Bedford-Strohm fordert differenzierten Umgang mit AfD-Anhängern

EKD-Ratsvorsitzender Bedford-Strohm diskutierte mit der Erzbischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén über Kirche in Zeiten von Populismus

Französische Friedrichstadtkirche in Berlin
Das Abendforum zur Kirche in Zeiten des Populismus fand in der Französischen Friedrichstadtkirche statt.

Berlin (epd). Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hat im Umgang der Kirchen mit der AfD und ihren Wählern mehr Differenzierung gefordert. Er wolle das Phänomen des Populismus nicht an drei Buchstaben festmachen, sagte der bayerische Landesbischof am 2. Mai in Berlin. Dahinter lägen unterschiedliche Probleme und Gruppen von Sympathisanten, erklärte er.

Bedford-Strohm nannte drei Gruppen, darunter Protestwähler und Konservative, die früher CDU oder CSU gewählt hätten. Mit beiden Gruppen müsse man das Gespräch suchen und über mögliche Problemlösungen reden, sagte er. Als dritte Gruppe sieht Bedford-Strohm Rechtsextreme. Sie nutzten die Partei, um Gedankengut wieder salonfähig zu machen, das nicht salonfähig werden dürfe. „Das ist gefährlich“, sagte er und forderte von der Kirche gegenüber dieser Gruppe „klare Kante“: „Da, wo die Intoleranz zum Programm gemacht wird, hört die Toleranz auf.“

„Wir stehen nicht direkt vor Wasserkanonen, sondern eher unter einem undichten Wasserhahn“

Debatten um den Umgang mit AfD-Vertretern, die sich auch in Kirchengemeinden engagieren, und eine Nähe von theologisch-konservativen, evangelikalen Kreisen zu Positionen der AfD befeuern die Debatte um den Umgang der Kirche mit der neuen Kraft im Bundestag immer wieder neu. Die Kirche selbst wurde auch wiederholt zur Zielscheibe scharfer Kritik der AfD. Vertreter riefen sogar zum Kirchenaustritt auf.

Nach Angaben der Bischöfin der Kirche von Schweden, Antje Jackelén, ist das auch in dem skandinavischen Land nicht anders. In der Diskussion mit Bedford-Strohm berichtete sie über einen Reporter, der investigativ in einer sogenannten Trollfabrik recherchierte. Sein erster Auftrag dort sei es gewesen, der Kirche zu schaden. Die evangelische Kirche in dem Land sei mit sechs Millionen Mitgliedern die größte Organisation der Zivilgesellschaft. „Ihre Destabilisierung scheint attraktiv“, sagte Jackelén. Es gehe nicht um großangelegte Angriffe, sondern stetiges Einschüchtern: „Wir stehen nicht direkt vor Wasserkanonen, sondern eher unter einem undichten Wasserhahn.“

Für Zuversicht, Freundschaft und Versöhnung werben 

Jackelén warnte davor, dass durch sogenannte Postfaktizität auf Dauer Vertrauen verloren gehe. Menschliche Beziehungen, die Gesellschaften tragen könnten, setzten ein relativ hohes Maß an Vertrauen voraus. „Dass Lügen plötzlich lange Beine haben und der ertappte Lügner statt Scham zu zeigen mit Schamlosigkeit stolziert, ist im Grunde ein Angriff auf das gesamte menschliche Beziehungsgeflecht“, sagte die Bischöfin.

Sie forderte die Kirchen auf, sich für Internationalität und Demokratie starkzumachen. Bedford-Strohm warb dafür, den Erzählungen von Populisten das Gegenteil entgegenzusetzen. Deren Narrativ sei das Narrativ der Angst, sagte er. Das sei ein Widerspruch zum christlichen Glauben, sagte Bedford-Strohm und zitierte den Bibelspruch: „Gott hat euch nicht gegeben den Geist der Furcht.“ Er forderte dazu auf, für Zuversicht, Freundschaft und Versöhnung zu werben und sich nicht auf die Angst vor einem „Kampf der Kulturen“ einzulassen. Von Politikern forderte er, ihre Aufgabe „bedächtig, rational, aber auch empathisch“ anzugehen.