Trauergottesdienst für erstochene Schülerin in Kandel

Der evangelische Pfarrer Arne Dembek warnte davor, alle Flüchtlinge pauschal als Verbrecher zu verurteilen

Kandel/Mainz (epd). Im Trauergottesdienst für die vor zwei Wochen im rheinland-pfälzischen Kandel erstochene 15 Jahre alte Schülerin hat der evangelische Pfarrer Arne Dembek davor gewarnt, alle Flüchtlinge pauschal als Verbrecher zu verurteilen. Trotz allem Schmerz und aller Wut über ihre Tötung dürfe man sich nicht von Vorurteilen leiten lassen, sagte der Seelsorger der Familie des Mädchens laut vorab veröffentlichtem Redemanuskript in seiner Trauerrede in der evangelischen St. Georgskirche in Kandel. Dringend tatverdächtig ist ein junger Flüchtling aus Afghanistan.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die nicht persönlich an der Trauerfeier teilnahm, sprach den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. „Unsere Gedanken und unser tief empfundenes Mitgefühl sind mit den Eltern, der Familie und den Freunden des getöteten Mädchens“, erklärte sie und äußerte ihre Solidarität mit dem Bürgermeister von Kandel und den Flüchtlingshelfern vor Ort, die „derzeit unglaublichen Anfeindungen ausgesetzt“ seien.

Seelsorger an der Gestaltung des Trauerprozesses beteiligt

Als Vertreter der Landesregierung nahmen der stellvertretende Ministerpräsident Volker Wissing (FDP) und Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) an dem Trauergottesdienst teil. Die Bluttat müsse aufgeklärt und der Täter zur Rechenschaft gezogen werden, forderten die Politiker. Auch wenn der Verlust eines geliebten Menschen niemals wieder gut zu machen sei, stehe der demokratische Rechtsstaat dafür, dass dem Opfer und seinen Angehörigen Gerechtigkeit widerfahren müsse.

Das getötete Mädchen soll im Kreis der engsten Angehörigen und unter Ausschluss der Öffentlichkeit an einem anderen Termin beigesetzt werden. Seelsorger aller Konfessionen in Kandel hatten sich an der Gestaltung des Trauerprozesses für die Angehörigen beteiligt und waren Ansprechpartner für die Bürger von Kandel.

Die 15-Jährige war am 27. Dezember in einem Drogeriemarkt in der 8.500-Einwohner-Gemeinde von einem angeblich minderjährigen afghanischen Flüchtling erstochen worden. Dieser soll zeitweise ihr Freund gewesen sein. Das Alter des ohne Ausweispapiere nach Deutschland eingereisten Tatverdächtigen will die Staatsanwaltschaft Landau mit Hilfe eines medizinischen Gutachtens klären lassen.