Gerechter Frieden – Gerechter Krieg in heutiger Zeit
Militärbischof und Militärdekan diskutieren Friedensfragen in Dublin/Irland
Zum Volkstrauertag haben der Evangelische Bischof für die Seelsorge in der Bundeswehr Dr. Sigurd Rink und der Leitende Militärdekan Dr. Dirck Ackermann im Rahmen eines vom Glencree Centre for Peace and Reconcilation organisierten Seminars in Dublin/Irland internationale Friedensfragen erörtert.
Ackermann stellte in seinem Vortrag das historische Konzept eines „Gerechten Krieges“ vor und erläuterte die insbesondere in der deutschen Friedensethik entwickelte Idee eines „Gerechten Friedens“, bevor er nach den Voraussetzungen für einen gerechten Frieden heute fragte. Die Aktualität wurde dabei im englischen Titel seines Vortrages deutlich: „Just Peace and Just War in Modern Times“. Anschließend ging Bischof Rink auf die Friedensethik Martin Luthers ein, deren ethische Herausforderungen für die Bewahrung des Friedens bis heute Bestand haben, wie er vor dem interessierten Publikum im gut besetzten Gemeindesaal der lutherischen Gemeinde deutscher Sprache in Dublin ausführte.
Versöhnung als Prozess im Alltag jedes Einzelnen
Bei einer weiteren Veranstaltung im südlich von Dublin gelegenen Glencree diskutierte Rink zusammen mit dem Gesandten der Deutschen Botschaft in Irland, Joseph Reichhardt, dem Gesandten der französischen Botschaft in Irland, Lionel Paradisi-Coulouma und dem Militärattaché an der deutschen Botschaft in London, Oberst Jörg Rütten, was sich aus der Betrachtung der Vergangenheit für die Frage nach Versöhnung in unserer Gegenwart lernen lässt. Die Stimmen aus Politik, Kirche, Zivilgesellschaft und Militär vermittelten dabei einen breiten Zugang zum Thema, welches die Teilnehmer des Podiums auch auf dem Hintergrund ganz persönlicher Erfahrungen in den Blick nahmen. Betont wurde von allen Seiten, dass Versöhnung nicht allein Ziel politischer Bemühungen sein könne, sondern Versöhnung vielmehr einen Prozess beschreibe, der im Alltag jedes Einzelnen seinen Platz finde. Barbara Welsh, Leiterin des Glencree Centre for Peace and Reconciliation, moderierte das Gespräch, an dem auch der irische Major General Cotter und der irische Friedensaktivist Reverend Ken Newell teilnahmen.
In einem ökumenischen Gottesdienst am Volkstrauertag betonte der deutsche Militärbischof in seiner Predigt die Bedeutung des Gewissens für die christliche Lebensführung und das soldatische Handeln. Dabei nannte er als Beispiel den deutschen Feldwebel Anton Schmid, der als Wehrmachtsangehöriger während des Zweiten Weltkriegs hunderten Juden die Flucht aus dem Ghetto von Wilna ermöglichte und sie damit vor dem Tod bewahrte. Schmids Handeln zeugt in vorbildlicher Weise davon, dass dem Ruf des Gewissens zu folgen sei, auch wenn ein militärischer Befehl dem entgegenstehe.
Kranzniederlegung an der Gedenkhalle
Nach dem Gottesdienst zog die versammelte Gemeinde aus der voll besetzten Kirche zu dem nur wenige Schritte entfernten deutschen Soldatenfriedhof von Glencree. In der Landschaft der Wicklow Mountains wurde die Kriegsgräberstätte in den Jahren von 1959 bis 1961 durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ausgebaut. Hier ruhen 134 Gefallene, überwiegend aus dem Zweiten Weltkrieg, deren die Besucher mit einer Kranzniederlegung an der Gedenkhalle gedachten.
Die Veranstaltungen anlässlich des Volkstrauertags in Glencree wurden vom Glencree Centre for Reconciliation in Zusammenarbeit mit der Deutschen Botschaft und der EKD-Auslandsgemeinde in Dublin vorbereitet.
Sven Behnke