Gedenken an Stuttgarter Schulderklärung

Ehrung für Niemöller

Dachau (epd). Die evangelische Kirche erinnert an die Stuttgarter Schulderklärung, die vor 65 Jahren veröffentlicht wurde. Am 19. Oktober 1945 hatte die Evangelische Kirche in Deutschland ihre Mitverantwortung für die Verbrechen des Nazi-Regimes bekannt. Führende Köpfe des deutschen Protestantismus erklärten kurz nach Kriegsende, nicht mutig genug gegen das NS-Regime gekämpft zu haben. Mit dem Bekenntnis öffneten sie der evangelischen Kirche den Weg für einen Neuanfang auch auf internationalem Parkett.

Einer der Initiatoren des Papiers war der evangelische Theologe Martin Niemöller (1892-1984). Der ursprünglich national-konservativ geprägte Theologe gilt als Mahner und Kämpfer für Frieden und Gerechtigkeit, dessen Stimme in der weltweiten Ökumene Gehör fand. Der gebürtige Westfale war 1933 Mitbegründer des "Pfarrernotbundes" gegen die regimetreuen "Deutschen Christen". Daraus ging die Bekennende Kirche hervor. Niemöller war "persönlicher Gefangener Adolf Hitlers" in den KZs Sachsenhausen und Dachau. 1947 wurde er erster hessen-nassauischer Kirchenpräsident.

In Erinnerung an den ehemaligen Dachauer Häftling Niemöller bekommt dessen Sohn, Heinz Hermann Niemöller, am Sonntag (17. Oktober) im Rahmen eines Gottesdienstes in der evangelischen Versöhnungskirche auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte die Martin-Niemöller-Friedenstaube verliehen. Die lebensgroße Taube aus Bronze wurde von dem Landshuter Künstler Richard Hillinger gefertigt.

"Die Friedenstaube soll an Martin Niemöller als einen der Väter der westdeutschen Friedensbewegung erinnern", erklärte der Pfarrer der Versöhnungskirche, Björn Mensing, am Freitag dem epd. Niemöller habe seine Mitschuld an den Nazi-Verbrechen schon während des "Dritten Reichs" eingesehen und die Konsequenzen gezogen. Daraus sei unter anderem die Stuttgarter Schulderklärung entstanden.

Der Künstler Hillinger hat bisher insgesamt 30 Friedenstauben geschaffen, die nach Persönlichkeiten benannt sind, die sich für Menschenrechte eingesetzt haben - darunter der Schriftsteller Wolfgang Borchert oder die Philosophin Edith Stein, die im KZ Auschwitz-Birkenau starb. Die Tauben gehen nach ihrer Übergabe auf Wanderschaft in alle Welt und sollen beispielsweise in Ministerien oder Schulen aufgestellt werden. Schirmherren des Kunstprojekts sind unter anderem die ehemaligen Staatsoberhäupter Roman Herzog, Michail Gorbatschow und Vaclav Havel.

15. Oktober 2010

Evangelische Versöhnungskirche Dachau

Die Stuttgarter Schulderklärung