„Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte“ (CERV): Aufruf für Projekte zum europäischen Geschichtsbewusstsein geöffnet

Thema: Bildung, Soziales Engagement

Die Europäische Kommission hat im Programm „Bürgerinnen und Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte“ (CERV) einen Aufruf für Projektvorschläge im Bereich „Europäisches Geschichtsbewusstsein“ veröffentlicht.

Diese Informationen könnten für kirchliche und diakonische Einrichtungen interessant sein, die sich mit demokratischer Bildung und der Auseinandersetzung mit Konflikten und totalitären Regimes des 20. Jahrhunderts beschäftigen.

Durch das Programm „Bürger, Gleichstellung, Rechte und Werte“ (CERV) soll ein Beitrag zu der grundlegenden Wertebasis der Europäischen Union geleistet werden. Dazu gehören der Einsatz für Menschenrechte, Freiheit, Demokratie oder Gleichheit, die Unterstützung der Charta der Grundrechte der Europäischen Union oder des Stockholmer Programms mit dem Ziel der Weiterentwicklung des Raums der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts. Ebenso wird die Beschäftigung mit der reichen Vielfalt der europäischen Gesellschaft, unserer Geschichte und Erfahrungen unterstützt.

Geförderte Projekte müssen eine oder mehrere der folgenden Prioritäten des Jahres 2023 behandeln:

  1. Demokratischer Übergang, (Wieder-)Aufbau und Stärkung der Gesellschaft auf der Grundlage von Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und Grundrechten

Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Übergang von autoritären und totalitären Regimen zu Demokratie in verschiedenen europäischen Ländern, ihren Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Zugleich können Projekte auch verschiedene Instrumente historischer Gerechtigkeit analysieren, wie beispielsweise Gerichtsverfahren, Restitution oder Straferlass.

 

  1. Stärkung der Erinnerung an den Holocaust, Völkermorde, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, um die Demokratie in der EU zu festigen

Ein besonderer Fokus liegt darauf, junge Europäer zu ermutigen, sich für die Erinnerung an die oben genannten Ereignisse sowie den Zugang zu wahrheitsgetreuen Informationen darüber einzusetzen. Auch können im Rahmen der Projekte junge Menschen mit anderen Generationen zusammenarbeiten, um der Verfälschung der Informationen über den Holocaust, seiner Trivialisierung und Leugnung entgegenzuwirken. Zusätzlich können Projekte auch den Widerstand oder die organisierte Opposition zu totalitären Regimen analysieren und hervorheben.

 

  1. Migration, Dekolonialisierung und multikulturelle europäische Gesellschaften

Projekte unter dieser Priorität sollen das Erbe des Kolonialismus innerhalb und außerhalb Europas sowie dessen Auswirkungen auf kontemporäre, multikulturelle europäische Gesellschaften untersuchen. Auch können die Projekte sich mit gemeinsamen europäischen Erfahrungen im Bereich der Migration beschäftigen, die mit einer Vielfalt von Ereignissen wie Kriegen, Übergangsmomenten, Kolonialisierung und Dekolonialisierung, wirtschaftlichen Auswirkungen, Verfolgung oder anderen Ereignissen in Verbindung gebracht werden können.

  1. Europäische Integration und ihre entscheidenden Errungenschaften

Unter dieser Priorität geförderte Projekte sollen die entscheidenden Momente der europäischen Integration, ihre Geschichte und den Einfluss dieser Veränderungen auf das tägliche Leben von Europäern untersuchen und positiv bewerben. Der Fokus kann dabei auf bestimmten Rechten liegen, die in der Europäischen Union gewährt werden. Dazu gehören beispielsweise die allgemeine Freizügigkeit von Unionsbürgern und -bürgerinnen, bestimmte Errungenschaften wie die gemeinsame Währung oder entscheidende Momente wie der Beitritt von verschiedenen Ländern zur EU. Erfahrungsberichte von Zeitzeugen könnten dabei eine wertvolle Ressource sein, um die Erfahrung greifbar zu machen und eine generationenübergreifende Perspektive zu bieten.

Ein übergreifendes Ziel dieses Aufrufs ist es, die Rolle, Repräsentanz und Perspektive von Frauen in diesen wichtigen historischen Ereignissen und Entwicklungen darzustellen, um ein mehr nach Geschlechtern ausgewogenes und gendersensibles Verständnis von Geschichte zu ermöglichen.

Förderfähige Aktivitäten (Auswahl, vollständige Liste siehe Ausschreibung)

  • Vernetzung von verschiedenen Arten von Organisationen, um Synergien zu schaffen (zwischen gemeinnützigen Organisationen, lokaler, regionaler und nationaler Verwaltung, Hochschulen, Gedenk- und Lernorten mit Bildungseinrichtungen)
  • Entwicklung verschiedener Arten von Aktivitäten (Ausbildungsaktivitäten, Publikationen, Onlinewerkzeugen, Forschung, non-formelle Bildung, öffentliche Debatten, Ausstellungen, Sammlung und digitale Aufbereitung von Augenzeugenberichten, innovative und kreative Aktivitäten…)
  • Einrichtung und Durchführung von Trainings für Rechtsverteidiger, Beamte, Angehörige des Justizwesens, Strafverfolgungsbeamte und Entscheidungsträger
  • Bereitstellung von Möglichkeiten zu generationenübergreifendem Austausch zwischen Zeitzeugen und künftigen Generationen
  • Einbeziehung von Personen unterschiedlicher Zielgruppen und Geschlechter, einschließlich, nach Möglichkeit, Personen, die von Rassismus, Antisemitismus, Romafeindlichkeit oder anderen Formen der Diskriminierung und Intoleranz betroffen sind.

Die Antragstellung geschieht im Konsortium von mindestens zwei Einrichtungen. Konsortien können sowohl national als auch transnational aufgestellt sein, jedoch wird Projekten mit transnationaler Ausrichtung Priorität eingeräumt. Die beteiligten Einrichtungen können öffentlich oder privatrechtlich organisiert sein und müssen eigene Rechtspersönlichkeit besitzen und ihren Sitz in einem EU-Mitgliedstaat haben. Gewinnorientierte Einrichtungen können allerdings nur in Partnerschaft mit öffentlichen oder gemeinnützigen Einrichtungen einbezogen werden. Die Projektlaufzeit beträgt zwischen 12 und 24 Monaten. Die Förderung erfolgt in Form einer Pauschale basierend auf der Zahl der Teilnehmenden und der förderfähigen Länder pro Veranstaltung.

Insgesamt stehen unter diesem Aufruf 10,2 Mio. € zur Verfügung.

Anträge können online über das Funding & Tender Portal bis zum 6. Juni 2023 um 17:00 Uhr MEZ eingereicht werden.

Weitere Informationen zu dem Aufruf und den Antragsformalitäten finden Sie unter: https://ekd.be/cerv-aufruf-geschichtsbewusstsein-2023