Evangelische Entwicklungsorganisationen wollen fusionieren

Diakonie plant kompletten Umzug nach Berlin bis 2013

Frankfurt a.M. (epd). Die drei kirchlichen Entwicklungsorganisationen Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), "Brot für die Welt" und Diakonie Katastrophenhilfe wollen fusionieren. Es solle ein einziges Werk für Entwicklungspolitik und -zusammenarbeit entstehen, teilte der EED am Freitag in Bonn mit. Als gemeinsamer Standort ist demnach Berlin geplant. Der Umzug der Hilfswerke aus Bonn und Stuttgart ist für 2012 oder 2013 vorgesehen. Darüber hinaus will das Diakonische Werk, zu dem neben "Brot für die Welt" und Katastrophenhilfe noch weitere Bereiche gehören, komplett von Stuttgart nach Berlin ziehen.

Ziel sei es, alles was zur Diakonie gehöre bis 2013 in Berlin unter einem Dach zusammenzuführen, sagte Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik. Dazu werde ein geeigneter Standort in Nähe des Regierungsviertels gesucht. Zuvor seien die Mitarbeiter über die Pläne informiert worden.

Mit der Diakonie würde erstmals ein großes Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) als Ganzes nach Berlin umziehen. Derzeit ist das evangelische Hilfswerk in der Bundeshauptstadt und in Stuttgart ansässig. Um den Teil-Umzug hatte es vor sechs Jahren erheblichen Streit und Widerstand seitens der Mitarbeiter gegeben.

Zur künftigen Entwicklungszusammenarbeit äußerten der EED-Aufsichtsratsvorsitzende, Präses Nikolaus Schneider, und der Präsident des Diakonischen Werkes die Hoffnung, dass diese durch den Zusammenschluss "massiv gestärkt" werde. Der Rat der EKD begrüßte das Vorhaben einer Fusion, die von EKD-Synode 1998 in Münster erstmals angeregt worden war.

Der in Bonn ansässige EED fördert Projekte in rund 80 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika und Südosteuropa. "Brot für die Welt" (Stuttgart) kämpft gegen Hunger und Armut weltweit und sammelte dafür 2006 mehr als 50 Millionen Euro an Spenden. Die Diakonie Katastrophenhilfe (ebenfalls Stuttgart) ist in Krisen- und Katastrophensituationen im In- und Ausland im Einsatz.

"Wir halten den Zusammenschluss für notwendig, er stärkt die Werke und er stärkt die Entwicklungsarbeit im In- und Ausland", sagte der EED-Vorstandsvorsitzende, Konrad von Bonin. Zum weiteren Fahrplan sagte er, die Fragen nach Rechtsform, Zeitplan, weiterem Verfahren und Finanzen seien derzeit noch offen. Erste Vorschläge sollten den Aufsichtsgremien des EED und des Diakonischen Werkes im Juni vorgelegt werden. Der Umzug soll den Angaben zufolge nicht aus Spendenmitteln finanziert werden.

Diakoniepräsident Kottnik sagte, er hoffe, dass es zu einem neuen Werk "unter dem Dach der Diakonie" komme. Nationale und internationale Diakonie könnten im Zusammenwirken voneinander lernen. Schneider zufolge gibt es "auch andere Optionen" für die Rechtsform des Zusammenschlusses.

Schneider betonte, dass ihm die Zustimmung zur Fusion nicht leicht gefallen sei. Für die rund 200 EED-Mitarbeiter, die zum Teil schon einen beruflich bedingten Umzug hinter sich hätten, sei das "heftig". Es solle alles getan werden, den neuerlichen Umzug für die Mitarbeiter so verträglich wie möglich zu gestalten. Der EED wurde 1999/2000 aus vier verschiedenen kirchlichen Hilfswerken gegründet und damals in Bonn angesiedelt.

Bonin kündigte an, die Mitarbeiter sollten am Entstehungsprozess des neuen Werks beteiligt werden. So viele wie möglich sollten gewonnen werden, mit nach Berlin zu gehen, da man ihre Kompetenz brauche. Auch bei der Diakonie sollen nach Worten Kottniks die rund 240 betroffenen Mitarbeiter einbezogen werden. Daher habe man auch so frühzeitig informiert.

Die Aufsichtsräte von EED und Diakonischem Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hatten sich der Mitteilung zufolge bei Sitzungen in dieser Woche für den Zusammenschluss entschieden.

01. März 2008

Pressemitteilung von EED und Diakonischem Werk der EKD


Entwicklungsorganisationen der evangelischen Kirche

Frankfurt a.M. (epd). Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED), "Brot für die Welt" und die Diakonie Katastrophenhilfe sind die drei großen Entwicklungsorganisationen der evangelischen Kirche. Sie sollen künftig in Berlin ein evangelisches Werk für Entwicklungspolitik und -Zusammenarbeit bilden. Die Fusion ist bis 2012 oder 2013 geplant.

Im Mittelpunkt der Arbeit des EED stehen Armutsbekämpfung, Menschenrechte, Frieden und Umweltschutz. Die Organisation fördert Projekte in etwa 80 Ländern in Afrika, Asien, Lateinamerika sowie im Nahen Osten und in Osteuropa. "Brot für die Welt" kämpft mit einer jährlichen Spendenaktion gegen Hunger und Armut weltweit. Die Diakonie Katastrophenhilfe ist in Krisen- und Katastrophengebieten im In- und Ausland engagiert.

Der Evangelische Entwicklungsdienst mit Sitz in Bonn gehört zu den größten nichtstaatlichen Hilfswerken in Deutschland. 2005 hatte er Einnahmen in Höhe von fast 150 Millionen Euro - darunter staatliche und kirchliche Mittel sowie Spenden der Aktion "Brot für die Welt", mit der eine Kooperation besteht. Der größte Teil der EED-Einnahmen stammt aus dem Haushalt des Bundesentwicklungsministerium.

Im Zentrum der EED-Aktivitäten steht die langfristige Entwicklungsarbeit. In Deutschland fördert der Entwicklungsdienst zudem die Nord-Süd-Diskussion, wirbt für eine gerechte Weltwirtschaft, "fairen Handel" und angepassten Tourismus.

Auch die Hilfsaktion "Brot für die Welt", wie die Katastrophenhilfe ansässig im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Stuttgart, widmet sich der langfristigen Entwicklungsarbeit. Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Dabei geht es vor allem um die Bekämpfung von Hunger und Armut sowie eine bessere Gesundheitsversorgung. Zudem werden Projekte für Bildung, Frieden, Umwelt und Menschenrechte gefördert.

"Brot für die Welt" sammelt mit einer jährlich am ersten Advent eröffneten Aktion Spenden für seine Vorhaben. Im Jahr 2006 kamen dabei 51,5 Millionen Euro zusammen. Das 1959 gegründete Hilfswerk wird von evangelischen Landes- und Freikirchen getragen, es trägt das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).

Der EED, der 1999/2000 gegründet wurde, wird ebenfalls von Landes- und Freikirchen sowie von der EKD und der altkatholischen Kirche getragen. Er entstand aus vier kirchlichen Entwicklungshilfewerken, die damals zusammengelegt wurden: die "Evangelische Zentralstelle für Entwicklungshilfe", "Dienste in Übersee", den Kirchlichen Entwicklungsdienst und Teile des Evangelischen Missionswerks.

29. Februar 2008