Heinrich: Wehrpflichtdebatte greift zu kurz

Altenstadt (epd). Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hält die Debatte um die Wiedereinführung einer Wehrpflicht für junge Erwachsene in Deutschland für zu kurz gegriffen. „Sicherheit ist ein sehr hohes Gut. Aber es ist zu kurz gedacht, Sicherheit nur auf das Militärische zu verengen und dabei außer Acht zu lassen, dass auch Aspekte wie eine medizinische Infrastruktur und die Förderung des sozialen Zusammenhalts dem Frieden dienen“, sagte Heinrich dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande eines Besuchs am Bundeswehrstützpunkt Altenstadt (Oberbayern).

Die Praeses der Synode der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich (in blauem Hemd), besucht am 24.07.2025 den Bundeswehrstandort Altenstadt bei Schongau in Bayern und beobachtet eine Gelaende- und Sanitaetsuebung der Soldaten. Auf ih

Das Bundesverteidigungsministerium hatte in dieser Woche einen Referentenentwurf zum sogenannten „Neuen Wehrdienst“ veröffentlicht. Dieser soll den freiwilligen Wehrdienst unter anderem durch höhere Lohnzahlungen attraktiver gestalten, sieht aber zudem eine Wehrpflicht-Option sowie ab 2028 eine verpflichtende Musterung junger Männer vor. Heinrich begrüßte, dass die Bundesregierung vorerst weiter auf Freiwilligkeit setzen will. „Der Wert von Freiwilligkeit bei Aufgaben für das Gemeinwesen ist nicht zu unterschätzen“, sagte sie.

Heinrich wünschte sich zudem, dass in der politischen Auseinandersetzung über die Frage einer Wehr- oder Dienstpflicht mehr Raum für die Perspektiven junger Menschen geschaffen werde. Junge Leute sollten in Fragen ihre Zukunft betreffend einbezogen werden, wo immer das möglich sei.

Die EKD-Präses hatte am Donnerstag ihre vierte „Präsestour“ mit einem Besuch im oberbayerischen Altenstadt begonnen. Während ihrer diesjährigen Sommerreise befasst sich Heinrich mit den Folgen, die eine wachsende Kriegsgefahr in Europa für junge Menschen hat. In Altenstadt besuchte die 29-Jährige junge Rekrutinnen und Rekruten. „Auch der Krieg in der Ukraine hat bei diesen jungen Menschen die Frage angestoßen: Was kann ich tun, um das Leben und die Werte zu schützen, mit denen ich aufgewachsen bin? Darauf gibt es viele Antworten. Sie haben für sich eine gefunden: Ich setze mich bei der Bundeswehr für die Sicherheit des Landes ein.“ Davor habe sie Respekt.