Der Europäische Stationenweg in Riga

„Kirchen der Reformation als Wegbereiter für ein geeintes und menschliches Europa“

Am heutigen Samstag, 18. März, macht das Geschichtenmobil des Europäischen Stationenwegs Halt in der lettischen Hauptstadt Riga. Dort wird sichtbar, dass das 500-jährige Reformationsgedenken für Lettland eine besondere Relevanz besitzt. Bereits 1522 schloss sich Riga der Reformation an. Sie trug maßgeblich zur Entwicklung des lettischen Schrifttums bei.

Das Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs, begrüßt gemeinsam mit dem Erzbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands, Jānis Vanags, den Reformationstruck auf dem Rigaer Domplatz und sagt in ihrem Grußwort: „Uns allen ist es bewusst, dass nationalistische und ausgrenzende Töne in Europa wieder lauter werden. Der Stationenweg setzt klar ein anderes Zeichen: Uns verbindet mehr, als uns trennt. Vielfalt ist eine Stärke, wenn sie im Geist der Gemeinschaft gelebt wird.“ Der gemeinsame Glaube an Christus als den Herrn der Welt führe zusammen. Auf diese Weise könnten die Kirchen der Reformation „Wegbereiter für ein geeintes und menschliches Europa sein“, betont die Bischöfin.

Fehrs äußert sich bestürzt zur Abschaffung der Frauenordination in der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands: Die Entscheidung der Synode vom Juni 2016, Frauen durch eine Verfassungsänderung vom geistlichen Amt auszuschließen, habe „innerhalb und außerhalb Lettlands große Erschütterung, ja Empörung ausgelöst“. Es werde „vor allem der Evangelisch-Lutherischen Kirche Lettlands selbst schaden, wenn sie das geistliche Potenzial von Frauen nicht mehr nutzt und sie in eine nachgeordnete Rolle zurückstößt“, so Fehrs.

Auch der Friedensbeauftragte des Rates der EKD und Schriftführer der Bremischen Evangelischen Landeskirche, Renke Brahms, ist zu Gast in Riga und würdigt beim Empfang der Deutschen Botschaft in einem Grußwort den europäischen Gedanken, der in der Reformation begründet liege. „Das verpflichtet uns in der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht nur, die Gemeinschaft der Kirchen in Europa zu pflegen, sondern ist uns selbstverständlicher Auftrag und eine Freude. Kirche kann heute nur europäisch, ja, global gedacht werden. Sie kann nur ökumenisch gedacht und geglaubt werden, wenn sie nach dem Willen Gottes fragt und der Bitte Jesu um Einheit folgt.“

Die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in Lettland hat anlässlich des Europäischen Stationenwegs gemeinsam mit anderen Akteuren mehrere Veranstaltungen und Konzerte vorbereitet und durchgeführt, bei denen EKD-Vertreter anwesend sind oder mitwirken.

So fand am 17. März eine gemeinsam mit der Universität Lettlands veranstaltete internationale Konferenz mit dem Titel „Reformation in der heutigen Welt“ statt, zu der auch der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Gerhard Ulrich, auf einem Podium mit dem Theologieprofessor Wilfried Härle und Erzbischof Jānis Vanags, zum Thema „Wer sind wir? Identitäten und Reformation“ diskutierten.  Im Fokus stand hierbei die Bedeutung des Luthertums innerhalb der protestantischen Pluralität und in der modernen Welt.

Am Samstag 18. März, gestalten Bischöfin Fehrs und Schriftführer Renke Brahms mit weiteren leitenden Geistlichen der lutherischen Kirchen Lettlands, der römisch-katholischen, anglikanischen, baptistischen und evangelisch-methodistischen Kirche in Lettland einen ökumenischen Gottesdienst im Dom.

Am Sonntag, 19. März, findet im Kapitelsaal des Rigaer Doms ein Gottesdienst der Deutschen Ev.-Luth. Kirche in Lettland statt. In ihm predigt Bischöfin Fehrs. Um 12 Uhr findet im Dom ein Gottesdienst der Ev.-Luth. Kirche Lettlands statt, in dem Schriftführer Renke Brahms predigen wird.

Der Europäische Stationenweg ist eines der zentralen Projekte im Jubiläumsjahr 500 Jahre Reformation. Er verbindet 67 Städte in 47 Kirchen in 19 europäischen Staaten. Seit November 2016 ist ein Truck als Geschichtenmobil unterwegs. Für jeweils 36 Stunden wird Station gemacht. Vor Ort werden von den gastgebenden Kirchen in Kooperation mit kommunalen und zivilgesellschaftlichen Partnern regionale (Reformations-)Geschichten inszeniert und präsentiert. Am 20. Mai kommt das Geschichtenmobil in der Lutherstadt Wittenberg an und mündet in die „Tore der Freiheit – Weltausstellung Reformation“.

Hannover/Riga, 18. März 2017

Pressestelle der EKD
Kerstin Kipp