Johannes Friedrich: „Siedlungsbau um des Frieden willens stoppen“

Der Vorsitzende der Evangelischen Mittelostkommission (EMOK), Dr. Johannes Friedrich, hat anlässlich des Endes der „Weltweiten Aktionswoche für Frieden in Palästina und Israel“ betont, dass es notwendig sei, berechtigte Kritik an der Politik des Staates Israel zu üben, und zugleich davor gewarnt, die in Deutschland lebenden Juden für die verfehlte Politik der israelischen Regierung haftbar zu machen. Der ehemalige bayrische Landesbischof Friedrich ist Mitglied des Rates der EKD und beschäftigt sich in dem Leitungsgremium der EKD schwerpunktmäßig mit Themen des Nahen Ostens.

In Bertholdsdorf / Franken bezeichnete Friedrich es als skandalös, dass Christen jahrhundertelang die Gemeinschaft mit Juden nicht gesucht hätten. „Auch heute macht sich in antiisraelischer Kritik oft eine antisemitische Haltung breit, die Opfer – und solche waren Juden über Jahrhunderte – allgemein zu Tätern herbeiredet.“, erinnerte Friedrich: „Eine kritische Beurteilung der Politik der israelischen Regierung ist aber leider immer wieder nötig.“ Er lobte diesbezüglich die Äußerungen von Bundespräsident Joachim Gauck während dessen Besuch in Israel und den palästinensischen Gebieten als mustergültig: „Der Bundespräsident hat keinerlei Zweifel gelassen an der Treue, die wir als Deutsche gegenüber der Existenzberechtigung Israels und der Sicherheit für israelische Bürger haben. Aber er hat ebenso klar seine Fragen bezüglich des Mauerbaus und der Siedlungspolitik geäußert. Und er hat deutlich gemacht, dass uns das Schicksal der Palästinenser, die unter israelischer Besatzung leben müssen, und leiden, nicht egal sein kann.“ Als Christ könne man sich solcher Kritik am israelischen Siedlungsbau anschließen und erwarten, dass Israel um des Friedens willen den Siedlungsbau stoppe.

Friedrich verwies auf die Botschaft der vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) jährlich veranstalteten Aktionswoche, dass es an der Zeit sei, dass Palästinenser und Israelis einen gerechten Frieden teilen, die Besetzung zu beenden und die verwundeten Seelen zu heilen: „Der Traum des einen Volkes kann nicht auf Kosten des anderen verwirklicht werden.“

Die EMOK vereint 35 Kirchen, Missionswerke, Hilfswerke und christliche Organisationen, die Beziehungen zum Mittleren Osten pflegen, und fördert die Zusammenarbeit und den Austausch ihrer Mitglieder untereinander und mit den Christen, den Kirchen und Partnern im Mittleren Osten. Sie fördert insbesondere die Zusammenarbeit zu Themen des christlich-jüdischen und des christlich- islamischen Dialogs und verfolgt die politische und die gesellschaftliche Entwicklung in der Region. Die EMOK berät den Rat der EKD sowie deren Gliedkirchen.

Evangelische Mittelost-Kommission (EMOK) Weltweite Aktionswoche für Frieden in Palästina und Israel

04. Juni 2012