Straßentheater spielt berühmtes „Abendmahl“-Bild nach

Die Aktion „Mahl ganz anders“ solle das Abendmahl neu ins Gespräch bringen

Dreizehn Personen an einer langen Tafel, die das Bild „Das letzte Abendmahl“ nachstellen
Zwei Tapeziertische, 13 Klappstuehle und 13 Schauspieler: So hat ein Team der Internet-Portals „evangelisch.de“ in der City von Hannover das berühmte „Abendmahl“-Bild von Leonardo da Vinci nachgespielt.

Hannover (epd). Im Gänsemarsch schreiten 13 Frauen und Männer am Hauptbahnhof entlang, umkreisen das Ernst-August-Denkmal mit Klappstühlen in der Hand. Dann bauen die Laienschauspieler unter freiem Himmel zwei Tapeziertische auf, breiten eine weiße Tischdecke aus, stellen Gläser und Teller darauf und einen Kelch und einen Laib Brot. Bei den überraschten Passanten, die sich inzwischen vor dem Denkmal zu einer Traube formiert haben, macht es klick: „Das Abendmahl von da Vinci“, ruft ein Mittfünfziger mit schwarzer Daunenjacke und grauem Rucksack. „Das kenn ich doch aus dem Konfirmanden-Unterricht.“

In der Tat: Das berühmte Abendmahl-Gemälde von Leonardo da Vinci (1452-1519) aus dem Kloster Santa Maria delle Grazie in Mailand ist an diesem Gründonnerstag unterwegs auf den Straßen von Hannover – live gespielt von einem Team des Internetportals „evangelisch.de“ unter der Leitung von Pastor Frank Muchlinsky. Die Aktion „Mahl ganz anders“ wolle das Abendmahl neu ins Gespräch bringen und den Gründonnerstag ins Bewusstsein rücken, erläutert Muchlinsky. „Das ist ein bisschen Volksaufklärung.“

„Eine originelle Idee“

Die Laienschauspieler, zehn Frauen und drei Männer, haben sich inzwischen in Alltagskleidung an den gedeckten Tisch gesetzt und schlüpfen in die Rollen von Jesus und seinen Jüngern. Wie in Zeitlupe bewegen sie sich, Szenen erstarren und lösen sich wieder auf, bis jeder genau die Pose eingenommen hat wie auf dem Gemälde.

Bei den Passanten kommt das an. „Wir waren ganz beeindruckt und haben gebannt zugeschaut trotz Reiserummel und Reisesorgen mit den ganzen Verspätungen“, erzählt eine Frau Mitte vierzig. Sie ist mit ihrem Vater und zwei Kindern mit zwei Rollkoffern unterwegs zur Nordsee-Insel Borkum. Auch ihrem Vater hat es gefallen: „Eine originelle Idee, den Leuten einen Gedanken mitzugeben, der sehr alt ist.“

Eine neue Erfahrung, den Jesus zu spielen

Nebenan schlecken Jacob, Linus und Carlos ihr Eis aus der nahen Eisdiele. „Jo, einfallsreich“, murmeln die Jugendlichen knapp. Der Mittfünfziger nebenan will dagegen gleich diskutieren. Ob Jesus verheiratet war? Und wie war das mit der Kreuzigung? „Er will die Sünden auf sich nehmen, aber muss er das gleich so brutal machen?“

Für Darsteller Claudius Grigat, in windfester Jacke und brauner Cordhose, ist es eine neue Erfahrung, den Jesus zu spielen. „Das ist ein bisschen schräg, weil man Jesus ist und nicht irgendwer“, erzählt der 45-jährige Journalist aus Frankfurt am Main. „Gleichzeitig ist man doch sehr erkennbar als man selbst. Es gibt ja kein Klischeekostüm mit langen Haaren, Bart, weißem Gewand und Sandalen.“

„Da liegt doch Segen drauf!“

Zum fünften Mal ist die Gruppe bereits unterwegs – in den Vorjahren ging es unter anderem nach Hamburg, Frankfurt am Main und Kassel. Pastor Muchlinsky ist mit dem Auftritt in Hannover sehr zufrieden. „In Hamburg hat es heute geschneit, aber hier kam immer wieder die Sonne raus. Da liegt doch Segen drauf!“

Das Internetportal „evangelisch.de“ wird vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) verantwortet, zu dem unter anderem auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) und das evangelische Monatsmagazin „chrismon“ gehören.

Michael Grau (epd)