Rekowski: Kirchen trotz Mitgliederrückgang gesellschaftlich relevant

„Entscheidend sind nicht die Zahlen, sondern entscheidend ist der Beitrag, den wir mit Verkündigung, Seelsorge, Bildungsarbeit und Diakonie für diese Gesellschaft leisten.“

Manfred Rekowski

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski zu Besuch in einem ökumenischen Projekt „Kerit“. Der Treffpunkt für einsame und sozial benachteiligte Menschen in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde offiziell im September 2019 ins Leben gerufen.

Düsseldorf (epd). Die Kirchen in Deutschland werden nach Einschätzung des rheinischen Präses Manfred Rekowski trotz sinkender Mitgliederzahlen eine wichtige gesellschaftliche Größe bleiben. Zwar werde vermutlich in einigen Jahren weniger als die Hälfte der Bevölkerung einer christlichen Kirche angehören, sagte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Auftrag und die Verheißungen blieben aber im selben Umfang bestehen, weil das Evangelium existenziell für die Menschen relevant sei. „Entscheidend sind nicht die Zahlen, sondern entscheidend ist der Beitrag, den wir mit Verkündigung, Seelsorge, Bildungsarbeit und Diakonie für diese Gesellschaft leisten“, betonte Rekowski.

Der 62-jährige Theologe steht seit 2013 an der Spitze der zweitgrößten deutschen Landeskirche mit rund 2,45 Millionen Mitgliedern. Kommende Woche entscheidet die rheinische Landessynode auf ihrer einwöchigen digitalen Tagung über seine Nachfolge. Der oder die neue Präses steht nach Rekowskis Worten vor einer Reihe von Herausforderungen. So seien trotz der Reformen und Kostensenkungen der vergangenen Jahre weiter Anpassungsprozesse an eine kleiner werdende Kirche nötig: „Wir müssen weiter unsere Hausaufgaben machen.“ Durch die Corona-Pandemie sei ein eingeplanter finanzieller Puffer für Veränderungen verloren gegangen.

Ein roter Faden seiner Amtszeit sei das Ziel einer Kirche mit „leichtem Gepäck“ gewesen, bilanzierte Rekowski: „Wir müssen den Aufwand für Organisation und Management reduzieren und es schaffen, agiler zu werden.“ Dieses Ziel sei zwar bei weitem noch nicht erreicht, aber die Einsicht in diese Notwendigkeit habe sich inzwischen weitgehend durchgesetzt.

Die rheinische Jugendsynode 2019 bewertet Rekowski als einen Höhepunkt seiner Amtszeit. Junge Menschen müssten künftig noch stärker beteiligt werden, sagte er. Gute Perspektiven gebe es auch durch neue innovative Formen kirchlichen Lebens, sogenannte Erprobungsräume. Das gottesdienstliche Leben werde sich durch geänderte Lebensgewohnheiten der Menschen weiterentwickeln.

epd-Gespräch: Ingo Lehnick