Farbiges Bollwerk gegen die Reformation

Ausstellung zeigt Werke des „Meisters von Meßkirch“ und seiner protestantischen Zeitgenossen

Ausstellungsbesucherinnen betrachten ein Altarbild des „Meisters von Meßkirch“
Ausstellungsbesucherinnen betrachten das ehemalige Hochaltarretable von St. Martin in Messkirch. Auf der Mitteltafel ist die Anbetung der Heiligen Drei Könige abgebildet. Dieses berühmte Bild war das einzige, das am Ende des 18. Jahrhunderts nicht gegen eine Neuausstattung ausgetauscht und verkauft wurde. Es hängt bis heute in der Stiftskirche in Meßkirch, das dem anonymen Künstler seinen Namen gab.

Stuttgart (epd). Sein Name und seine Herkunft sind unbekannt – und doch ist der oberschwäbische „Meister von Meßkirch“ einer der bedeutendsten Maler der Frühen Neuzeit. Baden-Württemberg zeigt seine Werke in der Großen Landesausstellung „Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit“. Dem gegenübergestellt wird ein Schlüsselwerk reformatorischer Kunst. Die Schau bis zum 2. April 2018 ist in der Stuttgarter Staatsgalerie zu sehen.

Für die Retrospektive hat die Staatsgalerie Stuttgart erstmals einen Großteil des Werkes zusammengetragen, das heute auf bedeutende Sammlungen verstreut ist. Kernstück der Ausstellung ist die Rekonstruktion der einstigen Ausstattung der Kirche St. Martin in Meßkirch. Ein Zyklus mit einem Haupt- und zwölf Nebenaltären entstand dort zwischen 1535 und 1540 als farbgewaltiges Bollwerk gegen die Reformation.

Beziehungen zu Altdorfer, Cranach und Dürer

Als Schlüsselwerk reformatorischer Kunst dient der „Gothaer Tafelaltar“: 162 Darstellungen hat der monumentale Flügelaltar, der um 1538 für das Stuttgarter Schloss geschaffen wurde. Er greift mit seinen Lehrtafeln die „altgläubigen“ Bildvorstellungen an. Nach 369 Jahren kehrt er für die Landesausstellung an seinen Bestimmungsort zurück und nur hier werden alle Tafeln gleichzeitig zu sehen sein.

Die Schau umfasst 188 Werke von 57 Leihgebern aus elf Ländern und setzt das Schaffen des unbekannten Meßkircher Renaissance-Meisters in Beziehung mit Werken von Künstlern seiner Zeit wie Albrecht Altdorfer, Hans Baldung Grien, Lucas Cranach der Ältere und Albrecht Dürer. Dabei werden auch die widerstreitenden Positionen und Auswirkungen der damals neuen reformatorischen Lehre auf die Malerei vorgestellt. Das reicht von der grundsätzlichen Frage, ob Bilder eine Berechtigung haben, bis zur Bilderzerstörung, von reformatorischer Agitationskunst bis zu neuen Bildthemen.

Im Gegensatz zum „Meister von Meßkirch“ selbst sind seine Auftraggeber bekannt: Sie stammten hauptsächlich aus den nicht der Reformation gefolgten, sondern altgläubig gebliebenen Adelshäusern und Klöstern im oberschwäbischen Raum. Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft des baden-württembergischen Ministerpräsidenten und wird von der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kulturstiftung gefördert.


Die Ausstellung „Der Meister von Meßkirch. Katholische Pracht in der Reformationszeit“ ist bis zum 2. April 2018 in der Stuttgarter Staatsgalerie zu sehen. Öffnungszeiten: 10-18 Uhr, Do. Abendöffnung bis 20 Uhr, Montag geschlossen.