Gleichberechtigung, Klimaschutz und Digitalisierung

Evangelische Kirche berät in ihrer diesjährigen Synodentagung in Bonn über die Zukunft

Ordner mit Beschriftung 'EKD Synode 2017 Bonn'

Bonn (epd). Gleichberechtigung, Klimaschutz und Digitalisierung waren am 14. November Schwerpunkte in den Beratungen des obersten deutschen Kirchenparlaments in Bonn. Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, forderte ihre Kirche zu mehr Geschlechtergerechtigkeit bei der Besetzung von Leitungspositionen auf. „Wir haben einen Nachholbedarf gerade in der mittleren Leitungsebene“, sagte sie. Ein Teilnehmer der zeitgleich in Bonn tagenden UN-Klimakonferenz schilderte den Synodalen in einem Grußwort die dramatischen Folgen der Erderwärmung im Pazifik. Zudem beriet das Kirchenparlament über die Chancen und Risiken der Digitalisierung.

Dem unter der Überschrift „Zukunft auf gutem Grund“ seit dem 12. November in Bonn tagenden Kirchenparlament wurde eine Studie vorgestellt, die untersucht hat, warum Frauen der Weg in Leitungsämter auf Ebene der Dekanate und Kirchenkreise oft versperrt bleibt. Nur 21 Prozent der Führungspositionen dort waren 2014 von Frauen besetzt, während ein Drittel der deutschen Pfarrerschaft weiblich ist.

Das alte Bild des evangelischen Pfarrhauses lebt

Die Untersuchung, die auf einer Befragung von Männern und Frauen in den entsprechenden Stellen basiert, bescheinigt der evangelischen Kirche die Fortschreibung von Rollenklischees, die Frauen oftmals als nicht durchsetzungsstark genug sehen, und beklagt intransparente Besetzungsverfahren.

Das alte Bild des evangelischen Pfarrhauses mit seiner Rollenverteilung sei lebendig und werde tradiert, sagte Synodenpräses Schwaetzer. Daher kämen „verschiedene Sichtweisen, was man mit einer Frau und was man mit einem Mann verbindet“. Ein „partnerschaftliches Führungsmodell“, wie es in Teilen der Wirtschaft längst selbstverständlich sei, gebe es in der evangelischen Kirche so noch nicht, sagte sie. Die Studie empfiehlt den Landeskirchen, sich Rollenklischees bewusstzumachen, um sie zu vermeiden, Ämter attraktiver zu gestalten etwa mit Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, von der auch Männer profitieren würden, und Bewerbungsverfahren transparenter zu gestalten.

Am vorletzten Tag der diesjährigen Synodenberatungen appellierte der Bischof des vom Klimawandel bedrohten Tuvalu im Pazifik, Tafue M. Lusama, an die Staatengemeinschaft, ehrgeiziger bei der Begrenzung des CO2-Ausstoßes zu sein. Im Pazifik drohten die Konsequenzen des Klimawandels ganze Inseln auszulöschen, sagte Lusama. Den reichen Industrienationen warf er „fehlende Fairness“ vor. „Zur Befriedigung ihres nimmersatten Lebensstils haben die industrialisierten Länder giftige Abgase in die Atmosphäre gepumpt und die ganze Welt in eine Notlage gebracht, bei der es mittlerweile um unser aller Überleben geht“, sagte der Bischof der Tuvalu Christian Church in seinem Grußwort.

Kritische Begleitung des digitalen Wandels

Die Präsidentin des evangelischen Hilfswerks „Brot für die Welt“, Cornelia Füllkrug-Weitzel, verlangte von der künftigen Bundesregierung, dass diese zur Zusage der Industriestaaten stehe, die armen Länder beim Klimaschutz und bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu unterstützen und die internationale Klimafinanzierung bis 2020 auf jährlich rund 100 Milliarden US-Dollar zu erhöhen. Das Geld müsse zusätzlich zur Entwicklungshilfe bereitgestellt werden, betonte Füllkrug-Weitzel.

Die EKD will in den nächsten Monaten Grundlagen zur Entwicklung einer Digitalisierungsstrategie schaffen, um Innovationen in den eigenen Verwaltungsstrukturen voranzutreiben und neue Wege der Kommunikation mit den Mitgliedern und in die Gesellschaft zu gehen. Zugleich sei aber auch eine kritische Begleitung des digitalen Wandels anzustreben, sagte Medienbischof Volker Jung. „Veränderung muss so gestaltet werden, dass Menschen nicht in neue Abhängigkeiten geraten, sondern Freiheit gewinnen“, betonte der hessen-nassauische Kirchenpräsident, der im Rat der EKD für Medienangelegenheiten zuständig ist.