Bethel-Vorstandsvorsitzender: Mit allgemeinem Sozialjahr die Solidarität stärken

Bielefeld/Berlin (epd). Der Vorstandsvorsitzende der Bielefelder Bethel-Stiftungen, Ulrich Pohl, plädiert für ein Allgemeines Soziales Jahr für alle jungen Männer und Frauen. Damit würden künftig alle jungen Menschen erfahren, „welchen sozialen Herausforderungen unsere Gesellschaft gegenübersteht“, sagte Pohl dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn alle Jugendlichen anderen Kulturen, anderen sozialen Schichten und Menschen in schwierigen Lebenslagen begegneten, weite sich ihr Blick.
„Mit der sozialen Kompetenz werden auch Toleranz und Verständnis für unterschiedliche Lebenssituationen von Menschen wachsen, Solidarität, Mitmenschlichkeit und Füreinander-Einstehen könnten sich entwickeln“, sagte Pohl.
Mit dem Allgemeinen Dienstjahr sollten nach Worten Pohls alle junge Menschen in Deutschland nach ihrer Schulzeit ein einjähriges Praxisjahr in einer sozialen, kulturellen oder ökologischen Einrichtung absolvieren. Die Politik sollte dafür rechtliche Rahmenbedingungen schaffen.
„Sozialer Frieden und gesellschaftlicher Ausgleich sollten uns erhebliche staatliche Mittel wert sein“
Europa habe die Zeitalter der Kriege zwischen den Nationen in beispielloser Weise überwunden, sagte der Chef der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel weiter, die zu den größten Sozialunternehmen in Europa gehören. Heute werde die friedliche Existenz der Gesellschaft durch die innere Spaltung bedroht. Das beste Mittel zum Schutz des sozialen Friedens sei eine tief verankerte gesellschaftliche Solidarität. Laut einer repräsentativen Studie sei die Mehrheit der Bevölkerung für ein solches verpflichtendes Jahr, erklärte der Bethel-Chef. Bislang unterstütze jedoch keine Partei diesen Gedanken.
Die Kosten für einen solchen Dienst würden zwar im Vergleich zu den jetzt eingesetzten Mitteln für das Freiwillige Soziale Jahr hoch sein, räumte Pohl ein. Erste Schätzungen gingen von mindestens zehn Milliarden Euro für Deutschland im Jahr aus. Demgegenüber stünde jedoch die soziale Dienstleistung von Hunderttausenden junger Leute. „Und sozialer Frieden und gesellschaftlicher Ausgleich sollten uns erhebliche staatliche Mittel wert sein“, unterstrich Pohl, der auch in einem Buch „Ein Ja muss sein“ für ein Allgemeines Soziales Jahr wirbt.
Das Buch „Ein Ja muss sein“ ist im Luther-Verlag erschienen (ISBN 978-3-7858-0725-5).