Theologisches Seminar in Peru – hoch über den Wolken

Das Seminar bietet fundierte theologische Aus- und Weiterbildungen an

Platz in der Stadt Huancayo in Peru

Huancayo, Junín, Perú - im Hintergrund eine Kirche

3.259 Meter über dem Meeresspiegel im Hochland von Peru liegt die Stadt Huancayo. Hier befindet sich das kleine, 1996 gegründete Seminario Andino San Pablo (SASP). Das theologische Seminar hat sich große Ziele gesetzt. Es richtet sich vor allem an die indigene Bevölkerung, deren Bildungschancen oft schlecht sind. Im Angebot: fundierte theologische Aus- und Weiterbildungen. Sogar ein universitärer Abschluss kann dort erworben werden. Das Besondere am Studienangebot: Es ist geschlechtergerecht, auf den eigenen Lebenskontext bezogen und ökumenisch ausgerichtet.

Kritisches Denken wird hier als einer der wichtigsten Werte vermittelt. Das ist keine Selbstverständlichkeit in einem Land, das vor allem konservativ-katholisch und zunehmend auch evangelikal geprägt ist.

Geschlechtergerechter Ansatz

Im SASP wird die Bibel nicht fundamentalistisch, sondern kritisch, offen und praxisnah ausgelegt. Ein ökumenischer und geschlechtergerechter Ansatz spielte dabei eine große Rolle. Dabei kommt auch die in Peru noch immer verbreitete häusliche Gewalt gegen Frauen zur Sprache. Die Vorstellung, dass der Mann uneingeschränkt über seine Frau und Kinder bestimmen dürfe, wird hier abgelehnt. Stattdessen ist man überzeugt: Der christliche Glaube kann dabei helfen, Gleichberechtigung schätzen zu lernen und zu leben. Im SASP wird das getan: Die Hälfte der 14 Dozent*innen sind Frauen. Das ist bemerkenswert in einem Umfeld, in dem Frauen die Fähigkeit zu studieren oder gar Pfarrerin zu werden teilweise abgesprochen wird.

Ein geschützter Ort für neues Denken

Konservative Kirchen erkennen die Abschlüsse des SASP nicht an. Trotzdem bleibt das Seminario überzeugt von der Tragfähigkeit des ökumenischen Ansatzes. Man setzt auf interkonfessionellen, interreligiösen und interkulturellen Dialog und möchte damit zum gesellschaftlichen Wandel beitragen. Erfolge sind bereits sichtbar: Unter den Studierenden finden sich inzwischen auch Mitglieder fundamentalistischer Kirchen. Alle gemeinsam finden hier einen geschützten Ort, an dem Dinge hinterfragt und neu gedacht werden dürfen.

(ub)

Screenshot

Seminario Andino San Pablo