Gottesdienst für „Weiße Rose“ ruft Christen zum Widerstand auf

Gedenkgottesdienst zum 75. Jahrestag der Verhaftung der Geschwister Scholl

Ein Schwarzweiß-Foto von Mitgliedern der „Weißen Rose“
Die evangelische Stadtdekanin Barbara Kittelberger nannte das Wirken der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ laut Redemanuskript ein „Zeugnis mutig gelebten Christseins“.

München (epd). Erinnern und Handeln: Beim Gedenkgottesdienst zum 75. Jahrestag der Verhaftung der Geschwister Scholl haben Kirchenvertreter am 18. Februar zum energischen Widerstand gegen jede Form von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Kriegstreiberei aufgerufen. Die evangelische Stadtdekanin Barbara Kittelberger nannte das Wirken der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ laut Redemanuskript ein „Zeugnis mutig gelebten Christseins“, das heutigen Christen „Vorbild und Beunruhigung“ für den eigenen Glauben sein könne.
 
Der orthodoxe Erzpriester Apostolos Malamoussis erinnerte an die ökumenische Zusammensetzung der „Weißen Rose“. Hans und Sophie Scholl waren evangelisch, Willi Graf und Kurt Huber katholisch, Alexander Schmorell orthodox. Der bekenntnislose Christoph Probst hatte sich kurz vor der Hinrichtung am 22. Februar vom katholischen Gefängnisseelsorger taufen lassen. Die jungen Leute hätten ihre unterschiedliche Konfessionszugehörigkeit nicht als trennende Grenze verstanden. Ihr Vorbild rufe dazu auf, gemeinsam einen Weg zu gehen, „der sich an der Weisung Gottes orientiert, auch dort, wo es unbequem ist“, sagte Malamoussis.

Flugblätter gegen das NS-Regime

Der Gottesdienst in der Universitätskirche St. Ludwig wurde von Studierenden der Ludwig-Maximilians-Universität, Schülern des Sophie-Scholl-Gymnasiums, der Evangelischen Jugend München sowie Vertretern der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirche gestaltet.
 
Sophie und Hans Scholl waren am 18. Februar 1943 festgenommen worden, weil sie im Lichthof der LMU Flugblätter abgeworfen hatten, in denen sie zum Widerstand gegen das NS-Regime aufriefen. Sie und ihre Mitstreiter wurden nach Verhören durch die Gestapo in zwei Schauprozessen zum Tode verurteilt. Die Geschwister und Christoph Probst wurden am 22. Februar 1943 hingerichtet, Huber, Graf und Schmorell im Juli und Oktober 1943, Hans Leipelt im Januar 1945.