Diakonie-Experte: Helfer in Birma stehen mit einem Bein im Gefängnis

Rangun/Frankfurt a.M. (epd). Das Militärregime in Birma (Myanmar) behindert nach Angaben der Diakonie Katastrophenhilfe die Hilfe für die Opfer des Wirbelsturms weiter massiv. "Wenn Sie hier Hilfe leisten wollen, stehen Sie mit einem Bein im Gefängnis", sagte der Birma-Experte des evangelischen Hilfswerks, Peter Rottach, am Dienstag in Rangun in einem telefonischen epd-Gespräch.

Unter vielen einheimischen Hilfsorganisationen in Birma sei eine große Angst wahrzunehmen. Da Treibstoff rationiert und Vorratshaltung verboten sei, gerate man schnell in die Illegalität, wenn man Hilfsgüter mit Booten oder Lastwagen transportieren wolle. Aus Angst, Lastwagen könnten konfisziert werden, setzten einige Hilfsorganisationen daher Taxis oder Minibusse ein.

"Ich habe den Eindruck, dass man hier fast eine Nacht-und-Nebel-Aktion starten muss", sagte Rottach, der sich seit Freitag in Birma aufhält. Einige Partnerorganisationen der Diakonie Katastrophenhilfe könnten aber wohl bald mit Erlaubnis der Regierung mit der Nothilfe beginnen. Zu den am meisten verwüsteten Gebieten haben ausländische Helfer laut Rottach dennoch weiter keinen Zutritt.

Der Birma-Experte konnte im Ostzipfel des Irrawaddy-Deltas Regionen mit Zerstörungen mittleren Ausmaßes besuchen: "Ich war in Dörfern, wo kein Haus mehr stand." Aus den am schlimmsten betroffenen Gebieten kämen inzwischen haarsträubende Berichte und Bilder "von toten Kindern, die zuhauf im Schlick liegen oder an Bäumen hängen". Rottach vermutet, dass ganze Landstriche dort apokalyptisch aussehen: "Es ist die Rede von Hunderten von Dörfern, die völlig ausradiert worden sind."

Die Sorge des Diakonie-Mitarbeiters gilt vor allem den Menschen in den unzugänglichen zerstörten Dörfern. Viele hätten sich zwar zu buddhistischen Klöstern, Kirchen, Sammelstellen oder Regierungscamps aufgemacht. "Doch niemand weiß, wie viele es wegen Verletzung, Schwäche oder Alter nicht dorthin geschafft haben", sagte Rottach. Er forderte direkten Zugang der ausländischen Helfer zu den Opfern des Wirbelsturms in die Katastrophengebiete. Die Hilfswerke sollten auch nicht verpflichtet sein, ihre Güter bei den Behörden abzugeben, sondern sie selbst verteilen können.

Rottach rief auch dazu auf, an das Bestellen der Felder denken, was wegen des Monsunregens in vier Wochen anstehe. Die Bauern im "Brotkorb" Irrawaddy-Delta müssten sofort ihr verlorenes Saatgut ersetzt bekommen, um einer Hungersnot vorzubeugen.

13. Mai 2008

Diakonie-Katastrophenhilfe