Adelheid Ruck-Schröder als westfälische Präses eingeführt

Bielefeld (epd). Nach 19 Monaten Vakanz hat die Evangelische Kirche von Westfalen ihr theologisches Spitzenamt wieder neu besetzt. In einem Festgottesdienst in Bielefeld wurde am Sonntag Adelheid Ruck-Schröder als Präses eingeführt. Die 59-Jährige soll für acht Jahre an der Spitze der viertgrößten deutschen Landeskirche mit 1,9 Millionen Mitgliedern stehen. Sie ist die zweite Frau in diesem Leitungsamt.

Feierlicher Gottesdienst am Sonntag (15.06.2025) zur Einfuehrung der neuen westfaelischen Praeses Adelheid Ruck-Schroeder (Ruck-Schröder, Foto) in der Zionskirche in Bielefeld-Bethel.

Feierlicher Gottesdienst am Sonntag (15.06.2025) zur Einfuehrung der neuen westfaelischen Praeses Adelheid Ruck-Schroeder (Ruck-Schröder, Foto) in der Zionskirche in Bielefeld-Bethel. 

Ruck-Schröder war im März zur Nachfolgerin von Annette Kurschus gewählt worden, die im November 2023 als westfälische Präses und als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zurückgetreten war. Seither hatte der Theologische Vizepräsident Ulf Schlüter die Präses-Aufgaben kommissarisch übernommen.

In ihrer Antrittspredigt nannte Ruck-Schröder die Kommunikation des Evangeliums als zentrale Aufgabe der Kirche. Um das Wichtige in den Blick zu rücken, könne es helfen, „vom Ende her“ zu denken und so den Blick zu weiten. Die Kirche müsse Menschen zum Glauben ermutigen und mit Lust neue Formen erproben. Sexualisierter Gewalt gelte es „transparent, strukturiert und professionell“ entgegenzutreten.

Im Namen der nordrhein-westfälischen Landesregierung gratulierte Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) Ruck-Schröder, die bisher Regionalbischöfin in der hannoverschen Landeskirche war, zu ihrer Amtseinführung. Angesichts einer Gegenwart voller Spannungen und Konflikte werde mehr denn je eine Kirche gebraucht, „die klar und deutlich für Werte wie Mitmenschlichkeit, Respekt, Verantwortung und Versöhnung eintritt“, sagte Feller. Sie wünschte Ruck-Schröder Kraft und Zuversicht dafür, dass die westfälische Kirche auch weiterhin eine Quelle der Orientierung, des Trostes und der Ermutigung für die Menschen in Westfalen bleibe.

Die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs hob Ruck-Schröders Klarheit, Leitungskompetenz, Zuversicht und Gestaltungswillen hervor, davon werde sie in ihrem neuen Amt viel benötigen. Der Bischof des katholischen Bistums Essen, Franz-Josef Overbeck, rief angesichts großer Herausforderungen zur Zusammenarbeit der großen Kirchen auf. „Gerade in einer Zeit, in der menschenverachtende Tendenzen, Konflikte und Krisen auch die Demokratie herausfordern, braucht es unsere vereinte Stimme“, sagte der Ruhrbischof.

Die in Baden-Württemberg aufgewachsene promovierte Theologin Ruck-Schröder war zuletzt Regionalbischöfin für den Sprengel Hildesheim-Göttingen in der hannoverschen Landeskirche. Zuvor leitete sie sechs Jahre lang das Predigerseminar im Kloster Loccum bei Nienburg. Ruck-Schröder ist verheiratet mit dem in Göttingen lehrenden Theologieprofessor Bernd Schröder und Mutter von zwei erwachsenen Kindern.

Fehrs äußerte sich auch zur früheren Präses Kurschus. Es blieben „Unbearbeitetes, unausgesprochener Dank sowie lose Fäden“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende zu ihrer Amtsvorgängerin. „Hoffen wir, sie werden irgendwann ihre Verknüpfungen finden, diese Fäden, dass es zum Guten kommt.“ Kurschus hatte ihre kirchlichen Leitungsämter wegen mangelnder Transparenz im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall in ihrem Umfeld aufgegeben.