Landwirtschaftsexperten fordern Umsteuern in der Landwirtschaft

„Kirchentag Mensch-Tier-Schöpfung“ in Dortmund beendet

Die Rechte von Tieren und die Zukunft der Landwirtschaft standen im Mittelpunkt des "Kirchentags Mensch-Tier-Schöpfung" in Dortmund. Angesichts des Kriegs in der Ukraine wird Experten zufolge eine nachhaltige Landwirtschaft noch wichtiger.

Kühe auf einer Weise

Kühe auf einer Weise an einem Wasserlauf

Dortmund (epd). Mit einem Gottesdienst und Fachvorträgen ist am Sonntag der fünfte „Kirchentag Mensch-Tier-Schöpfung“ in Dortmund zu Ende gegangen. Agrarexpertinnen und -experten forderten eine nachhaltige Landwirtschaft. Gerade vor dem Hintergrund gestiegener Preise durch den Ukraine-Krieg sei ein radikales Umsteuern in der Landwirtschaft nötig, sagte die Greenpeace-Expertin für nachhaltige Landwirtschaft, Christiane Huxdorff. Auch der kirchliche Landwirtschaftsexperte Dirk Hillerkus forderte eine Neuorientierung der Agrarpolitik.

Das bisher vorherrschende landwirtschaftliche Modell, das auf Ertragsteigerung und Kostensenkung ausgerichtet sei, sei wenig nachhaltig, sagte Hillerkus am Samstag. Es trage vielmehr zum Klimawandel, zur Belastung des Bodens und der Gewässer und zum Verlust der biologischen Vielfalt bei, warnte der Agraringenieur. „Das aktuelle Ernährungssystem ist geprägt von Lebensmitteln, die an der Kasse wenig kosten, deren Produktion aber Schäden an der Umwelt verursacht“, erklärte der Mitarbeiter des Instituts für Kirche und Gesellschaft der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Die Greenpeace-Expertin Huxdorff warnte davor, als Folge der gestiegenen Lebensmittelpreise durch den Ukraine-Krieg den Umbau zu einer nachhaltigen Landwirtschaft zu vernachlässigen. In Europa würden mehr als 70 Prozent von Weidefläche und Ackerland genutzt, um Tiere zu ernähren, sagte Huxdorff am Freitagabend. Auf diesen Flächen könnten alternativ Lebensmittel produziert werden. Bereits eine Reduzierung der Tierhaltung um zehn Prozent könnte den gesamten Weizen, der aus der Ukraine kommt, kompensieren, sagte Huxdorff. Die Ukraine und Russland gehörten zu den wichtigsten Lieferanten von Getreide, Weizen, Mais und Gerste.

Für eine klimaschonende, nachhaltige Landwirtschaft müsse deutlich weniger Ackerfläche für Futtermittel verwendet werden, erklärte die Greenpeace-Expertin. Zudem müsse der Tierbestand verringert und der Einsatz von Pestiziden beendet werden. Auch die Konsumenten müssten ihren Fleisch- und Milchkonsum deutlich reduzieren.

Trotz der Belastungen durch die Corona-Pandemie und der Sorgen wegen des Ukraine-Krieges habe sich der Kirchentag das Ziel gesetzt, sich für eine „spürbare Wende in Landwirtschaft und Ernährung“ einzusetzen, sagte die Superintendentin des Kirchenkreises Dortmund, Heike Proske, bei der Eröffnung am Freitag. Das Thema sei wichtig, weil es „die Zusammenhänge auf unserer Erde“ und die „gute Schöpfung Gottes“ in den Blick nehme, erklärte die Theologin.

Die Rechte von Tieren und die Zukunft der Landwirtschaft standen im Mittelpunkt des fünften „Kirchentag Mensch-Tier-Schöpfung“ in Dortmund. Mehr als 20 Initiativen, Organisationen und Gruppen aus den Bereichen Tierrecht, Klimaschutz und Nachhaltigkeit präsentierten sich mit Info- und Aktionsständen. Veranstaltet wurde die Zusammenkunft von der evangelischen Lydia-Kirchengemeinde in Dortmund gemeinsam mit dem bundesweiten Verein „Aktion Kirche und Tiere“.