Advent – meine Hoffnung auf Heil

EKD-Ratsmitglied Michael Diener lädt ein, die Zeit vor Weihnachten bewusst zu leben

Advent, Symbolbild mit Kugel und Kerzen


„Daran sterbe ich nicht – ich über­lebe das. Ich bin voller Hoffnung.“ Mit so einem zuversichtlichen Bekenntnis hatte ich ganz und gar nicht gerechnet. War Frau K. nicht gerade dem Tod von der Schippe gesprungen, hatte ihr Krebsleiden überwunden, nur um nun mit einer noch bedrohlicheren Krankheitsdiagnose konfrontiert zu werden? Und tatsächlich behielt sie recht – die erlebte Heilung machte sie stark, stark zur erneuten Hoffnung, anstatt in Trübsal oder Selbstmitleid zu ver sinken.

Besonders in der Adventszeit muss ich öfter an mein früheres Gemeinde­glied Frau K. denken. Nicht nur weil ich sie in einer Adventszeit erstmals besuchte, sondern auch deshalb, weil sie mir als ein besonders adventlicher Mensch erschien. Adventszeit ist Hoffnungszeit. Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Wir glauben als Christenmenschen an einen Gott, der diese Welt nicht nur geschaffen, sondern auch gerettet hat. Wir glauben an einen Gott, dem das Treiben auf dem Erdball nicht zu bunt wird, der sich nicht abwendet oder aussteigt, sondern zuwendet und einsteigt – Mensch wird, ganz klein. Also bei Gefahr oder Verdruss nicht fliehen, sondern retten. Das ist doch das Weihnachtsmotto.

Das Unheile soll wieder heil werden, mit Gottes Hilfe. Ich finde es absolut hilfreich, den Advent ganz bewusst zu begehen: In der Advents­zeit fällt der Blick auf den König auf dem Esel, auf adventliche Menschen wie Johannes den Täufer und Maria, die Mutter Jesu. Und in der Adventszeit erinnere ich nicht nur, dass Gott Mensch wurde, sondern ich hoffe auf neues Heil. Der, der Mensch wurde, ist der, der wiederkommt.

„Christliche Hoffnung ermutigt zum aktiven Einsatz in unserer Welt“

Dr. Michael Diener Mitglied des Rates der EKD

In seinem ersten Kommen hat Gott uns gezeigt, wie aus seiner Liebe, Vergebung und Hingabe neues Leben möglich ist, wie es heil werden kann unter uns Menschen. Das erinnere ich. Bei seinem zweiten Kommen wird Gott diese Welt durch und durch erneuern, heilen, neu schaffen – ohne Leid und Tränen, ohne Gewalt und Terror. Das hoffe ich, das erhoffe ich.

Erinnerung und Hoffnung sind die Zwillinge des Advents. Und in ihnen steckt eine große Kraft für das Leben heute. Denn die Perspektive, dass am Ende alles gut wird, dass das Ende ein neuer Anfang ist, macht mich stark für das Leben heute. Und im Heute lebe ich zugleich mit der Ausdauer der Liebe, die Jesus Christus uns in seiner Menschwerdung, seinem Leben, seinem Tod und seiner Auferstehung hat zuteilwerden lassen.

Christliche Hoffnung auf Heil ver­tröstet nicht, macht nicht passiv, sondern sie ermutigt zum aktiven Einsatz in unserer Welt heute. Was im Leben in der Spur Jesu heute oft so klein und nutzlos wirkt, wie Tropfen auf einem heißen Stein, ist aus der Perspektive des zukünftigen Heils der Anfang eines wundervollen Regens. Und es „tropft und tropft“ an so vielen Orten, unter uns und weltweit.

Wie bei Frau K. – die erfahrene Heilung machte sie hoffnungsvoll. Es ist schon einmal gut geworden, und es wird endgültig gut werden. So erlebe ich Advent: als dankbare Hoffnungszeit für das, was Gott schon getan hat, auch durch uns heute tut und am Ziel endgültig tun wird.


Der Text ist ein Auszug aus dem EKD-Magazin zum Themenjahr 2018 „Grüße aus dem Kirchenjahr“. Das Heft ist bestellbar beim Kirchenamt der EKD, Herrenhäuser Straße 12, 30419 Hannover, Tel. 0800/5040602, info@ekd.de