Mit Shirt, Schal und Segen: Kirchentag in Hannover gestartet
Besucher aus ganz Deutschland und darüber hinaus sind zum Kirchentag nach Hannover gekommen. Auf dem Platz der Menschenrechte feiern Tausende den Eröffnungsgottesdienst.

Hannover (epd). Es ist wuselig in der Stadt. Stände und Bühnen werden aufgebaut. Überall machen pinkfarbene Farbkleckse auf den 39. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover aufmerksam. Bis Sonntag feiern Zehntausende Menschen gemeinsam bei dem Event. Über der Einkaufsmeile hängen Banner: „Herzlichen willkommen zum Kirchentag 2025.“
Das Pink ist allgegenwärtig in der Stadt. Auch Kathrin und Tariq Mischur sind in voller Montur unterwegs: Kirchentags-Shirt, Kirchentags-Schal, Programmheft - und, ganz wichtig, das Liederheft. „Wir freuen uns vor allem auf das Singen und die Konzerte“, sagt der 22-jährige Tariq. Seine Mutter ergänzt: „Für uns ist es ein Mama-Sohn-Happening und wie nach Hause kommen.“
Da Tariq eine Behinderung habe, sei sie seine Begleitperson, erzählt die 54-Jährige. Seit dem Kirchentag in Dortmund 2019 sind die beiden Hamburger gemeinsame Kirchentagsbesucher. Bereits gestern sind sie angereist und bleiben bis Montag. „Die Stimmung ist so entspannt und es gibt ein Gemeinschaftsgefühl, das sonst oft fehlt in der Gesellschaft“, sagt Kathrin Mischur.
Ohne pinkfarbene Schals, dafür mit Koffern im Schlepptau, laufen Ursula (64) und Eberhard Heuß (68) in der Mittagshitze über den Bahnhofsvorplatz. Die beiden langjährigen Kirchentagsbesucher aus Konstanz wollen sich in den kommenden Tagen treiben lassen. „Wir sind nicht so fixiert“, sagt Ursula Heuß. Auf dem Plan stehe aber auf jeden Fall Kabarett. „Wir wollen uns was Neues anschauen, was wir noch nicht kennen.“ Auch die Themen „Leben im Alter“ und „Generationengerechtigkeit“ interessierten sie besonders.
Im Stadtbild mischen sich Kirchentagsbesucher unter die Passanten. In der Fußgängerzone unweit des Bahnhofsvorplatzes steht ein gut zwei Meter großes pinkfarbenes Metallherz - passend zur Losung des diesjährigen Kirchentags: „mutig - stark - beherzt“. Es entstammt dem ersten Brief des Paulus an die Korinther. Tariq und Kathrin Mischur berichten, dass sie gerade ein Foto bei dem Herz gemacht haben.
Ein paar Stunden später ist der Himmel immer noch blau, die Sonne scheint immer noch kraftvoll. Auf dem Platz der Menschenrechte am Neuen Rathaus besuchen Tausende den Eröffnungsgottesdienst „bunt verbunden“ unter anderem mit dem hannoverschen Landesbischof Ralf Meister. Schon eine halbe Stunde vorher stehen die Menschen dicht gedrängt auf dem Platz. Auch in den umliegenden Straßen und Gassen stehen Kirchentagsbesucher, schauen Richtung Bühne. Das Warm-up, untermalt mit Hunderten Bläsern und Band, stimmt die Gottesdienstbesucher ein.
In seiner Predigt unterhält Meister sich mit zwei jungen Menschen, der Studentin Laura Brand aus Hameln und dem Freiwilligendienstler Jens Krieger-Juhnke aus Uetze. Der Landesbischof ruft zum Einsatz für eine bessere Welt auf. „Kirchentag ist die Energie von vielen, vielen Menschen, die nicht die Hände in den Schoß legen, sondern aufbrechen, um diese Welt gerechter zu machen.“ Meister betont, es brauche Begeisterung, um den Zustand der Welt zum Besseren zu wenden. Allerdings dürfe diese Begeisterung nicht in Hass auf politisch Andersdenkende wie etwa die Anhängerinnen und Anhänger der AfD umschlagen.
Noch bis Sonntag stehen beim Kirchentag rund 1.500 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter Bibelarbeiten, politische Diskussionen, Konzerte und Gottesdienste.