Aus jungen Seglern werden Forscher
Auf der KlimaSail setzen sich Jugendliche mit dem Ökosystem Ostsee auseinander
Auf alten Segelschiffen lernen junge Menschen, was sie für den Klimaschutz tun können. Das Projekt der Nordkirche heißt KlimaSail.
Von Sven Kriszio
Plön/Hannover. Die Taue knarren, das Schiff schaukelt und die Gischt spritzt. „Es ist ein spannendes Erlebnis, an Bord zu sein und mit uns auf KlimaSail zu gehen“, sagt Henry Brach. Die mehrtägigen Törns auf Traditionsseglern haben jedoch nicht nur die kleinen malerischen Häfen der „dänischen Südsee“ zum Ziel, eine gute Portion Segler-Romantik und Sonnenuntergänge - sie wollen die Jugendlichen, die mitreisen, ganz nebenbei für das Ökosystem der Ostsee und den Klimaschutz insgesamt begeistern.
Doch zunächst müssten sich die Jugendliche mit dem Schiff vertraut machen, die Arbeit an Bord kennenlernen, betont Brach, der als Bildungsreferent für Klimaschutz in der Nordkirche arbeitet und zahlreiche Jugendgruppen bei ihren Segeltörns begleitet hat. „Die Jugendlichen lernen, die Aufgaben an Bord kennen. Sie lernen Segel zu setzen und werden Teil der Crew. Schließlich ist das keine Charterreise.“ Mehrere Stunden täglich stehe das Schiff nämlich unter Segeln, fahre von Hafen zu Hafen. Dazu müssten mitunter Wenden und anderer Segelmanöver gefahren werden. „Dabei arbeiten alle Hand in Hand.“
Doch auch andere Aufgaben seien zu erledigen, das Kochen zum Beispiel. „Es ist nur eine gewisse Menge Proviant und Wasser an Bord. Das muss alles gut eingeteilt werden und für die Reise reichen,“ sagt Brach. Die Jugendlichen müssten lernen, mit den Lebensmitteln zu haushalten und sie in der kleinen Bordküche des Seglers zuzubereiten. Das Leben mit begrenzten Ressourcen sei eine Herausforderung.
„Da treffen Vegetarier und Veganer auf Jugendliche, die sich noch nie um ihren ökologischen Fußabdruck gekümmert haben.“ Was kann man guten Gewissens essen, was nicht? In der Enge des Seglers seien Diskussionen über Lebensstilfragen vorprogrammiert, so Brach weiter. Die Jugendlichen beschäftige auf der Reise, wie sie der Umwelt weniger schaden, sie lernen, was sie in ihrem Leben ändern können.
Vor allem aber erkunden die jungen Matrosen, die zwischen 14 und 20 Jahren alt sind, das Ökosystem um sie herum. „Dazu gibt es ein mobiles Forschungslabor mit Mikroskopen, Bodengreifern, Wasserschöpfern, Netzen und Sieben“, erklärt Brach. „Es hilft den Jugendlichen, den Salzgehalt des Wassers zu bestimmen und die Meeres-Bewohner kennenzulernen. Die Jugendlichen erforschen, was den Lebensraum lebendig hält.“ Junge Studierende, „Klima-Teamer“, würden sie dabei unterstützen und auf meeresbiologische Zusammenhänge hinweisen.
„Die Jugendlichen lernen an Bord, wie sensibel das Ökosystem Ostsee ist. Und was menschlicher Einfluss verändert“, sagt der Klimareferent. „Das wünschen wir uns, dass sie Gewohnheiten hinterfragen und sensibel für einen klimafreundlichen Lebensstil werden.“ Auf dem Schiff sei es einfach, den eigenen Verbrauch zu messen. „Denn in jedem Hafen erfasst man, wieviel Energie und Wasser verbraucht wurden. Aber an Bord geht es auch mit weniger als Zuhause.“
Seit 2011 gebe es die KlimaSail, sagt Brach. „Für die Kirche ist die Bewahrung der Schöpfung ein ureigenes Thema. Die KlimaSail gehöre zu den Angeboten für Jugendliche, die sich mit Klimaschutz auseinandersetzen wollen.“ Es gehe um fachlich-inhaltliche Aspekte, aber auch um spirituelle Angebote wie Andachten, betont der Plöner Bildungsreferent. Und so ist an Bord meist jemand dabei, der in einem der malerischen Häfen in der „dänischen Südsee“ ein Taizé-Lied auf der Gitarre anstimmt, wenn alle Arbeit getan ist.
Weitere Infos über die KlimaSail bietet die Homepage des Projekts der Nordkirche
Nur noch schnell die Welt retten
Ann-Kathrein will die Welt retten. Jeden Tag ein bisschen. Und sie verrät, was jeder einzelne Mensch für den Klimaschutz tun kann.