Propst in Jerusalem: Menschen sind erschöpft

Nach den jüngsten iranischen Angriffen spricht der evangelische Propst in Jerusalem, Joachim Lenz, von einer dramatisch verschärften Sicherheitslage in Israel und schildert eine tiefe Erschöpfung und Angst unter den Menschen. „Wir dachten, es könne nicht mehr schlimmer kommen - aber es kam schlimmer“, sagte der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land dem Internetportal „evangelisch.de“: „Menschen in meiner Gemeinde sind müde.“

Jerusalemer Propst Joachim Lenz (Foto vom 12.08.2022)

Jerusalemer Propst Joachim Lenz.

Frankfurt a.M./Jerusalem (epd). Nach den jüngsten iranischen Angriffen spricht der evangelische Propst in Jerusalem, Joachim Lenz, von einer dramatisch verschärften Sicherheitslage in Israel und schildert eine tiefe Erschöpfung und Angst unter den Menschen. „Wir dachten, es könne nicht mehr schlimmer kommen - aber es kam schlimmer“, sagte der Vertreter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land dem Internetportal „evangelisch.de“: „Menschen in meiner Gemeinde sind müde.“

Lenz sagte: „Nach anderthalb Kriegsjahren seit dem Terror am 7. Oktober hatten wir gedacht, dass die Gewalt irgendwann weniger wird. Nun gehen wir nachts in die Schutzräume, wenn iranische Raketen fliegen; die Bundesregierung organisiert Evakuierungsflüge für Bundesbürger über Jordanien.“ Jerusalem selbst werde nicht angegriffen, in Tel Aviv oder Haifa sehe das ganz anders aus, „natürlich auch in Teheran“, sagte Lenz in dem am Mittwoch veröffentlichten Interview.

Die angespannte politische Situation wirke sich auch auf das Leben der christlichen Gemeinden in Israel und Palästina aus. „Seitdem die Bomber und Raketen fliegen, herrscht Ausnahmezustand: Schulen und Geschäfte sind geschlossen, auch Gemeindeveranstaltungen sind untersagt. Das betrifft auch Gottesdienste, egal ob jüdisch, muslimisch oder christlich.“ Seine Gemeinde komme per Zoom zusammen.

Christen aus Deutschland seien in Israel in einer doppelten Minderheitenposition, fügte Lenz hinzu: „Als Kirchen sollten wir vorsichtig beim Urteilen sein und den Partnerinnen und Partnern gut zuhören, die wir in Israel und bei den palästinensischen Kirchen haben.“ Leid und Aussichtslosigkeit seien auf beiden Seiten „unfassbar tief, Israelis wie Palästinenser fühlen sich von der ganzen Welt verlassen - und auch das wird nicht besser, sondern immer schlimmer“.