Rettunggschiffe des Bündnisses United4Rescue

Häufige Fragen

Rettungsschiffe fürs Mittelmeer

Die EKD unterstützt mit dem Bündnis United4Rescue die zivile Seenotrettung und schickt zwei zusätzliche Schiffe zur Rettung von Ertrinkenden ins Mittelmeer.

Die wichtigsten Informationen und häufigsten Fragen zur Unterstützung der Seenotrettung im Mittelmeer durch die evangelische Kirche, zu den Schiffen und zum Seenotrettungsbündnis finden Sie im Folgenden.

Letzte Aktualisierung: 15.04.2024

Über die Seenotrettung

  • Warum gibt es die zivile Seenotrettung im Mittelmeer?

    Im Mittelmeer ertrinken Tausende Menschen, obwohl Seenotrettung staatliche Pflicht ist. Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union aber setzen auf Abschottung. Seit 2019 gibt es keine staatliche Seenotrettung mehr. Stattdessen unterstützt die EU libysche Milizen, die als „Küstenwache“ auftreten. Sie sollen die schutzsuchenden Menschen mit Gewalt daran hindern, europäischen Boden zu erreichen. Mehr noch: Europäische Staaten behindern systematisch zivile Rettungsorganisationen. Rettungsschiffen wird das Ein- oder Auslaufen in Häfen untersagt, sie werden wegen angeblicher Regelverstöße festgesetzt, müssen immer höhere bürokratische Auflagen erfüllen oder werden durch die Zuweisung besonders entfernt liegender Häfen aus dem Rettungsgebiet ferngehalten. Malta reagiert auf Seenotfälle oder Anfragen von Rettungsschiffen gar nicht. Es scheint, als gingen vor allem Italien und Malta so brutal vor. Letztlich weigern sich aber alle europäischen Regierungen Bootsflüchtlinge aufzunehmen.

    Dieser Politik und humanitären Katastrophe wollen wir als Kirche nicht tatenlos zusehen. Daher unterstützt die EKD die zivile Seenotrettung, die handelt und Menschenleben rettet, wo staatliche Seenotrettung fehlt.

  • Weshalb fliehen Menschen über das Mittelmeer?

    Menschen haben ganz unterschiedliche Gründe, die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer zu wagen. Viele fliehen vor Gewalt, Terror und Not. Andere haben in ihrer Heimat ihre Lebensgrundlagen verloren, fliehen aus Verzweiflung und Perspektivlosigkeit – und hoffen auf eine bessere Zukunft für sich und ihre Familien. Es sind ganz unterschiedliche Geschichten, die die Geretteten erzählen. Alle berichten jedoch, dass das Elend an Land größer war, als die Angst zu ertrinken.

  • Wie viele Menschen ertrinken im Mittelmeer?

    Mehr als 29.000 Menschen sind seit 2014 laut der UN-Organisation für Migration (IOM) im Mittelmeer ertrunken. Die Dunkelziffer dürfte jedoch deutlich höher sein, da viele Bootsunglücke nicht bekannt werden. Die detaillierte IOM-Statistik findet sich hier: https://missingmigrants.iom.int

  • Führen Rettungsschiffe dazu, dass mehr Menschen fliehen?

    Nein. Bootsflüchtlinge fliehen vor Krieg, Verfolgung und Not. Für die Behauptung, dass erst die zivile Seenotrettung Menschen dazu bringt, über das Mittelmeer zu fliehen, gibt es keine Belege. Diverse empirische Studien – u.a. von der Oxford University, dem Migration Policy Centre, und der International Organization for Migration (IOM) – bestätigen: Es gibt die behauptete Korrelation zwischen der Präsenz von Rettungsschiffen und der Zahl von Flüchtlingsbooten nicht. Der sogenannte Pull-Effekt hat keine faktische Grundlage. Der Augenschein bestätigt dies: Auch wenn oft wochenlang kein einziges ziviles Rettungsschiff im Einsatz ist, fliehen viele Menschen über das Mittelmeer. Was die Studien hingegen belegen ist, dass mehr Menschen ertrinken, wenn keine Rettungsschiffe vor Ort sind.

    Außerdem: Die zivile Seenotrettung hat sich erst ab 2015 gegründet, nachdem immer mehr Menschen ertranken und staatliche Seenotrettung fehlte. Die zivile Seenotrettung ist also die Reaktion auf die Flüchtlingsboote und das Sterben im Mittelmeer – und nicht andersherum.

  • Wohin dürfen Gerettete gebracht werden – und wohin nicht?

    Menschen, die aus Seenot gerettet wurden, müssen an den nächsten “Sicheren Ort” gebracht werden. So sehen es die SOLAS-Konvention ("International Convention for the Safety of Life at Sea") und die SAR-Konvention ("International Convention on Maritime Search and Rescue") vor. Menschen zurück in die Gefahr zu bringen, aus der sie fliehen, ist also illegal.

    Das Völkerrecht verbietet zudem, Menschen in Staaten zurückzubringen, in denen ihnen Folter oder andere schwere Menschenrechtsverletzungen drohen. Entsprechend ist Libyen nicht sicher. In den dortigen Internierungslagern werden Menschen gefoltert, vergewaltigt, misshandelt und versklavt. Erst im Februar 2024 hat das Oberste Gericht Italiens geurteilt, dass Bootsflüchtlinge nicht zurück nach Libyen gebracht werden dürfen.

    Menschen nach Nordafrika zurückzubringen, würde ihnen außerdem die Möglichkeit nehmen, einen Asylantrag zu stellen. Das Recht auf Asyl ist aber ein europäisches Grundrecht. Damit sind auch Tunesien oder Marokko keine sicheren Orte, da beide Staaten kein Asylsystem haben.

  • Wie kann ich helfen?

    Es gibt viele Möglichkeiten, die zivile Seenotrettung zu unterstützen! Mit einer Spende an United4Rescue ermöglichen Sie ganz direkt Seenotrettung und helfen organisationsübergreifend, Rettungsschiffe in den Einsatz zu schicken. Aber auch kleine Aktionen, Gottesdienste oder Benefiz-Veranstaltungen, z.B. in Ihrer Kirchengemeinde oder Nachbarschaft, sind wichtig, um auf die Seenotrettung und das Schicksal von Geflüchteten aufmerksam zu machen.

  • Wo finde ich weitere Informationen?

    Antworten auf weitere Fragen finden Sie hier: https://united4rescue.org/de/ueber-uns/faq

Was macht die EKD?

  • Weshalb unterstützt die EKD die zivile Seenotrettung?

    Als Kirche und Diakonie sehen wir das Retten von Menschenleben als christliche und humanitäre Pflicht an. Es ist ein Gebot der Nächstenliebe, Menschen in Not nicht ihrem Elend zu überlassen. Christ*innen lesen in der Bibel, wie Jesus selbst in Seenot gerät und bei den Ertrinkenden im Boot ist, und auch, wie er sie rettet. Niemand soll ertrinken müssen. Auch für Migrant*innen und Schutzsuchende gilt das Selbstverständliche: Ihre Rettung aus Seenot ist richtig und geboten, weil ihr Leben genauso zählt.
     

    Er antwortete und sprach: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft und deinem ganzen Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst." (Lukas 10,27)

  • In welcher Form setzt sich die evangelische Kirche für die Bekämpfung der Fluchtursachen ein?

    Die evangelische Kirche und ihre Hilfswerke setzen sich seit Jahrzehnten für gute, faire Lebensbedingungen in der ganzen Welt ein. Die unterschiedlichsten Gründe zwingen viele Millionen Menschen weltweit auf die Flucht. Menschen fliehen vor Folter und Verfolgung, vor Ausbeutung und Unterdrückung, vor gewaltsamen Konflikten, Hunger und den Folgen des Klimawandels. Die Bekämpfung bzw. Vermeidung dieser Fluchtursachen ist wichtig, damit Menschen in ihrer Heimat in Würde und Sicherheit leben können. Dieser langfristige Einsatz für globale Gerechtigkeit und Frieden ist nicht weniger wichtiger für den Flüchtlingsschutz als akute Nothilfe und Seenotrettung.

  • Betreibt die EKD selbst Rettungsschiffe?

    Nein. Die EKD unterhält keine eigenen Rettungsschiffe. Jedoch initiierte die EKD 2019 die Gründung von United4Rescue, dem Bündnis zu Unterstützung der zivilen Seenotrettung. United4Rescue hilft organisationsübergreifend und unbürokratisch, wo Rettungsorganisationen akut Geld für den Kauf und Umbau zusätzlicher Schiffe oder für Rettungseinsätze fehlt. Weiterhin setzt sich die EKD seit vielen Jahren für legale und sichere Migrations- und Fluchtwege nach Europa ein – und gegen das Sterben und die Not entlang der EU-Außengrenzen.

Informationen zu United4Rescue

  • Was ist United4Rescue?

    United4Rescue ist ein gemeinnütziger, unabhängiger Verein, der die zivile Seenotrettung im Mittelmeer unterstützt und hilft, Leben zu retten. Der Verein wurde 2019 aus der evangelischen Kirche heraus gegründet. Durch Spenden konnte United4Rescue bereits drei Rettungsschiffe und zahlreiche Rettungseinsätze unterstützen und ermöglichen.

    Zugleich ist United4Rescue ein breites Bündnis hunderter Organisationen, die die Überzeugung eint, dass man keine Menschen ertrinken lässt. Das Bündnis setzt sich öffentlich für Seenotrettung und sichere Fluchtwege ein.

  • Wie heißen die Bündnisschiffe von United4Rescue?

    Die drei Bündnisschiffe von United4Rescue heißen „SEA-EYE 4“,„Humanity 1“ und Sea-Watch 5. Die Schiffe werden von den Rettungsorganisationen Sea-Eye e.V., SOS Humanity e.V. und Sea-Watch e.V. betrieben.

  • Wird United4Rescue durch die EKD finanziert?

    Nein. Die Arbeit von United4Rescue und der Kauf von Rettungsschiffen wird durch tausende private Spenden und Fördermitglieder ermöglicht, wie auch durch Spenden von kirchlichen und nichtkirchlichen Organisationen.

  • Wer gehört zu dem breiten gesellschaftlichen Bündnis United4Rescue?

    Mehr als 900 Organisationen, Vereine und Unternehmen unterstützen United4Rescue als Bündnispartner. Dazu zählen große Institutionen, Bundesverbände, Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und Städte, wie auch kleine Initiativen, Kindergärten, Bauernhöfe und Kirchengemeinden. Eine Übersicht aller Bündnispartner findet sich hier: https://united4rescue.org/de/das-buendnis/alle-buendnispartner