Sandsturm und Wasserknappheit

Militärbischof Rink besucht Bundeswehreinsatz in Mali

Militärbischof Rink mit Militärpfarrer Thomas Hellfritsch im Camp Castor/Mali
Militärbischof Sigurd Rink (li.) mit Militärpfarrer Thomas Hellfritsch im Bundeswehr-Camp Castor/Mali.

Mali, Ende November 2017: Ein heftiger Sandsturm verhindert vorerst den Weiterflug von der Hauptstadt Bamako zum Bundeswehr-Einsatz MINUSMA im Norden des westafrikanischen Landes. Als Militärbischof Sigurd Rink und sein mitreisender Persönliche Referent Klaus Beckmann sich hier festgehalten sehen, ist klar, dass Klimabedingungen und die unterentwickelte Infrastruktur in Mali letztlich alles diktieren. Die Landwege sind so prekär, dass in der Regenzeit eine Passage oft über Wochen ausfällt und ganze Gegenden abgeschnitten sind. Für den Lufttransport steht den UN-Truppen jedoch zu wenig Fluggerät zur Verfügung.

Friedensarbeit unter militärischem Schutz

Die Temperaturen liegen im Norden des Landes bei bis zu 50 Grad Celsius. Als nach knapp zwei Tagen endlich wieder geflogen werden kann, ist der Weg frei zum Feldlager der Bundeswehr Camp Castor in Gao. Rink weiht einen Brunnen ein, der 300 Meter in die Tiefe reicht und die stete Wasserknappheit lindern soll, die hier auch für die Soldaten und Soldatinnen herrscht: Zwei Minuten duschen täglich, mehr ist absolut nicht drin. Gemeinsam mit dem derzeit im Feldlager stationierten evangelischen Militärpfarrer Thomas Hellfritsch hält der Militärbischof eine geistliche Feier, an der sich etwa 60 Soldaten beteiligen. Der Brunnen soll auch für die Bevölkerung lebensnotweniges Nass spenden.

Rink spricht mit vielen Soldaten. Immer wieder taucht die Frage auf, wie dieses Land – drei Mal so groß wie die Bundesrepublik – dauerhaft stabilisiert werden kann. Was die Bundeswehr hier leistet, ist typische Friedensarbeit unter militärischem Schutz. Entwicklungshilfeorganisationen wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) haben sich aus der Arbeit fast ganz zurückgezogen.

Das Leben im Zelt am Rand der Wüste

Können wir das leisten, wofür wir hier sind – und nachhaltig etwas schaffen, das Stabilität bewirkt, fragen die Soldaten. Das Urteil des Militärbischofs ist eindeutig: „Ich denke, es ist ein guter Beitrag“, sagt er zu einer epd-Journalistin. Deshalb erwarte er auch eine Verlängerung des Mandats. Denn jede Alternative wäre schlechter, als hier für Sicherheit, relative Stabilität und Hilfe zu sorgen. Schleuser, Terroristen, Drogen- und Waffenschmuggler fühlen sich durch die Präsenz der Soldaten merklich gestört. Der deutsche Beitrag scheint mit 950 Soldaten im Vergleich zur gesamten UN-Mission in Mali mit 12.000 Militärs klein, ist aber doch wirkungsvoll.

Abends feiern Militärbischof Rink und Militärpfarrer Hellfritsch im Camp Castor mit vielen Soldaten einen Gottesdienst. In seiner Predigt beschreibt Rink das Leben im Zelt am Rand der Wüste als Sinnbild des unsteten Daseins auf der Erde. Das biblische Gottesvolk sei sich seiner Vergänglichkeit und Vorläufigkeit immer bewusst geblieben, was ausgehalten werden könne im Blick auf die verheißene Zukunft Gottes. Wenn auch alles menschliche Wirken vergänglich sei, sei doch keinesfalls gleichgültig, ob Menschen sich einsetzten für gerechtere Verhältnisse. „Wer hier Unrecht einfach zulässt, übt Verrat an der Zukunft der Welt, die Jesus Christus selbst ist.“

Sieben Strophen „Der Mond ist aufgegangen“ im Wüstensand

Mit dem Zitat von Bertold Brecht: „Wer kämpft, kann verlieren, wer aber nicht kämpft, hat schon verloren“ nimmt Rink für den friedensschaffenden Einsatz der Bundeswehr Partei. Der Gottesdienst endet mit allen sieben Strophen des Abendliedes von Matthias Claudius; im von der Tageshitze noch immer heißen Wüstensand und unter zunehmendem Mond war dies allen Beteiligten ein unvergessliches Erlebnis.

Um nachhaltige Gestaltung der malischen Verhältnisse bemüht sich auch die Trainingsmission der Europäischen Gemeinschaft (EUTM) in Bamako und Koulikoro, wo nochmals 200 Bundeswehrsoldaten die militärische Ausbildung von bislang 10.000 einheimischen Kräften unterstützen. Der deutsche Anteil der internationalen Einsätze in Mali sei ethisch in jedem Fall vertretbar, meint Rink. Er hoffe auf eine Verlängerung des Mandats durch den Bundestag, brauchten die Soldaten doch Handlungssicherheit auf lange Sicht. Zu hoffen bleibe, dass wieder mehr zivile Maßnahmen zur Stabilisierung des Landes beitrügen. Das Auswärtige Amt fördert jedenfalls ein Dialogvorhaben mit dem Projektnamen „Unterstützung von Stabilisierung und Frieden in Mali“.

Gemeinsam mit dem im Süden Malis eingesetzten katholischen Militärpfarrer Gundolf Brosig besuchte Rink die im Jahr 2013 erbaute Marienwallfahrtskirche oberhalb der Stadt Bamako. Beide waren anschließend Gäste des deutschen Botschafters, der sich über den Dienst der Militärseelsorge in Mali informierte und seinen Respekt für die Leistung der Bundeswehrsoldaten ausdrückte.

Ev. Seelsorge in der Bundeswehr