Historiker würdigt Bedeutung Magdeburgs für die Reformation

Der Berliner Historiker Wolfgang Flügel sieht die Stadt Magdeburg vor 500 Jahren als „Bollwerk der Reformation

Der Magdeburger Dom als Wahrzeichen der Stadt

Der Magdeburger Dom (Drohnenfoto vom 09.05.19) ist Predigtkirche der Landesbischoefin bzw. des Landesbischofs der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, evangelische Pfarrkirche und zugleich das Wahrzeichen der Stadt. Der Dom ist die erste von Anfang an gotisch konzipierte und die am frühesten fertiggestellte Kathedrale der Gotik auf deutschem Boden.

Magdeburg (epd). Der Berliner Historiker Wolfgang Flügel sieht die Stadt Magdeburg vor 500 Jahren als „Bollwerk der Reformation“. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er, die Elbestadt nehme eine entscheidende Weichenstellung in der Reformations- und Reichsgeschichte ein: „Ohne Magdeburg wäre die Reformation vielleicht anders verlaufen.“ Die Stadt sei daher auch als „Unseres Herrgotts Kanzlei“ bezeichnet worden.

Nach dem Tod des Reformators Martin Luther (1483-1546) hätten sich in Magdeburg viele lutherische Theologen wie Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) versammelt, sodass in der Stadt die protestantische Lehre weiterentwickelt worden sei. Ein Ergebnis sei die sogenannte Konkordienformel, die 1577 im Kloster Berge bei Magdeburg verabschiedet wurde und bis heute bestimme, was gültige lutherische Lehre sei. „Magdeburg hat also sowohl intellektuell als auch politisch einiges für die Reformation getan“, sagte Flügel.

Als Auslöser der Reformation in Magdeburg gilt eine Predigt Luthers vor fast genau 500 Jahren am 26. Juni 1524 in der Johanniskirche. Die Stadt sowie die evangelische Kirche begehen dieses Jubiläum mit einem Festjahr. Am 15. Juni soll laut dem evangelischen Superintendenten Stephan Hoenen ein eigens für das Jubiläum komponiertes „Reformationsoratorium“ vom Magdeburger Kantatenchor uraufgeführt werden.

Ende Juni sei zudem eine internationale Tagung zum Thema „Reformation und Großstadt“ geplant. Zum Jahrestag von Luthers Predigt soll der Göttinger Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann einen öffentlichen Festvortrag halten. Das Festjahr endet laut Hoenen mit dem Reformationstag am 31. Oktober. Dann soll noch einmal ein Gottesdienst am Ort des historischen Geschehens groß gefeiert werden.

Laut Flügel war Luthers Predigt aber nicht der Auslöser für den Wechsel der Stadt zum protestantischen Glauben. Vielmehr sei das ein längerer Prozess gewesen, sagte der Historiker: „Luthers Predigten lösten die Reformation in Magdeburg nicht aus, aber ebneten ihr den Weg.“

epd-Gespräch: Oliver Gierens