An diese Krippe dürfen alle kommen
Betrachtung zum vierten Advent

Jetzt sind es schon vier Kerzen. Woche für Woche wird es ein wenig heller in dieser tobenden Welt. Licht zieht ein, das zwar noch nicht da ist, aber das wir schon ahnen, fühlen, das wir herbeisingen und herbeiglauben. Licht, das gebraucht wird in diesen Krisenzeiten, die uns schütteln und zerreißen, in denen Hoffen und Bangen sich abwechseln und in denen die Risse und Spaltungen quer durchs Land, quer durch Kollegien, Freundschaften und Familien gehen. Was für eine aufgeladene Stimmung: voller Angst, Unruhe und wütender Unzufriedenheit.
Die Stimme der Vernunft hat es schwer in aufgewühlten Zeiten. Gerade deshalb braucht es die Stimme der Hoffnung. Gegen allen Widerschein. Denn genau besehen war es doch unvernünftig zu erwarten, dass im kleinen Israel ein großer König erscheinen würde, der die Dinge auf der Welt zurechtrückt und für Heil und Frieden sorgt.
Eine Hoffnung über jede Vernunft hinaus
Und wie absurd war es doch auf den ersten Blick, dieses heimatlose Neugeborene in der Krippe von Bethlehem für solch einen „Heiland“ zu halten. Aber genau das ist der Glaube, der seit zwei Jahrtausenden in zahllosen Menschen die Kraft zur Hoffnung und die Liebe zum Leben befeuert. Diese Hoffnung, die durch ein Kind geboren wird und die über jede Vernunft hinausgeht, motiviert Menschen noch heute zu Liebesdienst und tiefer Menschenfreundlichkeit.
Wir wissen, wer kommt
Wir wissen nicht, was kommt. Aber wir wissen, wer kommt. Angekündigt von Gabriel, dem Engel, und ungläubig erwartet von der überwältigten Maria, die mit ihrem Josef nach Bethlehem kommt, guter Hoffnung, aber ohne Herberge. Dort wird der unscheinbare Friedenskönig dann geboren, klein und voll zärtlicher Liebe, die alles in den Bann zieht und die Nacht still macht. Damit nichts anderes zu hören sei als nur noch die Stimme der Engel: Fürchtet euch nicht!
Fürchte dich nicht!
An diese Fürchte-dich-nicht-Krippe dürfen ausnahmslos alle kommen – Maria und Josef, Engel und die drei Weisen mit Migrationshintergrund, Hirten und Schafe, Floh und Ochs und der Esel auch. Alle dürfen das Kind hinreißend finden, sie dürfen lieben, sich sehnen, glücklich sein. Die Krippe ist der Ort, an dem die Unterschiede in den Hintergrund treten. Und da, wo Worte versagen und kein Gespräch mehr möglich ist, wo man sich schmerzlich unverständlich uneins ist, schenkt Christus an der Krippe tiefe Gemeinschaft. Da besiegt Barmherzigkeit den Streit und Liebe die Verzweiflung. Und dann ist das Licht wirklich da.