Tiere in der Bibel

In der Bibel wuselt, kriecht und fliegt es an Tieren nur so

Maria mit Kind - Ausschnitt aus Malerei 'Anbetung der Hirten' (um 1505)

Maria mit Kind, Ochs und Esel. Ein Ausschnitt der Malerei „Anbetung der Hirten“, um 1505. Meister des Hausbuchs (tätig um 1475-1490). Neutestamentlich belegt sind Ochs und Esel bei der Geburt Jesu aber nicht.

Karlsruhe (epd). Adventszeit ist auch Krippenzeit, und in kaum einer Krippe mangelt es an Tieren. Doch welche Rolle spielen Tiere eigentlich in der Bibel? Rund 130 Tierarten werden in dem Buch der Bücher genannt, vom Adler bis zum Ziegenbock. „Die Tierwelt Palästinas war in alter Zeit wesentlich zahl- und artenreicher als heute,“ schreibt der Karlsruher Theologe Peter Riede im Bibellexikon der Deutschen Bibelgesellschaft. „Daher nehmen die biblischen Schriften häufig auf Tiere Bezug.“

In der Schöpfungsgeschichte nahm sich Gott am fünften und sechsten Tag die Zeit, alles Leben auf der Erde zu schaffen. Neben Mensch und Natur entstanden so laut Genesis auch viele wilde Tiere: Löwen, Leoparden, Wölfe, Bären, Hyänen, Schakale und Füchse, ferner Gazellen, Damhirsche, Antilopen, Steinböcke und andere Wildziegen, Auerochsen, Wildesel, Wildschweine, Hasen, Klippschliefer, aber auch der syrische Elefant, wie Riede im Bibellexikon aufzählt.

Schöpfungstexte bezeugen enge Beziehung zwischen Mensch und Tier

„Viele Texte wissen um eine Schicksalsgemeinschaft von Mensch und Tier“, sagte der Theologieprofessor, der in der Evangelischen Landeskirche in Baden als Kirchenrat und Leiter der Abteilung Theologische Ausbildung und Prüfungsamt arbeitet. Mensch und Tier können von Katastrophen wie Hungersnöten, Sintflut, Dürre und Kriegsfolgeerscheinungen betroffen werden, wie es etwa in den Büchern Jeremia 14 oder Hosea 4 oder in den Genesisgeschichten steht.

„Schon die Schöpfungstexte der Genesis bezeugen die enge Gemeinschaft zwischen Mensch und Tier“, erklärt Riede. Die Landtiere seien wie der Mensch aus Erdreich erschaffen, wie es in Genesis 2,19 geschrieben steht. Beide wurden auch durch den Lebensatem, der ihnen von Gott eingehaucht wird, zu lebenden Wesen und beide müssen irgendwann einmal sterben, wie der Theologe betont.

Tauben, die sich vegetarisch ernähren

Auch die Augsburger Theologin Heide Wunderer sagt: „Tiere spielen eine wichtige Rolle in der Bibel.“ Normalerweise lese man darüber hinweg und konzentriere sich viel mehr auf den Inhalt der biblischen Geschichten, sagt die Pfarrerin im Ruhestand, die sich jahrelang mit den Tieren in der Bibel beschäftigt hat. Doch die Bedeutung und Symbolik der biblischen Tierwelt sei eigentlich „eine faszinierende Sache“, betont Wunderer heute in Vorträgen.

Was hat es etwa mit den Tieren auf sich, die im dritten Buch Mose vorkommen, wie Adler, Habicht, Raben, Strauß, Fledermaus oder Schwalbe? „Die sollen von gottesfreudigen Menschen nicht gegessen werden“, sagt Wunderer. Ihre Zuhörer erfahren dann auch, dass zur Zeit Jesu jedes Frühjahr 5.000 Lämmer geschlachtet wurden. Oder dass die Juden in jener Zeit als einziges Geflügel Tauben hielten, die sich vegetarisch ernährten.

Ochs und Esel neutestamentlich nicht belegt

Die Taube ist in der Bibel unter anderem ein Symbol für den Heiligen Geist, die Schlange führte einst Eva in Versuchung, auf dem Esel ritt Jesus nach Jerusalem, Heuschrecken plagten das alte Ägypten, Daniel fiel in die Löwengrube und ein Hahn sollte nach dreimaligem Krähen die Verleumdung Jesu bestätigen. Die Bibel ist voll von tierischen Geschichten, ob als Begleiter, als Vergleich oder als Füllstoff. 

Warum aber Ochs und Esel auch 2.000 Jahre nach der Geburt Jesu die beliebtesten Krippentiere sind, ist nicht klar zu definieren. „Ochs und Esel sind bei der Geburt Jesu neutestamentlich nicht belegt“, sagt Riede. Im Alten Testament aber sind sie bezeugt. Etwa auf der Grundlage von Jesaja 1,3, wo das Zitat steht, dass ein „Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn“, und unter anderem von Hieronymus (Ep 108,10; Text Kirchenväter). Von dort hielten die beiden Tiere Einzug in die christliche Tradition, wie der Theologe erklärt.

Ralf Schick (epd)