Predigt über Hebräer 4, 11 am Sonntag Sexagesimä im Berliner Dom

Hermann Barth

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Als Predigttext ist für den heutigen Sonntag ein Abschnitt aus dem Hebräerbrief vorgesehen. Wir haben ihn als Epistellesung bereits gehört. Aber da es in den biblischen Texten des Sonntags Sexagesimä um das Wort Gottes geht: wie es uns begegnet und was es mit uns macht, tun wir erst recht gut daran, den kurzen Abschnitt noch einmal zu hören, diesmal nicht in der Übersetzung Martin Luthers, sondern in der der neuen Zürcher Bibel:

Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert. Es dringt hindurch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Mark und Bein und urteilt über Regungen und Gedanken des Herzens. Und kein Geschöpf ist verborgen vor ihm, sondern alles ist nackt und bloß vor den Augen dessen, vor dem wir Rede und Antwort zu stehen haben.

Herr, heilige uns in deiner Wahrheit, dein Wort ist die Wahrheit. Amen.

Liebe Gemeinde!

I.

Es liegt zu nahe, als dass man es nicht aussprechen könnte, und ich werde bestimmt nicht der einzige sein, dem sich diese Assoziation aufdrängt. "Alles ist nackt und bloß vor den Augen dessen, vor dem wir Rede und Antwort zu stehen haben" - klingt das nicht wie eine Vorahnung der so genannten Nackt-Scanner, über deren Einsatz bei den Sicherheitsmaßnahmen auf den deutschen Flughäfen derzeit so leidenschaftlich gestritten wird? Auch die energischsten Befürworter dieser Geräte wissen: Niemand hat ein gutes Gefühl dabei, den Schutz seiner Intimsphäre preiszugeben und vor den Augen eines Sicherheitsbeamten oder einer Sicherheitsbeamtin wie nackt und bloß auf dem Bildschirm zu erscheinen. Fehlte nur noch, dass ein Gerät entwickelt wird, mit dem die "Regungen und Gedanken des Herzens" gelesen werden können. Die Vernunft mag sagen: Aus Gründen der Flugsicherheit ist es eine bittere Notwendigkeit. Aber das Gefühl sagt: Es ist mir unheimlich, ich will das nicht. Und weil die große Mehrheit so empfindet, gehört nicht viel Phantasie dazu, vorauszusagen, dass die Nackt-Scanner in ihrer derzeitigen Form nicht eingeführt werden - allenfalls dann, wenn mit technischen Mitteln halbwegs dafür gesorgt ist, dass sie nur die Bilder liefern, die zur Gefahrenabwehr erforderlich sind. Aber ob diese Prognose stimmt, das mag auf sich beruhen.

Kann es auch, denn die Antwort auf die Frage, ob die Nackt-Scanner die Menschenwürde verletzen, ist ein Ermessensurteil. Auf eine ganz andere Ebene begeben wir uns hingegen, wenn wir fragen, was der Vergleich Gottes mit einem Nackt-Scanner dem Bild antut, das wir uns von Gott gemacht haben. Und diese Frage wird dadurch noch zugespitzt, dass es Gott tatsächlich ein Leichtes ist, Einblick zu nehmen in unsere geheimsten "Regungen und Gedanken des Herzens". Er braucht keine revolutionäre Technik, um uns nicht bloß auf raffiniert verborgenen Sprengstoff, sondern auf unsere Absichten und Fähigkeiten - die ja eine Art geistiger Sprengstoff sein können! -zu durchleuchten. Doch wo führt das hin, wenn wir uns Gott als optimierten Nackt-Scanner, gewissermaßen als Neuauflage von George Orwells Big Brother vorstellen? Es ist nicht das anstößige Bild als solches, das uns dabei stört und verstört. Von der Art hat die biblische Rede von Gott noch manch drastischen Ausdruck und manche Respektlosigkeit zu bieten. Doch wie kommen wir damit klar, dass einerseits unser Gott uns durchleuchtet, so dass auch der letzte Winkel ausgespäht wird, und dass wir andererseits  zu ihm beten sollen: "Herr, mein Hort, auf den ich traue" (Psalm 18, 4) oder noch verbreiteter: "Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich" (Psalm 23, 4)?

Eine Frage wie diese bedarf einer Antwort, bevor wir uns auf den Predigttext im einzelnen einlassen können. Und ein anderer Barth hilft mir mit der Antwort aus. Karl Barth  schreibt:

Ein Christ ist nicht in der Lage, "den Leuten das Anhören und Annehmen dessen, was er ihnen zu bezeugen hat, leicht und billig zu machen. Keine selbstverständliche Freundlichkeit ..., in der er sich ihnen zuwenden wird, wird ja darauf hinauslaufen dürfen, daß er sie darüber täuscht: Das herrliche göttliche Ja, das er ihnen als Evangelium bezeugen darf ..., ist nun einmal in jenes Nein eingeschlossen, das kein Mensch gerne hören kann, weil es ihm nicht nur auf die Nerven, sondern an die Nieren geht ... Er kann jenes zweischneidige Schwert des Wortes Gottes ... nach keiner Seite, um den Leuten gefällig zu sein, auch nur ein bißchen abschleifen - auch nicht und gerade nicht unter dem Titel der Liebe! Er kann den Menschen die freie Gnade nicht zu einer bequemen Gnade, den lieben Gott nicht zu einem guten Mann machen."

Es ist dies, so füge ich hinzu, in der Erziehung von Kindern und im Umgang mit Mitarbeitern recht ähnlich - und vielleicht hilft diese Parallele, den springenden Punkt noch besser zu erfassen. Wir meinen es ja gut mit den Hörern des Wortes Gottes und ebenso mit Kindern und Mitarbeitern, und darum wollen wir es ihnen leicht und billig machen. Aber dabei verkennen wir, dass wir uns auf diese Weise gegenseitig beschwindeln. Weil wir Menschen dazu tendieren, verstockt - man könnte auch sagen: bockig - zu reagieren, muss dem Ja immer wieder das Nein zur Seite treten. Wenn wir das Nein scheuen und immer nur das bestätigende Ja sagen, werden wir in unserem erzieherischen Handeln oder als Vorgesetzte zur Witzfigur, zu dem "guten Mann", der nicht ernst genommen wird. Und keine anderen Folgen sind für unser Bild von Gott zu erwarten, wenn wir immer nur von der freien Gnade Gottes, nicht aber von seinem strengen Urteil, nur vom tröstlichen Zuspruch, aber nicht vom fordernden Anspruch, nur von dem lieben Gott, nicht aber von seinem Zorn sprechen.

II.1

Aber nun der Predigttext, Stück für Stück, von ganz vorn. Das erste Wort des Predigttextes heißt "denn". Es verknüpft ihn mit dem Abschnitt, der im Hebräerbrief vorausgeht und bestimmt wird durch ein Zitat aus dem 95. Psalm: "Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht". Diese Mahnung, auf Gottes Stimme zu hören, nimmt der Hebräerbrief ausdrücklich auf und adressiert sie in strengem Ton an seine Zeit und seine Leser: "Seht zu ..., dass keiner unter euch ein ungläubiges Herz habe, das abfällt von dem lebendigen Gott, sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es 'heute' heißt, dass nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde ... Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes .... So lasst uns nun bemüht sein, zu dieser Ruhe zu gelangen" (3, 7 - 4, 11). Da ist es wieder neben- und ineinander: das herrliche göttliche Ja und sein Nein, das an die Nieren geht, verheißungsvolle Aufmunterung und ernste Warnung.

Solange es "heute" heißt - das ist das Stichwort, mit dem wir Heutigen ins Spiel gebracht werden, gewissermaßen unseren Einsatz bekommen. Auch uns wird zugerufen: "Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht". Das Lied des reformierten Pietisten Gerhard Tersteegen, das wir vor der Predigt gesungen haben [EG 392], war ganz diesem Aspekt gewidmet:

"Gott rufet noch. Sollt ich nicht endlich kommen?
Ich hab so lang die treue Stimm vernommen.
Ich wusst es wohl: Ich war nicht, wie ich sollt.
Er winkte mir, ich habe nicht gewollt.

Gott rufet noch. Ob ich mein Ohr verstopfet,
er stehet noch an meiner Tür und klopfet.
Er ist bereit, dass er mich noch empfang.
Er wartet noch auf mich. Wer weiß, wie lang?

Gib dich, mein Herz, gib dich nun ganz gefangen.
Wo willst du Trost, wo willst du Ruh erlangen? ...
Fleisch, Welt, Vernunft, sag immer, was du willt,
meins Gottes Stimm mir mehr als deine gilt."

Öffnet Gott euer Ohr! Bewahrt den Glauben! Fallt nicht ab von dem lebendigen Gott! Haltet an der Zuversicht fest! Es gibt wenige biblische Ermahnungen, die über zweitausend und mehr Jahre so zeitlos gültig geblieben sind. Wir erleben derzeit in Mittel- und Nordeuropa einen Traditionsabbruch großen Stils. Wir können ihn, wenn wir mit wachen Sinnen durch die Welt gehen, nahezu täglich erleben. Das rückt uns der Situation, in der der Hebräerbrief entstanden ist, sehr nahe.

Vor zwei Wochen fuhr ich mit dem Zug von Köln zurück nach Hannover. Ich arbeitete an meinem Laptop. Mir gegenüber saß ein junger Mann, ich schätze: noch keine 20. Mir schien es so - sein Fahrziel war Berlin -, als ob er aus den neuen Ländern stammte. Aber ein gewaltiger Traditionsabbruch findet derzeit in vielen Regionen statt. Irgendetwas erregte sein Interesse. Er sprach mich an. Nach einer Weile fragte er: "Was schreiben Sie da? Und was machen Sie beruflich?" Ich sagte: "Ich bin von Hause aus Pastor." Man konnte ihm ansehen, dass in seinem Gehirn das Suchprogramm arbeitete. Zögernd sagte er: "Ich musste erst überlegen, was das ist." Dann war das kurze Zwiegespräch zu Ende. Hinterher habe ich mir überlegt, wie ich das Gespräch hätte weiterführen oder es wieder in Gang bringen können. Einen Amtsbonus gab es jedenfalls nicht, wenn schon, dann einen Amtsmalus. Wie kann dieser junge Mann unter den vielen Stimmen, die ihn täglich umschwirren, Gottes Stimme heraushören?

II.2

Vielleicht die wichtigste Einsicht besteht darin: Es ist überhaupt nicht an dem jungen Mann, die Stimme Gottes zu erkennen und herauszuhören. Die Stimme Gottes ist es selbst, die eine Brücke schlägt und den Kontakt herstellt. "Denn das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer" sogar als ein Schwert mit zwei Schneiden und durchdringend bis in die innersten Bereiche, so dass nichts verborgen und unentdeckt bleibt, und kennt auch die Regungen und Gedanken des Herzens.

Eine der besten Illustrationen dieser Einsicht, die ich kenne, findet sich in der Sammlung chassidischer, also ostjüdi¬cher Erzählungen, die Martin Buber veranstaltet hat:

Als Rabbi Schneur - so beginnt sie - in Petersburg gefangen saß und dem Verhör entgegensah, kam der Oberste der Gendarmerie in seine Zelle. Das mächtige und stille Antlitz des Rabbi, der ihn zuerst, in sich versunken, nicht bemerkte, ließ den nachdenklichen Mann ahnen, welcher Art sein Gefangener war. Er kam mit ihm ins Gespräch und brachte bald manche Frage vor, die ihm beim Lesen der Schrift aufgetaucht war. Zuletzt fragte er: "Wie ist es zu verstehen, daß Gott der Allwissende zu Adam spricht: Wo bist du?" - "Glaubt Ihr daran", entgegnete der Rabbi, "daß die Schrift ewig ist und jede Zeit, jedes Geschlecht und jeder Mensch in ihr beschlossen sind?" - "Ich glaube daran", sagt er. "Nun wohl", sprach der Zaddik, "in jeder Zeit ruft Gott jeden Menschen an: "Wo bist du in deiner Welt? So viele Jahre und Tage von den zugemessenen sind vergangen, wie weit bist du derweil in deiner Welt gekommen?" So etwa spricht Gott: "Sechsundvierzig Jahre hast du gelebt, wo hältst du?" - Als der Oberste die Zahl seiner Lebensjahre nennen hörte, raffte er sich zusammen, legte dem Rabbi die Hand auf die Schulter und rief: "Bravo!"  Aber sein Herz flatterte.

Der Oberste der Gendarmerie hat sich - offenbar durchaus ernsthaft - mit der Bibel beschäftigt. Er stellt kluge Fragen zum Textverständnis, so nach dem Verhältnis von Gottes Allwissenheit zu dessen Frage nach Adam: Wo bist du? Durch die Antwort des Rabbi verwandelt sich das scheinbar ferne und museale Bibelwort für den Obersten plötzlich in ein Gotteswort, das ihn trifft und sein Herz flattern macht. Wo bist du? Diese Frage an Adam ist unter der Hand eine scharfe, zupackende, schneidende Frage an ihn selbst geworden, ja an mich, an uns heute morgen: Wo stehst du in deinem Leben? Wie weit bist du in deiner Welt gekommen? Der Oberste fühlt sich durchschaut, getroffen. Ja, was war los in seinem Leben?

So, gerade so ist das mit dem Wort Gottes, der Stimme Gottes. Wir lesen, wir hören einen Text der Bibel, wir hören eine Predigt, vielleicht heute morgen, wir denken ein bisschen daran herum, mehr oder minder interessiert, uns fällt manches ein, was der Tag sonst noch bringen wird, und plötzlich - ganz unvorbereitet - wird das Wort, dem wir begegnet sind, Gotteswort, und wir merken es daran, dass es uns tief drinnen erreicht, den Panzer der Abstumpfung durchstoßen hat, uns aufwühlt und packt: Wo hältst du in diesem Augenblick? Wo stehst du in deinem Leben?

Mir drängt sich die Frage auf, ob ich so oder so ähnlich das Gespräch mit dem jungen Mann wieder hätte in Gang bringen können. Wohl kaum. In der chassidischen Erzählung funktioniert die Kontakt-aufnahme ja nur, weil der Oberste mit den Anspielungen von Rabbi Schneur etwas anfangen konnte. Dem jungen Mann aber ist die biblische und christliche Tradition völlig fremd. Wie knüpfen wir bei seinesgleichen an, wenn die üblichen Anknüpfungspunkte fehlen?

Vom Wort Gottes wird in diesem Zusammenhang noch gesagt, es sei schärfer - wir würden heutzutage vielleicht sagen - als ein frisch geschliffenes Fleischermesser und dringe ein in die innersten Bereiche. Es gibt Leute, die daraus die Folgerung ziehen: "Für jede gute Predigt gilt, dass sie verletzt" . Aber das geht mir entschieden zu weit. Erst recht dann, wenn behauptet wird, dies gelte "insbesondere [für] religiöse Gefühle", und die gängige Meinung, religiöse Gefühle dürften nicht verletzt werden, lasse sich "vom Wort Gottes her nicht halten". Ich lese in meiner Bibel: "Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann". Und noch einmal der Apostel Paulus: "Ist's möglich, so viel an euch liegt, so haltet mit allen Menschen Frieden" (Römer 12, 17b+18). Bevor wir darüber nachdenken, ob die Schärfe des Wortes Gottes die verletzende Kritik gegenüber anderen rechtfertigen kann, ist uns anzuraten, seine Schärfe zuerst siebenmalsiebzigmal an uns selbst zu erleiden und zu ertragen.

Nicht anders sollten wir es mit dem Schlussgedanken des Predigttextes halten: dass nämlich jeder Mensch vor den Richterstuhl Gottes wird treten müssen, um Rechenschaft zu geben oder, wie die neue Zürcher Bibel übersetzt, um Rede und Antwort zu stehen. Auch dabei geht es zuerst und vor allem um uns, nicht um die anderen. Da werden viele peinliche Situationen an uns vorüberziehen, und der auf dem Thron wird fragen, warum wir so und nicht anders gehandelt und geredet haben. Unsere Versäumnisse und Fehlurteile, unser Versagen und unsere Feigheit werden uns die Schamröte ins Gesicht treiben. Mag sogar sein, dass nicht ein Urteil oder eine Verurteilung, sondern dieses Beschämtwerden der eigentliche Kern des Jüngsten Gerichts ist, ja, dass das Beschämtwerden noch auf die Spitze getrieben wird, indem der auf dem Thron sprechen wird: All eure Schuld ist am Kreuz schon längst abgetragen. Und im übrigen: Wenn wir der Konfrontation mit unserer eigenen Vergangenheit nicht ausgewichen sind, dann soll durchaus ein wenig Raum bleiben für die Genugtuung, dass niemandem, auch nicht den Mächtigsten und Reichsten und Privilegiertesten, der Auftritt vor dem Richterstuhl Gottes geschenkt wird. Für die Ohnmächtigen und Armen und Benachteiligtsten bedeutet das viel. Es ist so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit.

II.3

Der Predigttext zielt darauf, dass wir die Stimme Gottes nicht nur erkennen, sondern auch auf sie hören. Die Erfahrung freilich lehrt uns, dass es weder mit dem Erkennen noch mit dem Gehorsam so furchtbar weit her ist. Schon im Alten Testament überwiegt die Erfahrung, dass das Volk Israel die Stimme Gottes wieder und wieder überhört hat. Gibt es denn keinen Ausweg aus diesem Verhängnis? In der Verkündigung der Propheten Jeremia und Hesekiel findet sich die atemberaubende Verheißung, dass Gott dem Volk das Gesetz in Herz und Sinn schreiben wird. So können sie es nie wieder vergessen, Gott wird ihr Retter, indem er sie zu neuen Menschen macht:

Siehe, es kommt die Zeit, da will ich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda einen neuen Bund schließen ... Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben ...(Jeremia 31, 31+33-35).

In einem eindrücklichen Gedicht von Nelly Sachs  findet dieser Gedanke seine moderne poetische Entsprechung:

Wenn die Propheten einbrächen
durch Türen der Nacht
mit ihren Worten Wunden reißend
in die Felder der Gewohnheit
... ... ...
und ein Ohr wie eine Heimat suchten
Ohr der Menschheit
Ohr der Gemeinde im Berliner Dom
du nesselverwachsenes
würdest du hören?

Unser Ohr als eine Heimat für das Wort Gottes. Das erbitte ich für uns alle.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Weiter, liebe Schwestern und Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob - darauf seid bedacht.

Amen.