„Sea-Watch 3“ darf wieder in See stechen

EKD-Ratsvorsitzender Bedford Strohm: „Seenotrettung im Mittelmeer ist in diesen Tagen dringender denn je“

Das private Rettungsschiff Sea-Watch 2 bei seinem Einsatz zur Rettung von Flüchtlngen vor der libyschen Küste im Mittelmeer am 22.10.2016

Ein Schiff der Seenotrettungsorganisation „Sea Watch“ bei einem Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen vor der libyschen Küste im Mittelmeer. (Archivbild der „Sea-Watch 2“ vom 22.10.2016)

Frankfurt a.M. (epd). Nach der Freigabe durch die italienischen Behörden will die Seenotrettungsorganisation Sea-Watch ihr zeitweise festgesetztes Schiff so schnell wie möglich wieder im Mittelmeer einsetzen. Ein Auslaufen sei für die beginnende Woche fest eingeplant, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am 2. Juni nach einem Besuch der Crew auf Sizilien. Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), zuvor seien noch ein paar logistische Dinge zu klären. Die italienischen Behörden hatten die „Sea-Watch 3“ am 1. Juni freigegeben, nachdem das Schiff nach der Rettung von Migranten beschlagnahmt worden war.

Kriminalisierung  inaktzeptabel

 Es ist absolut inakzeptabel, dass die zivile Seenotrettung kriminalisiert wird“, sagte Bedford-Strohm dem epd. Telefonisch schilderte er, dass er mit Verweis auf Sicherheitsbestimmungen nicht auf das Schiff gelassen worden sei.

Nach seiner Ankunft auf Sizilien am 2. Juni hätten ihn Meldungen erreicht, dass sich vor Lampedusa erneut ein Boot gekentert sei und sich Menschen in Seenot befinden. „Seenotrettung im Mittelmeer ist in diesen Tagen dringender denn je. Als Kirchen in Europa appellieren wir daher nicht nur an Italien, die zivilen Retter in ihrer Arbeit nicht zu behindern“, sagte Bedford-Strohm. Sea-Watch wird unter anderem von der EKD unterstützt.

Seenotrettung ist eine staatliche Aufgabe

Seenotrettung sei selbstverständlich auch eine staatliche Aufgabe, sagte Bedford-Strohm. Daher sei es nicht hinzunehmen, dass die EU-Mission Sophia eingestellt wurde. „An ihre Stelle muss eine neue Mission treten“, forderte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.

Die „Sea-Watch 3“ hatte Mitte Mai 65 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Tagelang mussten die Geretteten und die Crew ausharren, bis sie in Lampedusa an Land gehen konnten. Das Schiff wurde beschlagnahmt, gegen Kapitän Arturo Centore wird wegen des illegalen Einschleusens von Menschen ermittelt. „Die Ermittlungen sind noch nicht eingestellt“, sagte Sprecher Neugebauer: „Aber wir gehen davon aus, dass das passieren wird.“

Besuch Bedford-Strohms setzte wichtiges Zeichen

Den Besuch Bedford-Strohms nannte Neugebauer ein wichtiges Zeichen: „Gerade Institutionen wie die Kirchen müssen klar machen, dass die Seenotrettung wichtig ist.“

Die italienische Regierung geht seit Monaten gegen die private Seenotrettung vor. Innenminister Matteo Salvini von der rechtsnationalen Lega hat auch italienischen Marineschiffen, die Flüchtlinge gerettet hatten, die Einfahrt in italienische Häfen verboten. Laut Neugebauer ertranken in den vergangenen Tagen mehrere Migranten im Mittelmeer, unter anderem weil die italienische Marine ihnen die Hilfe verweigert hatte, obwohl sie in der Nähe war.