Unabhängig in kirchlicher Trägerschaft

epd ist auf dem hart umkämpften Medienmarkt anerkannt

Von Thomas Schiller (epd)

Frankfurt a.M. (epd). Der Markt für Nachrichtenagenturen in Deutschland gilt als der härteste der Welt. Fünf Vollanbieter kämpfen um den Platz in Zeitungsspalten und Nachrichtensendungen: die Deutsche Presse-Agentur (dpa), der Deutsche Depeschendienst (ddp) und seine Tochter Deutscher Auslands-Depeschendienst (DAPD) sowie die deutschen Dienste der Weltagenturen Reuters und Agence France-Presse (AFP).

Weltweit einmalig ist auch, dass sich zwei kirchlich getragene Agenturen in diesem Markt bewegen: die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) und der Evangelische Pressedienst (epd). Er ist von allen deutschen Agenturen die älteste und feiert am 3. Februar sein 100-jähriges Bestehen. Seit 1910 werden Meldungen mit dem Kürzel EPD - damals noch in Großbuchstaben - verbreitet und von Tageszeitungen nachgedruckt.

Das Wort "evangelisch" im Namen ist für die Zeitungen und Rundfunksender kein Hindernis, die epd-Nachrichten genauso zu nutzen wie das Material der "weltlichen" Mitbewerber. Denn der Evangelische Pressedienst wird zwar kirchlich getragen, seine rund 80 Redakteurinnen und Redakteure indes arbeiten unabhängig. "epd steht für Kompetenz, journalistische Qualität, deine durchaus kritische, aber seriös solide Berichterstattung", sagt Hans-Joachim Fuhrmann, Kommunikationsexperte beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger.

Besondere Stärken des epd liegen neben seinem Kernfeld Glauben, Ethik und Kirche auch in den Bereichen Sozial- und Entwicklungspolitik, Kultur und Medien. "Der epd ist für gesellschaftliche Themen profiliert", sagt der Nachrichtenchef des Deutschlandfunks, Marco Bertolaso. Der Kölner Sender arbeitet wie viele andere Radiostationen intensiv mit den Meldungen des epd.

Zu den epd-Kunden gehören neben allen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten rund zwei Drittel der deutschen Tageszeitungen, darunter sämtliche überregionalen Blätter von der "FAZ" bis zur "taz". Die Spanne der Regionalzeitungen, die epd abonniert haben, reicht von Kiel bis Konstanz und von Saarbrücken bis Frankfurt an der Oder. Sie nutzen die Texte, Bilder und Infografiken für die Blattgestaltung oder den Online-Auftritt ihrer Verlage.

Dass die evangelische Kirche sich Medien leistet, deren Redaktionen frei von der Weisung von Bischöfen und Kirchenämtern arbeiten, mag zunächst überraschend klingen. Die unabhängige evangelische Publizistik hat aber eine lange Tradition. Spätestens nach den Irrwegen der NS-Zeit, in der weite Teile des Protestantismus sich von der Nazi-Ideologie vereinnahmen ließen, wurde der Wert einer kritischen Begleitung auch zum Nutzen der Kirche selbst erkannt. Wenn Missstände von den "eigenen" Medien aufgedeckt werden, führt dies gelegentlich zu schmerzhaften, letztlich aber heilsamen Auseinandersetzungen.

Wie kritisch epd auch über die evangelische Kirche selbst berichtet, ist für die Kunden des epd das Kriterium, das die Meldungen einer professionell arbeitenden Agentur unterscheidet von der Vielzahl von PR- und Werbetexten, die auch von kirchlichen Organisationen verbreitet werden. Das Forschungsinstitut aserto in Hannover hat 2009 die epd-Berichterstattung untersucht und eine Reihe von Redaktionen und Experten befragt. "Dezidiert kirchliche Themen aus dem evangelischen Spektrum kämen in den Massenmedien ohne den epd nur noch sehr vereinzelt vor", fasst aserto-Chef Lars Harden das Ergebnis zusammen. Die Rolle der Agentur werde sich allerdings mit den Umbrüchen des Medienmarktes weiter verändern.

Auch die evangelische Kirche beschreitet neue Wege. Im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt, unter dessen Dach die epd-Zentralredaktion arbeit und unter anderem auch das evangelische Magazin "chrismon" entsteht, wurde 2009 das Online-Portal "www.evangelisch.de" aufgebaut. Es bietet in Online-Foren Treffpunkte im weltweiten Netz. Aktuelle Nachrichten aus der kirchlichen Welt bezieht dieses moderne Medium aus einer zuverlässigen Quelle, die es seit nunmehr 100 Jahren gibt. Die Meldungen tragen das Signum epd.

21. Januar 2010

Evangelischer Pressedienst (epd)