„Eine literarische Fundgrube“

Hamburger Pastor macht aus der Bibel einen Lese-Roman

Peter Fahr mit seinem Roman „Thora und Heiliges Land“ in der Hand
„Thora und Heiliges Land“ ist ein Band von Peter Fahrs Übersetzung der Bibel in einen Roman.

Die Bibel als Roman zum Lesen – das ist das große Projekt von Peter Fahr, Pastor in Hamburg-Duvenstedt. Dafür studiert und übersetzt er seit fünf Jahren die hebräischen und griechischen Originaltexte des Alten und des Neuen Testaments. Neun Bücher soll sein Bibel-Roman umfassen, und vieles daran ist völlig anders als bei traditionellen Bibelübersetzungen.

„Ich kenne wenig Menschen, die die Bibel komplett durchgelesen haben“, sagt der 57-Jährige. Er findet das „sehr schade“, denn es handele sich um Weltliteratur. Zugleich gebe es viele Hindernisse, gern zum „Buch der Bücher“ zu greifen. Meistens sei die Schrift zu klein und das Papier zu dünn. Das zweispaltige Layout auf jeder Seite sehe auch nicht aus wie gewohnter Lesestoff.

Neue Formulierungen könnten neue Zugänge öffnen

Eine Lesebremse sei vor allem die Nummerierung der Kapitel und einzelnen Verse. Die Ziffern hülfen zwar dabei, bestimmte Sprüche und Passagen schnell zu finden, aber genau das lasse die Bibel eher zu einem ausschließlich frommen Glaubensbuch werden: „Zum lockeren Durchlesen brauchen wir die Zahlen nicht.“

„Die Bibel ist nicht nur ein religiöses Buch, sondern auch eine literarische Fundgrube“, sagt Fahr. Manche der Texte steckten voller Abenteuer und Spannung. Mit seiner Übersetzung und teilweisen Neuordnung der biblischen Bücher will er traditionelle Vorstellungen und „eingefahrene Gleise“ verlassen und „manchen Staub von Jahrhunderten kirchlicher Praxis aus den Sätzen blasen“. Neue Formulierungen könnten neue Zugänge öffnen und die „poetische Qualität“ der Texte wieder deutlich machen.

„Endlich eine Bibelausgabe, die geradezu zum Schmökern einlädt“

Die klassischen „Psalmen“ des Alten Testaments werden bei Pastor Fahr zu „Tempelliedern“, das „Buch der Richter“ wird zum „Buch der Ordnungskräfte“. Die „Evangelien“ heißen bei ihm „Die Jesus-Geschichte“. Langatmige Stammbäume, Gesetze oder Kultvorschriften hat Fahr nicht völlig ignoriert, aber vom Fließtext kenntlich abgesetzt. „So lässt sich schnell überblicken, wo die Erzählgeschichte weitergeht.“ Anmerkungen und Erklärungen, die zum besseren Verständnis nötig sind, finden sich unten auf der Seite und nicht in einem unübersichtlichen Anhang am Ende des Buches.

Drei Bände aus dem Alten Testament liegen bereits vor, zuletzt erschienen die „Erzählungen aus Israel“ in zwei Teilen. Das Neue Testament hat der Pastor als Manuskript schon im Computer, muss es aber noch einmal überarbeiten und in Form und Aufmachung an die bislang erschienenen Bände anpassen. Wenn alles klappt, könnten die Jesus-Geschichte und die „Briefe der Schüler Jesu“ im Laufe des nächsten Jahres erscheinen. Danach will sich Fahr wieder dem Alten Testament zuwenden. Geplant sind zwei Bände „Gottesstimmen“ (= Propheten) und zwei Bände „Poesie der Bibel“. Die Bücher erscheinen im Turmhut-Verlag und sind regulär im Buchhandel erhältlich.

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs findet lobende Worte zu dem ungewöhnlichen Projekt des Gemeindepastors. „Endlich eine Bibelausgabe, die geradezu zum Schmökern einlädt“, schrieb sie ihm auf den Klappentext der „Erzählungen aus Israel“. Die „großartigen biblischen Erzählstoffe“ würden wieder „als das angeboten, was sie ursprünglich waren: spannende und kunstvolle Geschichten“.


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