Mehr Unterstützung für arme Länder bei Klimaschäden gefordert

„Klimagerechtigkeit würde bedeuten, dass die Staaten für die Schäden Verantwortung übernehmen, die sie verursachen.", so Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin von Brot für die Welt

Symbolbild: Hilfe für Klimaschäden in armen Ländern

Bonn/Berlin (epd). Vor dem Weltklimagipfel in Spanien mahnen Hilfsorganisationen faire Unterstützung für arme Länder bei der Bewältigung des Klimawandels an. Finanzielle Hilfen bei klimabedingten Schäden und Verlusten stünden in Madrid erstmals weit oben auf der Verhandlungsagenda, erklärte "Brot für die Welt" am Donnerstag. Für die ärmsten Staaten sei der Gipfel vom 2. bis 13. Dezember deshalb von größter Bedeutung. 

„Die ärmsten Menschen, die den Klimawandel nicht verursacht haben, tragen seine gigantischen Kosten", betonte Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin des evangelischen Hilfswerks. Diese könnten sie unmöglich aus eigener Kraft bewältigen. Zusätzliche internationale Finanzzusagen seien deshalb unbedingt erforderlich.

„Von Afrika über Asien bis Lateinamerika leiden Millionen Menschen, vor allem Frauen und Mädchen, unter den Folgen der globalen Erderwärmung, die sie nicht verursacht haben", bekräftigte der klimapolitische Koordinator der Hilfsorganisation Care, Sven Harmeling. Die Regierungen müssten deshalb bis 2022 zusätzliche 50 Milliarden Euro für Verluste und Schäden bereitstellen, die durch den Klimawandel entstünden.
 
Neue Finanzquellen müssten erschlossen werden, forderte Füllkrug-Weitzel. „Wenn den ärmsten Staaten nur Kredite angeboten werden, um mit den Folgen des Klimawandels fertig zu werden, droht ihnen eine massive Verschuldung. Im schlimmsten Fall folgt daraus eine permanente humanitäre Krise." Mit Verweis darauf, dass die G20-Staaten für 80 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich seien, erklärte Füllkrug-Weitzel: „Klimagerechtigkeit würde bedeuten, dass die Staaten für die Schäden Verantwortung übernehmen, die sie verursachen." 

Auch die Umweltschutzorganisation WWF forderte von dem Gipfel eine Stärkung des sogenannten Warschau-Mechanismus, mit dem Entwicklungsländer beim Umgang mit klimabedingten Schäden und Verlusten unterstützen werden sollen. Sein Mandat laufe jetzt aus, aber er müsse in Madrid nicht nur erneuert, sondern verstärkt werden.

Vertreter des Fairen Handels forderten zudem eine radikale Änderung der globalen Handels- und Geschäftsmodelle. „Faire Handelspraktiken müssen ein integraler Teil von Klimapolitik werden", erklärte die Vorsitzende des Forums Fairer Handel, Andrea Fütterer. Kleinbauern im globalen Süden brauchten kostendeckende Preise für ihre Agrarerzeugnisse und einen besseren Zugang zu Krediten und Finanzmitteln, um in Klimaschutzmaßnahmen investieren zu können. 

In Madrid kommen Vertreter aus mehr als 190 Staaten zum 25. Weltklimagipfel zusammen, um über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu beraten. Das Abkommen aus dem Jahr 2015 setzt das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Wenn der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) nicht gedrosselt wird, droht Klimaforschern zufolge ein Temperaturanstieg von mindestens drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts.