Das Paradies in der Bibel

Bibelserie „Best of Bible“

Für viele Menschen ist das Paradies ein Sehnsuchtsort. Leider ist es geschlossen für alle Zeiten – oder doch nicht? Die Bibel bietet verschiedene Erklärungen.

Gemälde vom Garten Eden
Das Wort Paradies bedeutet ursprünglich „umzäunter Raum“ oder Garten. Aus diesem Grund wird das Paradies im Alten Testament auch als „Garten“ Eden bezeichnet, den Gott selbst angelegt hat. (Ausschnitt aus einem Gemälde von Peter Wenzel, 1745-1829)

Das Wort Paradies bedeutet ursprünglich „umzäunter Raum“ oder Garten. Daher wird das Paradies im Alten Testament auch als „Garten“ Eden bezeichnet, den Gott selbst angelegt hat. Man stellte sich vor, dass sich dieser paradiesische Zustand in der Endzeit wieder einstellen werde. Die Gleichsetzung des Paradieses mit einem Ort, an dem die auferstandenen Toten in der Nähe Gottes ihr ewiges Leben verbringen werden, knüpft daran an. Deshalb sagte Jesus zu dem reuigen Verbrecher, der mit ihm gekreuzigt wurde: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23, 43)

Gottes Garten

Der Mensch war geschaffen – aber wohin mit ihm? Gott, der Schöpfer, wollte, dass Adam es gut habe. Also legte er „in Eden, im Osten, einen Garten an“. Für die nötige Fruchtbarkeit sorgen vier Flüsse: der Pischon und Gihon, der Euphrat und der Tigris. Ein Grund, weshalb der Garten Eden im Bereich des heutigen Irak/Iran vermutet wird. Dort sollte der erste Mensch leben. Sein Auftrag: den Garten zu bebauen und zu bewahren. Dann erst bevölkerte Gott den Garten mit Tieren – und erschuf für Adam eine Frau, Eva.

Zitat: „Dann legte Gott, der Herr, in Eden, im Osten, einen Garten an und setzte dorthin den Menschen, den er geformt hatte.“ (1 Mose 2,8-15)

Paradiesgeschichte

Als Adam und Eva schon eine Zeit lang in der langweilig paradiesischen Gleichförmigkeit vor sich hingelebt hatten, kroch die Schlange herbei – und weckte in Eva die Neugier. Sie überredet Eva von der verbotenen Frucht zu essen und sagt: „Ihr werdet keineswegs des Todes sterben, sondern Gott weiß: an dem Tage da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist.“ Eva aß von der Frucht „und gab ihrem Mann, der bei ihr war auch davon und er aß“. Da merkten sie, dass sie nackt waren, schnell schnappten sie sich Feigenblätter und banden sie sich um. Und als Gott vorbeikam, versteckten sie sich im Gebüsch. Doch das nützte ihnen genauso wenig wie das Abschieben der Schuld auf die Schlange. Gott wollte verhindern, dass sie auch noch vom Baum des Lebens äßen und „trieb die Menschen hinaus und ließ lagern vor dem Garten Eden die Cherubim mit dem flammenden, blitzenden Schwert, zu bewachen den Weg zum Baum des Lebens“.

Zitat: „Da wies ihn Gott der Herr aus dem Garten Eden.“ (1. Mose 3)

Hesekiels Götterberg

Der Prophet Hesekiel soll auf Gottes Geheiß hin ein Klagelied über den König von Tyrus anstimmen. In diesem seltsamen Lied ist davon die Rede, dass der König „in Eden“ war, noch mehr: „ein Gott warst du und wandeltest inmitten der feurigen Steine“. Religionswissenschaftler vermuten hier außerbiblische Legenden von einem „Götterberg“, einer Berührungsstelle von Himmel und Erde; dieser Mythos könnte als Vorlage für die biblischen Paradieserzählungen gedient haben.

Zitat: „In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art.“ (Hesekiel 18,11-19)

Heuschreckenheer

Der Prophet Joel berichtet vom kommenden Gottesgericht, das wie eine Heuschreckenplage über die Menschen hereinbreche: „Vor ihm her geht ein verzehrendes Feuer und hinter ihm eine brennende Flamme“, heißt es da. „Das Land ist vor ihm wie der Garten Eden, aber nach ihm wie eine wüste Einöde, und niemand wird ihm entgehen.“ Joel ruft die Menschen zur Buße auf: „Doch auch jetzt noch, spricht der Herr, bekehrt euch zu mir von ganzem Herzen mit Fasten, mit Weinen, mit Klagen!“ Wer sich auf der Erde paradiesisch einrichten will, kann also schnell erfahren, wie Vergänglich diese Illusion ist.

Zitat: „Das Land ist vor ihm wie der Garten Eden.“ (Joel 2,2ff)

„Entrückt ins Paradies“

Apostel Paulus berichtet – um sich selbst nicht so wichtig zu nehmen in der dritten Person – von einer besonderen Paradies-Erfahrung: „Ich kenne einen Menschen in Christus; vor vierzehn Jahren – ist er im Leib gewesen? Ich weiß es nicht; oder ist er außer dem Leib gewesen? … Der wurde entrückt in das Paradies und hörte unaussprechliche Worte, die kein Mensch sagen kann.“ Doch Paulus will sich mit dieser Erfahrung nicht wichtigmachen wie so viele andere. Er ist sich sicher: „Damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch.“ Nicht seiner besonderen Erfahrung wegen will er sich rühmen, sondern wegen seiner Schwächen: „Denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“

Zitat: „Ich kenne einen Menschen, der wurde entrückt in das Paradies.“ (2. Korinther 12,2ff)

Mit Jesus im Paradies

Als Jesus zusammen mit zwei Verbrechern gekreuzigt wurde, sagte einer der beiden zu ihm: „Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Wir empfangen, was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ Es ist also offensichtlich nie zu spät, zum Glauben zu finden.

Zitat: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein.“ (Lukas 23,39ff)

Ein neuer Himmel

Am Anfang der Schöpfung steht das Paradies – und am Ende aller Zeiten wird’s wieder paradiesisch. Nach einer Reihe von Katastrophen werde Gericht gehalten über alle Toten, heißt es in der Akokalypse, und dann tue sich eine neue Welt auf: „Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen.“ Johannes sieht „die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen.“ Auf dieser neuen Erde scheint ein paradiesisches Leben möglich: „Bäume des Lebens“ gebe es da, „die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker. Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen. Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen keiner Leuchte und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird sie erleuchten.“ Ganz und agr paradiesisch also.

Zitat: „Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.“ (Offenbarung 2,7); weitere Bibelstelle Offenbarung 21,1ff

Uwe Birnstein