Geschenke in der Bibel

Serie „Best of Bible“

Von ihnen kamen die ersten Weihnachtsgeschenke: Die drei Weisen aus dem Morgenland brachten dem neugeborenen Kind im Stall wertvolle Gaben mit. Aber für Geschenke gibt es in der Bibel noch andere Anlässe und Ideen.

Die Heiligen Drei Könige als Hinterglasmalerei aus dem 19. Jahrhundert
Die Heiligen Drei Könige mit ihren Geschenken als Hinterglasmalerei aus dem 19. Jahrhundert.

In erstaunlich vielen Facetten beleuchtet die Bibel die Kunst des Schenkens. Ihren Ursprung findet das Schenken im Opfer: Menschen schenken Gott ihre erste Ernte oder ihr erstgeborenes Vieh. Aber auch zwischen den Menschen erhält das Schenken einen hohen Stellenwert. Beispielsweise soll der Zehnte des Einkommens den Bedürftigen geschenkt werden. Wichtig bei alledem ist, so mahnt ein biblischer Weisheitsspruch, nicht mit einem Gegengeschenk zu rechnen: „Das Geschenk des Narren wird dir nicht viel nützen; denn mit einem Auge gibt er und mit sieben Augen wartet er, was er dafür bekommt.“ (Jesus Sirach 20,14)

Gold, Weihrauch und Myrrhe

Viel tragen wollten die drei Weisen aus dem Morgenland nicht, als sie aufbrachen und dem Stern folgten. Er würde ihnen zeigen, wo der Messias geboren ist. In Bethlehem finden sie „das Kindlein mit Maria, seiner Mutter“, sie fallen auf die Knie, beten Jesus an und überreichen ihm ihre symbolträchtigen Geschenke: Gold als Zeichen des wahren Reichtums; Weihrauch, ein weißes Baumharz, das im Jerusalemer Tempel als Rauchopfer dargebracht wurde; und Myrrhe, ein Balsam aus Baumharz, das als heiliges Salböl gilt.

Zitat: „Und (sie) fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.“ (Matthäus 2, 1-11)

Nichts

Eine Stimmung, ähnlich wie nach der Wahl Barak Obamas. Vor 2100 Jahren hieß der neu gewählte Herrscher Saul, das Volk jauchzte ihm zu und skandierte freudetrunken: „Es lebe der König!“ Eigentlich ein Anlass für viele Geschenke. Das dachte Saul wohl auch, nachdem er vom Samuel zum allerersten König Israels gesalbt worden war. Nur einigen „ruchlosen Leuten“ missfiel die Einführung des Königtums. „Was soll der uns helfen?“ fragten sie murrend. Und gaben ihm ohne Worte, aber umso deutlicher, zu verstehen, was sie von ihm hielten:

Zitat: „Und sie verachteten ihn und brachten ihm kein Geschenk.“ (1. Samuel 10)

200 Ziegen, 20 Böcke, 200 Schafe, 20 Widder, 30 säugende Kamele mit ihren Füllen, 40 Kühe und 10 junge Stiere, 20 Eselinnen und 10 Esel

Geschenke als Wiedergutmachung: Diese Strategie wollte Jakob gegenüber seinem Bruder Esau einsetzen. Zu einem schlechten Gewissen hatte er guten Grund: Mit einer List hatte er seinem älteren Zwillingsbruder den Erstgeburtssegen seines Vaters Isaak abgeluchst. Esau war dermaßen betrübt und sauer, dass er Jakob töten wollte. Der floh und wurde in der Fremde ein reicher Mann. Doch die unversöhnte Situation mit seinem Bruder ließ ihm keine Ruhe. Eines Tages stellte er riesige Tierherden zusammen, um mit ihnen Esau zu besänftigen. Als die beiden Brüder sich begegnen, fallen sie sich in die Arme und weinen vor Rührung. Der Wille Jakobs zur Versöhnung hätte Esau genügt, um zu verzeihen; Jakob muss ihn überreden, das große Geschenk anzunehmen.

Zitat: „Ich habe genug, mein Bruder; behalte, was du hast!“ (1. Mose 32-33,16)

Liebe und Leidenschaft

Der Himmel hängt voller Glocken: nicht nur für Weihnachts-Enthusiasten, sondern auch für Verliebte. Zum Beispiel für Salomo und Sulamith, das herzig-hemmunglose Liebespaar im „Hohenlied“. Wunderschön und fantasievoll kleiden sie ihre Leidenschaft in Worte. Ihre Geschichte ist ein flammendes Plädoyer für die erotische Liebe. Sulamith lädt ihren Freund ein, die Nacht „unter Zyperblumen“ zu verbringen und von da aus früh am Morgen aufzubrechen zu Weinbergen. Und unter den Granatapfelbäumen -

Zitat: „da will ich dir meine Liebe schenken.“ (Hoheslied 7,13)

120 Zentner Gold und sehr viel Spezerei, Sandelholz und Edelsteine

„Wer hat, dem soll gegeben werden“: Das mag sich die Königin von Saba gesagt haben, als sie Sachen für ihre Reise nach Jerusalem packte. Dort wollte sie endlich Salomo, den sagenumwobenen König Israels kennenlernen. Der lebte zwar schon in Saus und Braus – aber wer würde schon ein paar Zentner Gold und wertvolles Baumaterial ausschlagen? Mehrere Schiffe waren nötig, um das Holz zu transportieren, unzählige Kamele mühten sich mit den Geschenken ab. Offensichtlich konnten sie auch beim Rückweg nicht unbeschwert durch den Wüstensand schlurfen. Denn Salomo revanchierte sich mit seinen Gegengeschenken.

Zitat: „Es kam nie mehr so viel Spezerei ins Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo gab.“ (1. Könige 10,1-13)

Kinder

Kaum ein anderer Wunsch kann so stark sein wie der nach Kindern. Viele Geschichten des Alten Testaments machen Hoffnung, dass vermeintliche Kinderlosigkeit nicht für immer bleiben muss. Allesamt stellen sie in den Vordergrund, dass es nicht Menschenwerk, sondern Gottes Sache ist, ob Kinder gezeugt und geboren werden. Kinder sind eines der eindrücklichsten Zeichen der geschenkten Gnade Gottes.

Zitat: „Sehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk.“ (Psalm 127,3)

Schuldenerlass

Nur wen Schulden selbst mal drückten, kann die Erleichterung des Schuldners nachempfinden, dem sein Gläubiger 500 Silbergroschen erlassen hat. Jesus verwendete diese Situation für ein Gleichnis. Im alten Israel war der Schuldenerlass eine feste Instution: Alle sieben Jahre wurde das „Erlassjahr“ begangen, in dem sämtliche Schulden erlassen werden sollten. Auch an Weihnachten würden sich wohl mehr über einen Schuldenerlass als über Verlegenheitsgeschenke freuen...

Zitat: „Da sie aber nicht bezahlen konnten, schenkte er's beiden.“ (Lukas 7, 39-43)

Uwe Birnstein


Zum Weiterlesen:
Daniel Hell: Leben als Geschenk und Antwort. Weisheiten der Wüstenväter. Herder Verlag, Freiburg (Brsg.) 2005