Protestantismus und Weltverantwortung Welche Zukunft hat der Protestantismus in Europa – und welche Aufgabe!?

11. Dezember 2009, OKRin Katrin Hatzinger, Loccum

Evangelische Akademie Loccum: Verabschiedung von Dr. Fritz Erich Anhelm, Leiter der Akademie

Protestantismus und Weltverantwortung

Festvortrag
"Welche Zukunft hat der Protestantismus in Europa – und welche Aufgabe!?"

OKR´in Katrin Hatzinger

 

Sehr geehrter, lieber Herr Anhelm,
sehr geehrte Damen und Herren,

zwar kann ich in Punkto gemeinsame Vergangenheit allein schon aufgrund meines Alters mit Irja Askola in keinster Weise mithalten, aber dennoch möchte ich Ihnen nicht vorenthalten, dass Fritz Erich Anhelm und ich uns durch Begegnungen in Loccum kennengelernt haben und nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit in der Projektleitung zur Podienreihe „Demokratie“ auf dem DEKT in Bremen unsere Bekanntschaft vertiefen konnten. Deshalb ist es eine große Ehre und Freude für mich auf dieser besonderen Loccumer Tagung einen Beitrag leisten zu dürfen und ich bedanke mich herzlich für die Einladung.

Da unser Austausch hier auf dem Podium ursprünglich als Gespräch gedacht war, werde ich mich gleichsam als Replik auf Frau Askola im Folgenden ebenfalls mit den uns im Vorfeld gestellten Fragen auseinandersetzen.

Zunächst also die Frage nach der zukünftigen Rolle Europas und der Zukunft des Protestantismus in Europa.

Die zukünftige Rolle der Europäischen Union wird stark durch die Umsetzung des Vertrages von Lissabon bestimmt werden, der am 1. Dezember 2009 nach vielen Querelen und politischen Rückschlägen endlich in Kraft treten konnte. Auch wenn es immer wieder kritische Stimmen gibt, die den Vertrag als neoliberal, wirtschaftfreundlich und militaristisch abqualifizieren, trägt er meines Erachtens zu mehr Transparenz, Bürgernähe und Demokratie bei und macht die EU zukunftsfähig. Dabei gestehe ich gerne zu, dass der sog. Reformvertrag sicherlich nicht ohne Fehl und Tadel ist und eine kritische Würdigung verdient hat; ich bewerte ihn aber dennoch in seiner Gesamtheit positiv, da er viele Ansätze bietet, kirchliche Anliegen in die europäische Politik zu tragen. Ein sehr zentraler Ansatz findet sich in Art. 17 III des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV). Zusammen bilden er und der Vertrag über die Europäische Union die Hauptverträge, aus denen sich der Vertragswerk Vertrag von Lissabon zusammensetzt.

Art.17 III AEUV verleiht dem Dialog zwischen Kirchen und Religionsgemeinschaften auf der einen, und europäischen Institutionen auf der anderen Seite eine neue Qualität und erkennt erstmals auf der Ebene des europäischen Primärrechts die Rolle der Kirchen als gesellschaftspolitische Akteure an. In Absatz III ist nämlich geregelt, dass die Union „mit diesen Kirchen (und Gemeinschaften) in Anerkennung ihrer Identität und ihres besonderen Beitrags einen offenen, transparenten und regelmäßigen Dialog“ pflegt. Damit schafft Art. 17 III AEUV eine wesentliche Grundlage für die aktive Partizipation von Kirchen und Religionsgemeinschaften bei der politischen Mitgestaltung der EU und bietet zum anderen die Möglichkeit, etwaige Bedenken der Kirchen im Hinblick auf Ihr Selbstbestimmungsrecht auf politischer Ebene zu Gehör zu bringen.
Zwar standen auch bislang schon Kirchenvertreter und Vertreter des Europäischen Parlaments oder der Europäischen Kommission in einem regen Austausch. Die Norm des Reformvertrages bietet jedoch die Gewähr, dass dieser Dialog auch künftig politisch gewollt und seine Spezifität, etwa in Abgrenzung zum Dialog mit der Zivilgesellschaft auch rechtlich anerkannt ist. Zudem bietet sie die einmalige Chance, den Dialog, insbesondere mit der europäischen Spitzenebene, nachhaltiger und gehaltvoller zu gestalten.

Dabei ist der Austausch von Politik und Kirche von beiderseitigem Interesse. Die EU hat ein ureigenes Interesse an der Mitwirkung der Kirchen und Religionsgemeinschaften am gesellschaftlichen und kulturellen Leben Europas, aber auch an dem kirchlich-diakonischen Beitrag zu Bildungseinrichtungen und sozialen Diensten. Die Kirchen tragen mit ihrem Engagement zum sozialen Zusammenhalt bei, befördern in ihrem grenzüberschreitenden ökumenischen Miteinander den Gedanken der Völkerverständigung und setzen sich u.a. in ihrer gesellschaftspolitischen Arbeit für die europäischen Werte der Freiheit, Demokratie und Rechtstaatlichkeit ein. In den Kirchen haben die EU- Institutionen damit einen kritisch-konstruktiven Partner, um die europäische Integration zu befördern und ein wertebasiertes Europa zu verwirklichen. Die Kirchen wiederum sind auf die Offenheit des politischen Gemeinwesens für ihre Impulse angewiesen und brauchen in ihm einen verlässlichen Partner zur Umsetzung gesellschaftlicher Projekte – nicht zuletzt durch Kenntnis und Akzeptanz ihrer spezifischen Verfasstheit und durch politische und rechtliche Rahmenbedingungen, die ihrem Wesen und Auftrag angemessen sind. Der Dialog hilft, das dafür notwendige Verständnis zu schaffen und zu erhalten.

Bei allen Hindernissen, die es zu überwinden galt, und allen Unzulänglichkeiten, die dem vielgescholtenen Reformvertrag vorgehalten werden können, war der 1. Dezember 2009 ein guter Tag für Europa und für die Kirchen. Der Reformvertrag trägt dazu bei, dass die EU für die großen Herausforderungen der Zukunft wie z.B. die Bekämpfung des Klimawandels, Schaffung eines sozialen Europas, Gestaltung einer gerechten Einwanderungs- und Asylpolitik sowie einer auf zivile Mittel setzenden Sicherheits- und Verteidigungspolitik besser aufgestellt ist. Neben den neuen Spitzenämtern des Präsidenten des Europäischen Rates und der Hohen Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, wird das neue Kräfteverhältnis zwischen Europäischem Parlament (EP) und dem Rat der europäischen Fachminister der EU-Politik hoffentlich mehr Schwung verleihen. Das Mitentscheidungsverfahren wird zum Normalfall, das Parlament zum gleichberechtigten Gesetzgeber.

Ein Vorwurf, der immer wieder gegenüber den Brüsseler Institutionen erhoben wird, ist die fehlende Bürgernähe. Mit dem Instrument der Bürgerinitiative können nun eine Million Bürger aus einer „erheblichen Anzahl verschiedenen Mitgliedstaaten“, die Europäische Kommission auffordern, zu einem bestimmte Thema neue Gesetzgebungsvorschläge im Rahmen ihrer Kompetenz zu unterbreiten. Derzeit diskutiert die Kommission im Rahmen einer Konsultation praktische Fragen zur bestmöglichen Umsetzung des Instruments. Schließlich verleiht der Reformvertrag der Grundrechtecharta Rechtsverbindlichkeit. In der Charta sind politische, wirtschaftliche, soziale und Bürgerrechte kodifiziert, u.a. auch die Religionsfreiheit

Es besteht also Hoffnung, dass sich die EU nach Jahren der institutionellen Krise und der monotonen Selbstbespiegelung wieder in eine Phase politischen Gestaltungswillens und konkreter Projekte begibt, die dem Bürger wieder Spaß an Europa-Themen vermitteln und die Sinnhaftigkeit grenzüberschreitender Kooperation gegenüber nationalen Alleingängen verdeutlichen. Herausforderungen, die einer gesamteuropäischen Lösung harren, gäbe es viele. Einige habe ich genannt.

Was die Zukunft des Protestantismus anbelangt, so ist zunächst festzuhalten, dass es dem besonderen Wesen des Protestantismus entspricht, eng mit der nationalen Geschichte und Identität verwoben zu sein. Gewöhnlich wurde der evangelische Glaube von den jeweiligen weltlichen Herrschern eingeführt („cuius regio, eius religio“), die dann auch als Oberhaupt der Kirche fungierten. Das Phänomen der Staatskirche bildet diese Verankerung in den nationalen Kontext nachdrücklich ab. Dementsprechend war es ein langer Weg, bis der Protestantismus begann, sich mit seinen Glaubensgeschwistern außerhalb der eigenen Landesgrenzen auseinanderzusetzen. Seit nunmehr rund 30 Jahren beobachten wird jedoch einen Prozess, der die protestantischen Kirchen in Europa näher zusammengebracht hat, die Leuenberger Kirchengemeinschaft. Als die Leuenberger Konkordie 1973 unterzeichnet worden ist, war dies ein wichtiger Schritt in die Zukunft, nicht nur für den Protestantismus in Europa, sondern auch für die evangelischen Landeskirchen in Deutschland. Erstmals war auf der Grundlage eines gemeinsamen Verständnisses des Evangeliums eine Kanzel und Abendmahlsgemeinschaft von Mitgliedern verschiedener, reformierter und lutherischer, Landeskirchen möglich. Sie verpflichten sich ferner zu gemeinsamem Zeugnis und Dienst auf lokaler, regionaler und europäischer Ebene sowie zur weiteren theologischen Zusammenarbeit. Mit der Umwandlung der Leuenberger Kirchengemeinschaft in die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) 2003 gewann die Gemeinschaft an institutioneller und struktureller Kontur und kann den Mitgliedskirchen nun neben dem Austausch von Pfarrern auch den Ort bieten, im öffentlichen Raum mit einer Stimme zu sprechen. Dabei stellt die GEKE mittlerweile mehr dar als eine Gemeinschaft von Kirchen, aber auch weniger als eine hierarchische Struktur nach römisch-katholischem Vorbild. Denn die interne Pluralität der Mitgliedskirchen wird respektiert und anerkannt, während in der Außendarstellung ein Zeichen der Einigkeit vermittelt werden kann. Gleichzeitig gehen die theologischen Debatten und Annäherungen weiter, so dass Konfessionalismen bis zu einem gewissen Grad überwunden werden konnten, was allerdings nicht heißt, dass Konfessionen nicht weiter existieren würden und derzeit sogar eher wieder stärker hervortreten. Dennoch habe ich das Gefühl, dass die GEKE sich auf einem guten Weg befindet. Auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) mit ihren rund 145 protestantischen, orthodoxen und anglikanischen Mitgliedskirchen ist in Bewegung. Sie befindet sich mitten in einem Reformprozess, der sie für die Zukunft rüsten und den geänderten Rahmenbedingen und Erwartungen ihrer Mitglieder 50 Jahre nach ihrer Gründung und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Rechnung tragen soll. Die Reform ist notwendig, damit die KEK zukunftsfähig wird und auch weiterhin zur Entwicklung des gemeinsamen christlichen Zeugnisses in Europa beitragen und der versöhnten Verschiedenheit der Kirchen in Europa Ausdruck verleihen kann.

Die zukünftigen Herausforderungen für den Protestantismus in Europa liegen meines Erachtens auf drei Gebieten:

1. In den Beziehungen zur Orthodoxie
Während die Zusammenarbeit der protestantischen Kirchen in Europa an Dynamik und Inhalt gewinnt und ihre Strukturen gestärkt wurden, zeigen sich in der orthodoxen Welt vermehrt Spaltungstendenzen und eine Abnahme der Bereitschaft mit den protestantischen Kirchen einen Dialog auf Augenhöhe und in Anerkennung der Spezifität des anderen zu führen. Die Herausforderung besteht darin, das jeweilige Profil und den christlichen Einheitswillen zusammenzuhalten und das Gegenüber in der jeweiligen Verfasstheit zu akzeptieren. Dazu kommen Themen, die einer dringenden Klärung bedürfen, etwa die unterschiedliche Auffassungen in der Orthodoxie und im Protestantismus zu menschenrechtlichen Fragen oder zur Frauenordination.

2. In der wachsenden Anzahl charismatischer Bewegungen
Wie soll mit diesen Bewegungen umgegangen werden? Wie kann man sie einbinden, ohne das eigene Selbstverständnis aufzugeben? Wie kann man zusammenarbeiten, ohne Vereinnahmung fürchten zu müssen?

3. Und im inter-religiösen Dialog.
In Zeiten, wo die Religionsfreiheit weltweit bedroht ist und Menschen immer wieder Verfolgungen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit ausgesetzt sind, aber auch angesichts der die gesamte Menschheit betreffenden Herausforderungen, wie etwa dem Klimawandel, müssen die Weltreligionen zusammenstehen und gemeinsam ihren positiven Beitrag zur Gesellschaft unterstreichen. So wird die friedenstiftende Kraft von Religion und der Beitrag religiöser Akteure zur Friedenssicherung angesichts des der falsch verstandenen Religion innenwohnenden Gewaltpotentials gerne aus der öffentlichen Wahrnehmung ausgeblendet.

Zur Frage der im Vergleich etwa zu den Katholiken europaweit eher geringen Zahl von Protestanten kann ich nur anmerken, dass ein wenig Demut auch uns Protestanten nie schaden kann, dass wie aber uns aber gleichzeitig selbstbewusst auf unsere Geschichte und die daraus erwachsenen Errungenschaften besinnen und unsere Vielfalt als Stärke begreifen sollten. Durch die Reformation, insbesondere das Cuius-Regio-Prinzip wurde erstmals – wenn auch nur unter bestimmten, eng definierten Umständen – ein Konfessionswechsel rechtlich anerkannt und im Weiteren der Trennung von Staat und Kirche der Weg bereitet und damit eine Voraussetzung für den modernen, freiheitlichen Staat geschaffen. Daneben hatte das Prinzip in der Form des sog. Ius Emigrandi auch Auswirkungen auf die individuellen Freiheitsrechte, gestand es doch dem Einzelnen erstmals in Religionsangelegenheiten einen individuellen Freiheitsbereich zu und schuf damit einen Vorläufer der Religions- bzw. Gewissensfreiheit. Daneben zeichnet sich der Protestantismus durch seine Offenheit aus und ist gerade deshalb auf der Höhe der Zeit, weil er kritisches Denken fördert und zulässt, weil er zu Diskussion einlädt und den Einzelnen auffordert, nichts als gottgegeben hinzunehmen, sondern selber nachzudenken und nachzufragen. Der Grundsatz des Priestertums aller Gläubigen fördert eigenverantwortliches Denken und gewissenhaftes Handeln, hat aber auch eine besondere Diskussionskultur hervorgebracht, in der Widerspruch erwünscht und andere Meinungen ausgehalten werden können. Dem Protestantismus war also immer schon ein demokratisches Element zu eigen, aus dem wir auch heute noch schöpfen können und sollten. Von daher besteht kein Grund für falsche Bescheidenheit, sondern vielmehr Ansporn, sich im Bewusstsein dieser protestantischen Errungenschaften auch in Europa „um Gottes willen“ einzumischen. Dabei ist die Bibel und insbesondere das darin zum Ausdruck gebrachte christliche Menschenbild unverzichtbare Richtschnur für unsere Arbeit. Aus der Gottebenbildlichkeit des Menschen folgt seine unveräußerliche, unantastbare Würde. Der Mensch darf niemals zum Objekt degradiert werden. Die Bibel ist und bleibt die wichtigste Quelle protestantischer Ethik, ohne dass diese Ethik in sich abgeschlossen wäre, sondern sie ist auf der biblischen Grundlage in er Lage, sich in ihrem jeweiligen zeitlichen und geschichtlichen Kontext weiterzuentwickeln und menschenfreundliche und zeitgemäße Antworten auf aktuelle Fragen zu finden. Im politischen Kontext geht es deshalb auch darum, die biblische Botschaft der Nächstenliebe, der Gerechtigkeit, des Friedens und der Bewahrung der Schöpfung in die Sprache des 21. Jahrhunderts zu übersetzen.
Wenn also danach gefragt wird, wie Protestanten zum Prozess der Europäischen Integration beitragen, dann zum einen schon allein durch ihre Präsenz vor Ort. So sind in Brüssel neben der EKD, auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), ebenso wie ein Repräsentant der GEKE, der in der Kommission für Kirche und Gesellschaft der KEK in Brüssel mitarbeitet. Daneben informieren die Kirchenbüros in regelmäßig erscheinenden Publikationen über die EU-Politik (z.B. in den EKD-Europa-Informationen), berichten kirchlichen Werken und Gremien über europäische Entwicklungen und initiieren Diskussionsveranstaltungen zu europäischen Themen. Sie bringen Kirchenvertreter und politische Akteure zusammen, agieren gemeinsam, z.B. zum Schutz des Sonntags auf europäischer Ebene. Schließlich mischen sie sich mit Stellungnahmen in Beiträgen in die politischen Debatten ein. Dabei stehen derzeit die eingangs erwähnten Politikbereiche im Mittelpunkt der Arbeit. Also das Eintreten für eine gemeinsame faire und transparente europäische Asyl- und Einwanderungspolitik mit hohen Menschenrechtstandards und das Werben für die Einrichtung eines dauerhaften Neuansiedlungsprogramms für Flüchtlinge auf der Grundlage eines europäischen Neuansiedlungsprogramms. Unser Anliegen ist darüber hinaus die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung nicht nur im entsprechenden „Europäischen Jahr“, sondern auch darüber hinaus voranzutreiben und uns für die Schaffung sicherer und qualitativ hochwertiger Arbeitsplätze sowie die Stärkung der „aktiven Eingliederung“ von sozial Schwachen, Behinderten und Benachteiligten einzusetzen. Außerdem wird weiterhin darauf zu achten sein, dass bei der Ausgestaltung der gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU das Postulat vom Vorrang des Zivilen beachtet und der Besonderheit ziviler Akteure ausreichend Beachtung geschenkt wird. In der Klimapolitik geht es darum, trotz der Enttäuschung über die dürftigen Ergebnisse des Kopenhagener Klimagipfels weiterhin für die ambitionierten Klimaziele der EU einzutreten und Solidarität mit den Entwicklungsländern zu üben, indem die Industrieländer Finanzmittel und technologisches Know-How für die ärmeren zur Verfügung stellen, damit diese ihre Entwicklungsziele und die Klimaziele vereinbaren könnten. Schließlich treten wir als EKD für einen neuen Wachstumsbegriff ein, der ökologische und soziale Aspekte einbezieht.

Ob es eines Tages gelingen wird in Europa mit einer (protestantischen) Stimme zu sprechen, vermag ich nicht zu sagen. Ich weiß auch nicht, ob das als Ziel an sich erstrebenswert wäre. Für mich sind ökumenisches Miteinander, Solidarität der großen mit den kleinen Kirchen und eigenes Profil kein Widerspruch, sondern Elemente unseres einen geeinten Europas. Die EU und auch die Kirchenlandschaft gewinnen durch geeinte Vielfalt. Die EU ist auch konfessionell ein Mehr- Ebenen- Prozess und diesen Pluralismus und ggf. auch diese Vielstimmigkeit sollten wir als europäischen Schatz wertschätzen und hegen, solange dieser Wert nicht jegliche Gemeinsamkeit unmöglich macht. Ein „Roma locuta, causa finita“ kann doch auch nicht in unserem Sinne sein. Da, wo gemeinsames Handeln ohne Aufgabe der eigenen Position möglich ist, sollte es jedoch nach Kräften gefördert und praktiziert werden. So wie es beispielsweise derzeit bei der ökumenischen Initiative zum Schutz des Sonntags geschieht.