Die Taufe

Eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche. Vorgelegt vom Rat der EKD, 2008, hg. vom Kirchenamt der EKD. ISBN 978-3-579-05904-4

1. Einleitung

Die Taufe ist der entscheidende Zugang zur christlichen Kirche und die prägende Signatur des christlichen Lebens. Über diese Tatsache besteht in der ganzen Christenheit auf Erden Übereinstimmung. Aber durch die gewachsene Vielfalt von Glaubenseinstellungen in unserer Zeit haben sich Taufverständnis, Tauftermine und andere Aspekte der Taufpraxis auch in der evangelischen Kirche so auseinanderentwickelt, dass ­ zum einen das gemeinsame evangelische Verständnis von Taufe und die Grundelemente einer gemeinsamen Praxis der Taufe in der evangelischen Kirche und ­ zum anderen der allen Kirchen gemeinsame ökumenische Grund des Taufens hier ausführlicher dargelegt werden müssen.

In vielen Gemeinden ist in jüngster Zeit ein neues Interesse an der Taufe, an der Taufunterweisung und am Taufgedächtnis zu beobachten. Diese Einstellung dokumentierte beispielsweise das "Jahr der Taufe" (2006) der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland. Die zunehmend hervortretenden Unterschiede in der Taufpraxis, aber auch das Bedürfnis nach theologischer Klarheit und der Wunsch nach einer größeren Bedeutung der Taufe für den individuellen christlichen Lebensvollzug und für das Leben der Gemeinden haben den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland bewogen, im Jahre 2005 eine Kommission einzusetzen, die sich mit dem Thema "Taufe" beschäftigen sollte. Der Rat hat diese Kommission mit der Aufgabe betraut, eine Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in evangelischer Perspektive zu erarbeiten, die hiermit vorgelegt wird.

Zunächst wird die Fragestellung durch Beobachtungen zur Tauftheologie, zur Taufmotivation und zum Taufverhalten in der evangelischen Kirche präzisiert (Abschnitt 2: Die Fragestellung); sodann wird der biblische Befund zur Taufe und dessen Entfaltung in Theorie und Praxis bis in die Gegenwart hinein dargestellt (Abschnitt 3: Theologische Vergewisserung); schließlich werden Zentralstücke einer gemeinsamen evangelischen Tauftheologie entfaltet (Abschnitt 4: Theologische Schlüsselfragen). Die Orientierungshilfe schließt mit Empfehlungen zu einer gemeinsamen Taufpraxis; besprochen werden vor allem die Fragen nach Taufeltern und -paten, Taufalter, Tauftermin, Taufgottesdiensten und Taufunterweisung (Abschnitt 5: Praktische Empfehlungen).

Auf Anmerkungen wird im Interesse der Allgemeinverständlichkeit verzichtet. Allerdings wird eine Auswahl neuerer Literatur, die für die Ausarbeitung des Textes eine Rolle spielte, am Ende knapp zusammengestellt. Kurztitel im fortlaufenden Text verweisen auf dieses Literaturverzeichnis.

Eine solche Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis der Taufe in evangelischer Perspektive will die Gemeinsamkeiten beschreiben, die für das evangelische Verständnis der Taufe charakteristisch sind, und die Grundelemente einer Taufpraxis in der evangelischen Kirche darstellen, die sich daraus ergeben. Es geht nicht darum, eine bestimmte Tauftheologie zur allein gültigen zu erklären oder einzelne liturgische Ausformungen des Taufgottesdienstes vor anderen hervorzuheben. Vielmehr werden die allgemein geltenden und verbindlichen Grundelemente des evangelischen Taufverständnisses und der evangelischen Taufpraxis dargestellt; deren Grenzen sowie mögliche Irrwege werden aufgezeigt. Selbstverständlich enthält eine "Orientierungshilfe", die so deutlich von gegenwärtigen Fragestellungen bestimmt ist, nicht alles, was über die Taufe zu sagen ist. Die Kommission hat die Orientierungshilfe zu Verständnis und Praxis des Abendmahls in der evangelischen Kirche zum Vorbild genommen, die der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland im Jahre 2003 vorgelegt hat.

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