Bischöfin Käßmann beklagt verfrühten Weihnachtsrummel

Umfrage: Deutsche wollen keine Zimtsterne im Sommer

Hannover/Hamburg (epd). Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat an die Verbraucher appelliert, bereits jetzt im Handel angebotene Weihnachtsartikel zu ignorieren. "Wir sollten als Christinnen und Christen Politik mit dem Einkaufskorb machen", erklärte die evangelische Theologin am Donnerstag in Hannover. Einzelne Handelsketten hatten bereits Ende August mit dem Verkauf von Dominosteinen und Weihnachtsgebäck begonnen.

Wer jetzt kaufe, fördere nur einen noch früheren Beginn des ganzen Rummels und "vielleicht fangen wir dann Ostern mit Lebkuchen an", fügte Käßmann hinzu. Sie habe grundsätzlich nichts dagegen, dass der Handel mit Weihnachten ein Geschäft macht. "Aber eine gnadenlose Vermarktung von Advent und Weihnachten ist geradezu eine Gegenbotschaft zu dem, was die Bibel erzählt." Christen sollten darauf bestehen, dass ihre Glaubensinhalte respektiert werden.

Die große Mehrheit der Deutschen lehnt einer Umfrage zufolge den immer früheren Verkauf von Weihnachtsartikeln ab. 80 Prozent von 1.004 Befragten wollten nicht schon im Oktober oder noch früher Lebkuchen oder Schoko-Nikoläuse in den Regalen sehen, heißt es in einer am Donnerstag in Hamburg veröffentlichten Emnid-Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Chrismon". 45 Prozent der Deutschen erwarten Weihnachtsprodukte erst ab dem 1. Advent in den Supermärkten.

Wenn der Einzelhandel wolle, könne er ein "November-Wohlfühlfest" kreieren und dafür eigene Lieder und Rituale erfinden, so Käßmann, die mehr als drei Millionen Protestanten in der größten deutschen Landeskirche repräsentiert. Aber mit Christentum habe das dann nichts mehr zu tun. Bei Christen komme vor dem Advent "erst der November, Volkstrauertag, Buß- und Bettag, Ewigkeitssonntag mit Totengedenken." Dies aber passe nicht in die Planungen der Werbung, wo jede Form der Nachdenklichkeit vermieden werde.

Auch Pastor Hinrich Westphal vom Hamburger Verein "Andere Zeiten - Initiativen zum Kirchenjahr" kritisierte eine viermonatige Vorweihnachtszeit. "Wir laufen Gefahr, eine Rundumgesellschaft ohne inhaltlichen Rhythmus und kulturelle Höhepunkte zu werden", so der evangelische Theologe. Viele Menschen sehnten sich mit Blick auf Weihnachten nach Stille. Seit zehn Jahren bietet der ökumenische Verein den Adventskalender "Der Andere Advent" (http://www.anderezeiten.de/) an.

Nur vier Prozent der Deutschen hätten nichts gegen ein ganzjähriges, Angebot von Weihnachtsartikeln einzuwenden, hieß es in der Emnid-Umfrage weiter. Der Starkoch Johann Lafer beklagte in "Chrismon" eine Berieselung mit Weihnachtsmusik schon im Oktober: Überall erklinge "Stille Nacht", an jeder Ecke stehe ein Weihnachtsmann. Für die Initiatoren der mittlerweilen ökumenischen Aktion "Advent ist im Dezember" (http://www.advent-ist-im-dezember.de/) beginnt die Weihnachtszeit in diesem Jahr am 28. November, dem ersten Sonntag im Advent.

02. September 2004