Steinmeier: Beim Kirchentag mutig über Digitalisierung sprechen

Bundespräsident hält eine Grundsatzrede zur digitalen Moderne in der Dortmunder Westfalenhalle

Frank-Walter Steinmeier

„Der Kirchentagsbewegung bin ich seit Jahrzehnten eng verbunden“, sagt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, im Bild zu sehen mit Kirchentagsschal auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag 2017 in Berlin und Wittenberg.

Berlin (epd). Vor dem am Abend des 19. Juni beginnenden Kirchentag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mehr Gestaltungswillen im Umgang mit digitalen Technologien gefordert. „Wir können die Gestaltung der Zukunft in die eigenen Hände nehmen, allerdings nicht jeder für sich, sondern nur miteinander und solidarisch“, sagte Steinmeier. Der Kirchentag in Dortmund sei eine Gelegenheit, darüber ins Gespräch zu kommen.

Viele Menschen würden die gesellschaftlichen und technologischen Auswirkungen der Digitalisierung als Fremdbestimmung erfahren, manche fühlten sich ohnmächtig. „Dem sollten wir gemeinsam Vertrauen und Mut entgegensetzen und vor allem die digitale Technologien in den Dienst des Menschen stellen“, sagte der Bundespräsident, der am Donnerstag beim Kirchentag eine Rede zur digitalen Moderne halten wird.

Kirchentag ist „Ereignis mit großer Strahlkraft“

Für die Grundsatzrede hat sich Steinmeier bewusst den Kirchentag ausgesucht, um ein breites Publikum zu erreichen, wie aus dem Präsidialamt verlautete. Der Bundespräsident lobte das fünftägige Protestantentreffen als Beispiel dafür, wie Bürger dem Freiheitsanspruch Gehör verschaffen und etwas bewegen könnten. „Es ist ein Ereignis mit großer Strahlkraft in alle Bereiche unserer Gesellschaft und unseres Lebens hinein“, sagte er.

In Zeiten der Globalisierung und Digitalisierung habe dieses unmittelbare Erleben der eigenen Möglichkeiten noch einmal eine ganze andere Dimension bekommen. „Denn unser Glaube ist eben nicht abstrakt, sondern er stellt den Menschen mitten hinein in die Verantwortung für unsere Welt“, sagte Steinmeier, der selbst evangelisch ist.

„In Deutschland kann man Vertrauen“

Vor seiner Wahl zum Bundespräsidenten war Steinmeier selbst als Präsident für den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag vorgesehen, den er nun als Staatsoberhaupt mit eröffnet. „Der Kirchentagsbewegung bin ich seit Jahrzehnten eng verbunden“, sagte er. Er erinnere sich gut an seine Zeit im Kirchentagspräsidium, auch an gemeinsame Vorbereitungswochenenden in Jugendherbergen sowie intensive und ernsthafte Diskussionen - „immer im Spannungsfeld von Machbarem und Wünschenswertem, von Pragmatismus und Idealismus“.

Er freue sich besonders auf den Eröffnungsgottesdienst, mit dem in der Dortmunder Innenstadt das Christentreffen unter der diesjährigen Losung „Was für ein Vertrauen“ startet. Die Losung verdeutliche, wie kostbar und eben nicht selbstverständlich Vertrauen in das Leben, in die Zukunft und in uns selbst sei, sagte Steinmeier, betonte dabei aber auch, in Deutschland könne man vertrauen. Er nannte dabei den Rechtsstaat, die Demokratie, das Grundgesetz und Solidarität der Starken mit den Schwachen. „Seien wir dankbar und gehen wir sorgsam damit um“, sagte er.

Corinna Buschow (epd)