Patriarch Bartholomäus I.: Menschenrechte sind große Errungenschaft

Patriarch Bartholomäus I
Der Patriarch Bartholomäus I hielt auf Deutschlandreise einen Vortrag in der Konrad Adenauer Stiftung.

Berlin (epd). Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., hat die Menschenrechte als eine der größten politischen Errungenschaften bezeichnet. Menschenrechte gehörten zum Kern des christlichen Selbstverständnisses, sagte der Patriarch am 1. Juni in Berlin in einem Vortrag zum Thema „Orthodoxie und Menschenrechte“ in der Konrad Adenauer Stiftung.

Leider gebe es in der orthodoxen Welt Kreise und Personen, die die Menschenrechte und die Moderne als Gefahr für eine orthodoxe Lebensweise betrachten und als Form des westlichen Hegemonialstrebens ansehen, sagte der Patriarch, der seinen Sitz im türkischen Istanbul hat. Bartholomäus riet seiner Kirche, im Geist von Versöhnung und Freiheit dieses Misstrauen zu überwinden und den Dialog zu suchen.

Die Unantastbarkeit der Würde des Menschen zutiefst christlich

Die Orthodoxen müssten akzeptieren, dass Menschenrechte als Errungenschaft der Moderne säkular ausgerichtet sind. Aber die Unantastbarkeit der Würde des Menschen – die zentrale Forderung der Menschenrechte – sei etwas zutiefst Christliches, so der Patriarch von Konstantinopel.

Auch für die orthodoxe Kirche sei Europa eine Vision, aber die europäische Idee dürfe nicht auf Wirtschaft reduziert werden, sondern müsse mit Werten gefüllt werden. Dabei sei der Geist der Aufklärung keine Gefahr für die Orthodoxie, aber es dürften auch nicht die negativen Seiten der Aufklärung ignoriert werden. So warnte Bartholomäus vor einer Überziehung der Menschenrechte besonders im Westen.

Ein gespaltenes Christentum sei kein überzeugender Vertreter von Solidarität, fügte der Patriarch hinzu. Der Beitrag des Christentums zu Menschenrechten bleibe ein vieldiskutiertes Thema, vieles davon wurzele in der christlichen Kultur. Religion dürfe sie deshalb nicht unterminieren, sondern müsse sie stützen.

Die Kirche Jesu Christi habe einen ökumenischen Auftrag

In einem Grußwort hatte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, zuvor die Wichtigkeit von Ökumene betont. Die Kirche Jesu Christi habe entweder einen ökumenischen Auftrag oder sie sei keine Kirche Jesu Christi, sagte Dröge.

Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hob die Bedeutung der Ökumene auch in einer vermeintlich „gottlosen“ Stadt wie Berlin hervor. Er sprach sich deshalb für einen orthodoxen Lehrstuhl für orthodoxe Theologie an einer Berliner Universität aus.

Bartholomäus I. ist seit 1992 das Ehrenoberhaupt der 300 Millionen orthodoxen Christen weltweit. Derzeit befindet er sich auf einer fünftägige Reise durch Deutschland.