Wittenberger Weltausstellung mit Open-Air-Gottesdienst beendet

EKD-Reformationsbotschafterin Käßmann spricht von Aufbruchssignal für die Kirche

Den Freiluft-Gottesdienst zum Abschluss der Weltausstellung in Wittenberg besuchten 2.000 Menschen
Mit einem Gottesdienst unter freiem Himmel geht in Wittenberg die Weltausstellung zum 500. Reformationsjubiläum zu Ende.

Wittenberg (epd). Mit einem Open-Air-Gottesdienst auf dem Wittenberger Marktplatz ist am Sonntag die Weltausstellung zum 500. Reformationsjubiläum in der Lutherstadt zu Ende gegangen. Nach Veranstalterangaben nahmen daran mehr als 2.000 Menschen teil.

Die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, bezeichnete die Veranstaltungen in den vergangenen 16 Wochen als ein Aufbruchssignal für die Kirche. Die Weltausstellung zum Reformationsjubiläum habe der Kirche Ansätze für ihre Erneuerung gegeben und für viele Begegnungen gesorgt, so Käßmann. Angst vor Veränderungen müsse dabei niemand haben.

Weltausstellung zählt mehr als eine halbe Million Gäste

Mit Blick auf die zahlreichen Besucher aus dem Ausland zum Reformationsjubiläum sagte Käßmann, „2017 haben wir nicht deutsch-national gefeiert, sondern international“. „In einer Zeit, in der so manche in Europa, den USA und andernorts Nationalismus aus der Mottenkiste der Geschichte holen wollen, sagen wir: Nein! Wir sind eine Kirche über nationale Grenzen hinweg“, betonte die ehemalige EKD-Ratsvorsitzende.

Die Veranstalter der Weltausstellung hatten am Freitag von schätzungsweise mehr als einer halben Million Besuchern in den vergangenen knapp vier Monaten gesprochen. Der Ausstellungsparcours in den Wittenberger Wallanlagen war am 20. Mai eröffnet worden. Zu dem teils kostenlosen Angebot zählten Ausstellungszelte von mehr als 80 kirchlichen oder sozialen Institutionen, Diskussionsveranstaltungen sowie kulturelle Angebote.

Martin Luther entdeckte den liebenden Gott

In ihrer Predigt zog Käßmann Parallelen zwischen Jakob aus dem Alten Testament, dem Kirchenreformator Martin Luther (1483-1546) sowie der Weltausstellung in Wittenberg. Jakob sei auf der Flucht vor seinem Bruder Esau Gott begegnet. Luther habe Gott vor 500 Jahren als liebenden entdeckt und nicht als strafenden Gott, wie er im Mittelalter von der katholischen Kirche dargestellt wurde. Infolgedessen habe Luther die Kirche seiner Zeit und die Welt hinterfragt. Dieser Aufgabe hätten sich auch die Mitgestalter und Besucher auf der Wittenberger Freiluftausstellung angenommen.

„Das waren Begegnungen mit Menschen. Aber es waren auch Gottesbegegnungen“, sagte Käßmann weiter. Wittenberg habe Räume eröffnet für Fragen, für neues Denken, für Spiritualität, Schweigen, Gottesdienst und Debatte. „Wer das miterlebt hat, war begeistert. Und ja, wir hätten uns gewünscht, dass noch viel mehr Menschen das miterlebt hätten“, fügte die EKD-Reformationsbotschafterin hinzu. Am 31. Oktober jährt sich der historische Thesenanschlag Martin Luthers an der Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal.