EKD-Flüchtlingsbeauftragter fordert Ukraine-Krisenstab im Kanzleramt

„Wir müssen von Anfang an prüfen, welche Strukturen länger tragen und wo Menschen früh überfordert werden. Wichtig ist, der Integrationsaufgabe höchste Aufmerksamkeit zu schenken.“

Christian Stäblein

Der Berliner evangelische Bischof Christian Staeblein (Foto) hat sich tief erschüttert über das Schicksal von Flüchtlingen aus der Ukraine geäussert. "Es ist bewegend, die Menschen aus der Ukraine zu erleben, die ihre Heimat verlassen mussten, Schreckliches erfahren haben, sich um die zurückgelassenen Familienmitglieder sorgen", sagte Staeblein am Donnerstag (10.03.2022) bei einem Besuch kirchlicher Anlaufstellen in Berlin. Es sei überwältigend, wie schnell so viele Übernachtungsmöglichkeiten innerhalb weniger Tage in Kirchen und Gemeinden geschaffen wurden, fügte er nach Angaben der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hinzu. Der Berliner Bischof dankte in der Dietrich-Bonhoeffer-Kirche (Foto) den freiwilligen Helferinnen und Helfern. Die Kirchengemeinde Alt-Wittenau haelt den Angaben zufolge die Kirche neben dem Berliner Ankunftszentrum für ukrainische Flüchtlinge in Reinickendorf rund um die Uhr für die Ankommenden geoeffnet. Sie diene mit rund 130 Schlafplaetzen als erste Anlaufstelle, bis die Menschen weitervermittelt werden, hiess es.

Berlin (epd). Der Flüchtlingsbeauftragte der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Bischof Christian Stäblein, hat die Schaffung eines Ukraine-Krisenstabs im Bundeskanzleramt gefordert. „Ein Koordinierungsgremium auf höchster Regierungsebene ist sehr sinnvoll“, sagte der Bischof der evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. 

Die Herausforderung durch den Flüchtlingsstrom aus der Ukraine werde noch eine ganze Weile bleiben, selbst bei einem raschen Kriegsende oder einer Friedensordnung, die den Namen verdiene, sagte der Theologe.

„Ein zentraler Stab kann auch dazu beitragen, dass der Konsens, sehr offen zu sein für eine große Zahl ankommender Menschen, Bestand hat“, betonte Stäblein. Zudem mahnte er, bei der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter die Integration der Menschen nicht zu vernachlässigen. „Alle in Deutschland haben aus den Erfahrungen von 2015 und den Folgejahren gelernt, dass mit Realitätssinn und Pragmatismus an die Aufgabe herangegangen werden muss. Sie erfordert langen Atem“, sagte der Bischof. „Wir müssen von Anfang an prüfen, welche Strukturen länger tragen und wo Menschen früh überfordert werden. Wichtig ist, der Integrationsaufgabe höchste Aufmerksamkeit zu schenken.“