Botschaft zu Pfingsten von Bischöfin Kirsten Fehrs

„Der Pfingstgeist lässt uns vertrauen auf eine Welt der Mitmenschlichkeit“

Kirsten Fehrs in der Kapelle des Kirchenamts der EKD bei ihrer Pfingstbotschaft

In ihrer Botschaft zum diesjährigen Pfingstfest erinnert Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), an die beflügelnde Verheißung, dass es möglich ist, vielstimmig und friedlich, respektvoll und gewaltfrei miteinander umzugehen. „Man stelle sich vor: eine gemeinsame Sprache der Liebe, des Trostes und der Wahrhaftigkeit, die Frieden schafft und die alle verstehen. Die aus Jerusalem, Damaskus, Beirut und Ankara, Syrer, Russinnen, Ukrainer und Deutsche, Italienerinnen, Äthiopier, Amerikaner, Israelis und Palästinenserinnen, alle verstehen einander neu über die Grenzen ihrer Herkunft, Sprache und Religion hinweg.“

So viele Menschen würden sich Sorgen um die Zukunft machen und sich fragen, wie es weiter geht mit unserer Welt, so Bischöfin Fehrs. „Viele kämpfen mit ihrer Traurigkeit und Fassungslosigkeit. Angesichts der Gewalt der Kriege und der furchtbaren Menschenrechtsverletzungen an viel zu vielen Orten dieser Welt. Angesichts der brutalen Dominanz der Oligarchen und Diktatoren unserer Tage. Angesichts von Fakenews und sich widersprechenden Botschaften, die uns gegeneinander aufbringen sollen.“ Wider allen unfriedlichen Zeitgeist gebe es Menschen, die eine gemeinsame Sprache finden wollen, ist Fehrs überzeugt. „Eine Sprache für unwürdige Verhältnisse. Für Mitgefühl und die Wahrhaftigkeit. Eine Sprache, in der die Liebe das Wort ergreift. Für Feindschaft ist da kein Platz. Für Intoleranz kein Verständnis. Für die Faust kein Grund. Für Hetze keine Stimme.“

Die Apostelgeschichte erzähle, wie in die lähmende Hoffnungsarmut nach Jesu Tod plötzlich ein Wind durch die Tür fegt und die Jünger durch- und zueinander wirbelt, so die Geistliche. „Auf einmal erkennen und fühlen die besorgten, ratlosen und verzagten Hinterbliebenen: Christus ist nicht fern. Er ist unter uns. Mit seinem Geist, der tröstet.“ Es ist dieser Geist des Trostes und des Friedens, der Menschen aller Kulturen und Sprachen befähigt, einander zu verstehen. „Völkerverständigung in Windeseile. Liebessturm statt Hasswüten.“ Die Ratsvorsitzende betont: „Der Pfingstgeist führt Menschen zusammen und lässt sie hoffen und vertrauen auf eine Welt der Mitmenschlichkeit.“

Es brauche genau diese Bilder, diese Visionen für den Glauben an das augenscheinlich Unmögliche. Auch vor 2000 Jahren hat kein Mensch damit gerechnet, dass sich nach dem grauenhaften Tod von Jesus eine Gruppe von Menschen zusammenfinden wird, die beseelt und begeistert von Gottes Liebe für alle Menschen erzählen wird, in allen Sprachen.“ Doch genau damit wurde die Welt nachhaltig, nämlich bis heute, verändert. „Lassen wir uns vom Pfingstgeist ein weiteres Mal mitreißen, auf andere zuzugehen, um sie besser zu verstehen und gemeinsam Frieden zu stiften. Damals nötig, heute womöglich noch nötiger“, so Bischöfin Fehrs.

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Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes, der alle Christinnen und Christen weltweit verbindet. Nach Weihnachten und Ostern ist es das dritte Hauptfest des Kirchenjahres. In diesem Jahr wird Pfingsten am 08. und 09. Juni gefeiert. Der Name geht auf das griechische Wort „pentekoste“ (der fünfzigste) zurück, weil das Pfingstfest seit Ende des vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird. In Erinnerung an die Ausgießung des Heiligen Geistes wird Pfingsten auch als „Geburtstag der Kirche“ und Beginn der weltweiten Mission verstanden.

Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), predigt am Pfingstsonntag um 10 Uhr in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis (Englische Planke 1, 20459 Hamburg).

Hannover, 6. Juni 2025

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt