Unternehmerisches Handeln

Stellungnahme der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Grünbuch der Europäischen Kommission über sozial verantwortliches unternehmerisches Handeln

  1. Einleitung

    Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) begrüßt die Initiative der Kommission, durch das Grünbuch über sozial verantwortliches unternehmerisches Handeln ("Corporate Social Responsibility") eine europaweite Debatte über die sozialen Komponenten unternehmerischer Entscheidungen auszulösen. Das dahinter stehende Ziel, mittelfristig eine Strategie für sozial verantwortliche Unternehmensführung zu entwickeln, ist ein unverzichtbarer Bestandteil einer gemeinschaftlichen Sozialpolitik.

    Zu recht weist die Kommission jedoch darauf hin, dass soziale Verantwortung nur dann als fester Faktor bei unternehmerischen Entscheidungen etabliert werden wird, wenn es gelingt, klare Überprüfungsstandards zu entwickeln und zu praktizieren. Nach Ansicht der EKD sind Gütesiegel hierfür geeignete Korrektivs, weil Gütesiegel nicht nur Maßstäbe für eine Evaluation setzen, sondern zugleich den Unternehmen einen Anreiz bieten und damit dem freiwilligen Charakter der sozialen Verantwortung Rechnung tragen.

    Die EKD teilt die Bedenken der Kommission, dass die derzeit existierenden vielfältigen Überprüfungsstandards keine einheitlichen und zuweilen ungeeignete Beurteilungsmassstäbe verwenden und deshalb derzeit eine transparente und verlässliche Evaluation sozial verantwortlichen unternehmerischen Handelns im Gemeinschaftsgebiet nicht stattfindet.

    Die EKD möchte der Kommission deshalb das Gütesiegel "ArbeitPlus" der EKD vorstellen. Das Gütesiegel "ArbeitPlus" wird seit 1999 verliehen und zeichnet sozial nachhaltige Unternehmenspolitik aus. Das Gütesiegel verwendet die Evaluationskriterien des Grünbuchs. Die EKD-Initiative "ArbeitPlus" bildet ein Beispiel dafür, dass sich freiwilliges Sozialaudit lohnt und Gütesiegel praktikabel sind. Deshalb beinhaltet es Anregungen für eine gemeinschaftsweite Evaluation.

  2. Das Gütesiegel ArbeitPlus der EKD im Kontext des Grünbuchs

    Für die Europäische Kommission wie für die EKD im Rahmen des Gütesiegels stehen unternehmerische Verantwortung auf dem sozialen Sektor unter der Prämisse der Freiwilligkeit. Während für die Kommission die soziale Verantwortung der Unternehmer ausdrücklich einen Umweltaspekt besitzt, erwähnt die Initiative "ArbeitPlus" Umweltbelange nicht ausdrücklich als Kriterium. Bei der Evaluation fällt umweltbewusstes Handeln aber positiv ins Gewicht.

    Das EKD-Siegel "ArbeitPlus" schlüsselt die Beurteilungskriterien für sozial verantwortliches unternehmerisches Handeln auf in "Lebenschancen" (L), "Beteiligungschancen" (B). "Entfaltungschancen" (E) und "Sozialstruktur" (S). Die Kriterien finden sich inhaltlich im Kommissionspapier wieder, als interne Aspekte sozial verantwortlichen unternehmerischen Handelns.

    Hingegen werden die im Grünbuch der Kommission aufgelisteten externen Aspekte sozial verantwortlichen unternehmerischen Handelns (Umweltschutzmaßnahmen, Förderung des regionalen Unternehmertums, lokales Kultur- und Wohltätigkeitsengagement, externes Menschenrechtsengagement) beim ArbeitPlus-Konzept nicht ausdrücklich als Evaluationskriterien berücksichtigt. Die Praxis zeigt aber, dass sich externes Engagement auch bei der Initiative ArbeitPlus im Rahmen der Bewertung positiv auswirkt (z.B.: Förderung kommunaler und privatinitiierter Umweltprojekte durch die Flughafen Frankfurt Main AG - Prämierung 2000; Programme zur Förderung von Unternehmensgründungen und Stiftungen der Kreissparkasse Köln – Prämierung 2000; Förderung der Sozialkultur in der Region um Bonn durch die Sparkasse Bonn – Prämierung 2001 )

Gegenüberstellung einzelner Kriterien

Im Folgenden sollen einzelne Aspekte der sozialen Verantwortung, wie sie das Grünbuch der Kommission versteht, den Kriterien der EKD-Initiative "ArbeitPlus" gegenübergestellt werden. Die tabellarische Aufstellung zeigt, dass die internen Komponenten der sozialen Verantwortung, wie sie im Grünbuch beschrieben werden, mit Ausnahme der Umweltverträglichkeit sämtliche durch das Gütesiegel "ArbeitPlus" wiederaufgegriffen werden. Auch wenn die Umweltverträglichkeit bei der Evaluierung nach dem Gütesiegel keinen ausdrücklichen Maßstab bildet, fallen umweltfördernde Maßnahmen bei der EKD-Initiative bei der Bewertung positiv ins Gewicht.

Zusammenfassung

Die Gegenüberstellung der vom Gütesiegel ArbeitPlus verwendeten Evaluationskriterien und der Maßstäbe im Grünbuch der Europäischen Kommission demonstriert, dass das Verständnis der EKD von sozial verantwortlichem Unternehmensmanagement dem der Kommission entspricht. Die EKD unterstützt die Strategie der Kommission für ein erfolgreiches Sozialaudit. Die EKD hat großes Interesse, die europäischen Entwicklungen in den Bereichen der Arbeits- und Sozialethik in Zukunft aktiv mitzugestalten und möchte mit der Vorstellung ihres Gütesiegels, welches seit drei Jahren erfolgreich sozial verantwortliches Unternehmensmanagement honoriert, wichtige Anregungen leisten.