Neuer KEK-Präsident ruft Christen in Europa zu Zusammenhalt auf

Europäischer Ökumene-Gipfel in Serbien beendet

Die KEK-Vollversammlung in Novi Sad, Blick ins Plenum
Blick ins Plenum der KEK-Vollversammlung in Novi Sad.

Novi Sad (epd). Der neue Präsident der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), der französische Protestant Christian Krieger, hat die Christen in Europa zu mehr Zusammenhalt aufgerufen. Der 54-Jährige reformierte Pastor aus dem elsässischen Straßburg wurde am 4. Juni bei der Vollversammlung der KEK im serbischen Novi Sad in das Spitzenamt gewählt. Er tritt für fünf Jahre die Nachfolge des anglikanischen Bischofs Christopher Hill aus Großbritannien an. Die Konferenz Europäischer Kirchen hat ihre Zentrale in Brüssel und versucht dort, die EU-Politik im christlichen Sinne mitzugestalten.

Bereits bisher habe die KEK gute Arbeit zu sozialen und ethischen Themen geleistet, sagte Krieger und verwies auf das Engagement der Kirchen bei den europäischen Institutionen. „Was nicht so gut gemacht wurde“ ist nach seinen Worten „der Aufbau der Gemeinschaft der Kirchen“ untereinander.

Bosse-Huber: „Miteinander nach einem Weg suchen“

Die KEK vereint mit Ausnahme der römisch-katholischen Kirche alle großen christlichen Gemeinschaften in Europa: Protestanten, Orthodoxe, Anglikaner und Altkatholiken. Insgesamt gehören ihr 115 Kirchen an, darunter auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). In der innerkirchlichen Gemeinschaft soll die Arbeit der KEK stärker werden, kündigte Krieger an und bekannte sich zugleich zur Kooperation mit den Katholiken.

Optimistisch äußerte sich die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber zur Zusammenarbeit der Konferenz. Es sei darum gegangen, trotz unterschiedlicher Ausgangslagen  „miteinander nach einem Weg zu suchen“, dies sei „das Hoffnungsvolle“ gewesen, erklärt sie mit Blick auf das Thema Migration. Auch bei den „harten Fragen“ wie Finanzen und Personalien sei der Wille spürbar gewesen,  „umzusetzen und wirklich in Tritt zu kommen“. Die KEK konnte sich ferner auf Änderungen ihrer Verfassung einigen – ein kompliziertes juristisches Thema, das die vorige Vollversammlung in Budapest dominiert hatte.

Krieger hatte sich bei der Präsidentenwahl gegen den dänischen Lutheraner Anders Gadegaard durchgesetzt. Zu Vizepräsidenten wurden in Novi Sad die Anglikanerin Gulnar Francis-Dehqani und der orthodoxe Metropolit Cleopas gewählt. Francis-Dehqani ist Bischöfin der Kirche von England, Cleopas ist Metropolit von Schweden und ganz Skandinavien. Die Präsidentschaft rotiert zwischen den verschiedenen Konfessionsgruppen.

Wie in der zu Ende gehenden Amtszeit sind mit Krieger, Francis-Dehqani und Cleopas erneut Frankreich, Großbritannien und ein skandinavisches Land im dreiköpfigen Präsidium vertreten. Allerdings gehört der orthodoxe Metropolit zum Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel (Istanbul).

Flüchtlinge und Migration „wahrscheinlich das wichtigste Thema unserer Zeit“

Die Britin Francis-Dehqani hat einen Migrationshintergrund. Sie kam nach der Islamischen Revolution von 1979 im Iran als Flüchtling nach Großbritannien. Seit rund einem halben Jahr ist sie Bischöfin in der Kirche von England. Vor diesem Hintergrund sei sie geehrt und „etwas überrascht“, ins KEK-Präsidium gewählt worden zu sein, erklärte sie am 5. Juni. Mit Blick auf ihr eigenes Schicksal wolle sie sich vor allem um das Thema Flüchtlinge und Migration kümmern, „wahrscheinlich das wichtigste Thema unserer Zeit“.

Das Präsidium gehört einem 20-köpfigen Vorstand an. Auch dessen übrige 17 Mitglieder wurden in Novi Sad neu bestimmt. Drei von ihnen sind 30 Jahre oder jünger. Für die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) wurden die Theologiestudentin Lea Kathrin Schlenker und Pastor Frank Kopania in den Vorstand gewählt. Die EKD übernimmt damit zwei Plätze in dem Führungsgremium. In der jetzt zu Ende gehenden Amtszeit war sie durch Pfarrerin Christine Busch vertreten. Daneben arbeitete aus Deutschland Pastorin Silke Tosch in dem Gremium mit, die den Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (Baptisten) vertrat.

Neben den Wahlen des neuen Vorstands waren der ökumenische Dialog und politische und gesellschaftliche Fragen der Hauptinhalt der Vollversammlung in Novi Sad. Das Treffen hatte am 31. Mai begonnen und dauert bis Mittwoch. 85 Delegationen der 115 Mitgliedskirchen nahmen teil. Die KEK-Vollversammlung findet alle fünf Jahre statt.

Bericht zur Rede der EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber vor der KEK-Vollversammlung in Novi Sad am 3. Juni 2018.

Die KEK-Vollversammlung im Internet