Braunschweiger Dom zeigt "Deutsch-deutsche Passion"

Der Braunschweiger Dom thematisiert in einer lyrisch-grafischen Ausstellung das geteilte Deutschland.

Vorplatz des Braunschweiger Doms bei einer Veranstaltung 2017 zum Reformationsjubiläum (Archivbild)

Braunschweiger Dom mit vielen Menschen auf dem Domplatz. (Archivild 2017)

Braunschweig (epd). Mit einer Kunstausstellung des Grafikers Gerd Winner und des Lyrikers Georg Oswald Cott erinnert der Braunschweiger Dom an die innerdeutsche Teilung. Unter dem Titel "Marienborn-Mattierzoll" thematisieren beide ihre Erfahrungen als Zeitzeugen während der 28 Jahre währenden Grenze zwischen Bundesrepublik und DDR. Gemeinsam hätten die Künstler Werke geschaffen, die die Chance böten, Menschen mit unterschiedlichsten Biografien und Lebenserfahrungen für das Thema zu sensibilisieren, sagte Dompredigerin Cornelia Götz. Die Schau kann bis zum 22. November besichtigt werden.

"Lyrik und Grafik als sehr verdichtete Kunstformen schaffen es, Grenzerfahrungen als das Lebensthema zu vermitteln, das sie für viele Zeitzeugen sind", sagte Götz. Das Braunschweiger Land sei gezeichnet von Grenzerfahrungen. In der braunschweigischen Landeskirche gebe es viele Grenzgeschichten zu erzählen. Dabei sei die Auseinandersetzung mit Trennung kein Thema der Vergangenheit, betonte die Dompredigerin. "Heute gibt es andere Grenzen, Mauern und Zäune als von 1961 bis 1989, aber wenn wir aus der Geschichte nicht lernen, drohen wir in Gegenwart und Zukunft alte Fehler in der Mitmenschlichkeit erneut zu machen."

Winner präsentiert den Besuchern über 40 Grafiken in Tusche, Aquarell, Gouache und Mischtechnik. Alle Werke gehörten zum Arbeitsbereich der "deutsch-deutschen Passion" von 1961 bis 2020 sagte der Künstler. "Die deutsche Teilung ist eine Leidensgeschicht." Stacheldraht, Kreuze und menschliche Silhouetten sind die beherrschenden Motive. Er selbst habe 1956 in Berlin sein Kunststudium aufgenommen. "1961 erlebte ich dort die Errichtung des Eisernen Vorhangs mit dem Bau der Mauer in der Frontstadt des Kalten Krieges", sagte Winner. Die Motive seien eine "intime Auseinandersetzung auch mit der eigenen Geschichte".

Georg Oswald Cott definiert seine Gedichte als "poetische Geschichtsschreibung". Insgesamt 20 seiner Werke - auf Stoff-Fahnen gedruckt - hängen in den Seitenschiffen des Doms von der Decke. Dabei sind sie in historischer Reihenfolge angeordnet, wie Cott betont. So befasse sich das erste Gedicht "Marienborn" mit dem DDR-Autobahnkontrollpunkt auf der Transitstrecke der A2 von und nach Berlin. Das abschließende Gedicht "Wanderpfad" handele hingegen mit großem zeitlichen Abstand von einem ehemaligen Kolonnenweg, also einem Betonplattenweg für die DDR-Wachtruppen, der inzwischen friedlich genutzt wird.