Evangelische Kirche ruft zu Kundgebung in Chemnitz auf

Es solle ein Zeichen für Gewaltlosigkeit und Respekt, Dialog und Barmherzigkeit gesetzt werden

Blick auf den Roten Turm in Chemnitz

Die Kundgebung in Chemnitz steht unter dem Motto: „Wir in Chemnitz – aufeinander hören, miteinander handeln“. (Foto: Blick auf den Roten Turm in Chemnitz)

Chemnitz (epd). Die evangelische Kirche in Chemnitz hat für den 2. September zu einer Kundgebung in der Innenstadt aufgerufen. Es solle ein Zeichen für Gewaltlosigkeit und Respekt, Dialog und Barmherzigkeit gesetzt werden, teilte der Kirchenbezirk mit. Dafür werde der „Schulterschluss mit der Stadt Chemnitz, anderen Konfessionen und Religionen, Einrichtungen, Vereinen und Verbänden aus Gesellschaft und Kultur“ gesucht.

„Wir in Chemnitz – aufeinander hören, miteinander handeln“

„Wir mahnen zu Frieden und Gewaltlosigkeit in der Bevölkerung und rufen zu einem respektvollen Miteinander der Menschen in unserer Stadt auf“, hieß es. Die Kundgebung auf dem Neumarkt steht unter dem Motto: „Wir in Chemnitz – aufeinander hören, miteinander handeln“.

Zugleich verurteile die Kirche die gewalttätige Instrumentalisierung der tödlichen Attacke durch radikale Demonstranten auf das Schärfste. „Als Kirche sind wir besorgt darüber, dass radikale, gewaltbereite Minderheiten in unserer Gesellschaft das Gewaltmonopol des Staates infragestellen“, hieß es. Es bleibe Aufgabe der staatlichen Behörden, die Vorfälle aufzuarbeiten und Täter ihrer gerechten Strafe zuzuführen.

Am Rande des Chemnitzer Stadtfestes war in der Nacht zum 26. August ein 35-jähriger Deutscher tödlich verletzt worden. Dies war am 26. und 27. August Auslöser von Demonstrationen mit bis zu 6.000 Teilnehmern, darunter gewaltbereite Rechtsextremisten. Gegen die beiden mutmaßlichen Täter, einen 22-jährigen Iraker und einen 23-jährigen Syrer, ergingen Haftbefehle.

Friedensgebet in der St. Petrikirche

Angesichts der jüngsten Ausschreitungen wurde zudem für Donnerstagabend, 30. August, zu einem Friedensgebet in die Chemnitzer St. Petrikirche am Theaterplatz eingeladen. „In unmittelbarer Nähe zu den Orten der bedrückenden Ereignisse“ vom 26. und 27. August werde es Raum für alle geben, „die die Stille suchen, biblische Besinnung und das Gebet“, teilte die Petri-Kirchgemeinde mit.

Nach der Gewalt von Chemnitz hat der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, zum zivilen Engagement aufgerufen. „Da müssen wir alle, egal wo wir sind, egal in welchem Teil Deutschlands wir leben, aufbegehren und klar sagen: So etwas geht nicht“, sagte Bedford-Strohm dem Radiosender Bayern 2.

Chemnitz sei eine weltoffene Stadt mit Menschen aus aller Welt

Es lasse einen erschrecken, „wenn Tausende von Menschen nach einem solchen Ereignis dann auf der Straße sind und Hetzjagden veranstalten auf unbeteiligte Menschen, nur deswegen, weil sie eine andere Hautfarbe haben“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende dem BR. Chemnitz sei aber eine weltoffene Stadt mit Menschen aus aller Welt. „Und dass es da jetzt welche gibt, die das kaputt machen wollen, diese Weltoffenheit, dagegen müssen alle aufstehen.“

Bedford-Strohm betonte, man könne in der Frage der Flüchtlingspolitik unterschiedlicher Meinung sein. Doch habe die Art, wie die Diskussion geführt werde, natürlich Auswirkungen auch „auf ein Klima, das zu solchen Taten führt. Und auch in der öffentlichen Begleitung dieses Ereignisses kann man es auch gleich wieder sehen, wie aus den Reihen der AfD wirklich gehetzt wird.“ Als Beispiel nannte der EKD-Ratsvorsitzende Bayern 2 zufolge die Fraktionschefin der AfD, Alice Weidel. Sie hatte ein Plakat mit ihr getwittert, auf dem stand: „Syrer und Iraker metzeln Opfer mit 25 Stichen nieder. Das Abschlachten geht immer weiter“. Das sei die „Begleitmusik“ zu Ereignissen wie in Chemnitz, sagte Bedford-Strohm.