fragen, betonte Lilie.

Der Chef des evangelischen Wohlfahrtsverbandes verwies auch auf die bis zum Jahr 2020 laufende Kampagne der Diakonie Deutschland unter dem Motto „Unerhört!“. Dabei sollen den Angaben zufolge diejenigen Menschen zu Wort kommen, die häufig ungehört bleiben. Dazu zählten etwa Flüchtlinge, Obdachlose oder Hartz-IV-Empfänger. Die Diakonischen Werke machen dabei bundesweit unter anderem in Diskussionsforen auf sozialpolitische Brennpunkt-Themen aufmerksam.

28.000 Plakatwände für die Kampagne „Unerhört!“

Mittlerweile 28.000 Plakatwände werben für die Kampagne „Unerhört!“ der Diakonie Deutschland. Wie Thomas Schiller, Leiter Kommunikation des evangelischen Werks, am 8. September im nordhessischen Schwalmstadt-Treysa mitteilte, prangen die großformatigen Plakate auch an Litfaßsäulen oder seien als elektronische Displays auf Flughäfen und Bahnhöfen zu sehen. Viele Werbeflächen seien von der Werbewirtschaft gespendet worden.

„Die Diakonie ist eine Anwältin der Unerhörten“, sagte Schiller über die Kampagne, die Anfang des Jahres startete und über drei Jahre laufen soll. Das Motto „Unerhört!“ sei dabei bewusst in seiner Doppeldeutigkeit gewählt worden. Damit werde einerseits darauf angespielt, dass viele Menschen nicht genügend Gehör fänden, andererseits werde auch die Empörungskultur angesprochen, sagte Schiller bei der Eröffnung der Festtage des Hessischen Diakoniezentrums Hephata. Ab Oktober würden zwei Plakate mit dem Aufmacher „Unerhört! Diese besorgten Bürger“ sowie „Unerhört! Diese Migrantenkinder“ als neue Motive hinzukommen.

„Zuhören ist anstrengend“

In dem Gottesdienst berichteten Mitarbeiter des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin-Teltow-Lehnin von Alltagssituationen, in denen nicht zugehört werde. So werde in der Flüchtlingsdebatte „fortwährend über die Geflüchteten geredet, aber kaum einer spricht mit ihnen und hört ihnen zu“, sagte ein Gottesdienstbesucher. Menschen, die am lautesten beklagen, die Politik habe kein Ohr für die Sorgen der Menschen, hätten oft selber mit dem Zuhören Schwierigkeiten. Und oft würden Fakten, die im Widerspruch zu den eigenen Vorurteilen stehen, nicht gehört. „Denn Zuhören ist anstrengend“, betonte ein Besucher.

Die Diakonie Deutschland ist der Bundesverband der Diakonischen Werke der evangelischen Landes- und Freikirchen sowie von Fachverbänden. Zur Diakonie gehören etwa 27.000 stationäre und ambulante Dienste wie Pflegeheime, Krankenhäuser, Kindertagesstätten und Sozialstationen mit 453.000 Mitarbeitern und etwa 700.000 ehrenamtlichen Helfern.

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