Die Welt für unsere Kinder erhalten
Heinrich Bedford-Strohm über die evangelische Kirche und den Klimaschutz

Der Vorsitzende des Rates der EKD, Heinrich Bedford-Strohm, regt dazu an, nicht auf das zukünftige Unheil zu starren, sondern zu handeln.
Im Jahr 2050 wird mehr Plastik im Meer schwimmen als Fische. Diese ziemlich gruse lige Vorhersage hat die britische Ellen MacArthur Foundation gemacht. Schon heute ist in den Medien immer öfter von der Verschmutzung der Meere die Rede. Zu Recht. Allein im Jahr 2010 gelangten weltweit geschätzt zwischen fünf und 13 Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Prognosen können nur das gegenwärtige Verhalten hochrechnen. Ob sie eintreten oder nicht, hängt an uns. Natürlich können wir unseren Verbrauch an Plastik ändern und die politischen Rahmenbedingungen schaffen, um die Menschen zu einem naturverträglichen Verhalten zu ermutigen.
Nicht nur das Plastik im Meer gibt Grund zur Beunruhigung, auch die Höhe der Meeresspiegel ist Gegenstand von Prognosen, die heute die Regierungen in aller Welt beschäftigen. Bei der Weltklimakonferenz im polnischen Kattowitz haben die Delegationen aus aller Welt wieder zusammengesessen, um Wege zur Verringerung des für die Erderwärmung verantwortlichen CO2-Ausstoßes zu finden.
Auch die Kirchen haben am Rande der Konferenz mit deutlichen Worten zum Umsteuern aufgerufen. Die massiven Folgen des Klimawandels werden in allen Lebensbereichen spürbar sein. Bis zum Jahr 2050 – so hat die Weltbankgeschätzt – werden 143 Millionen Menschen in Subsahara-Afrika, Südasien und Lateinamerika durch die Klimafolgen innerhalb ihrer Länder vertrieben werden, sollten keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Klimapolitik ist also die beste Flüchtlingspolitik der Zukunft.
Sich für den ökologischen Umbau der Wirtschaft einzusetzen, ist kein Alarmismus noch moralinsaure Belehrung oder gar „Ökoterror“. Es ist die einfache Antwort auf eine schlichte Frage: Welche Welt wollen wir unseren Kindern und Enkelkindern hinterlassen? Gutes Leben ist künftig nur noch möglich, wenn wir unsere Wirtschaft so umbauen, dass sie nicht auf der Zerstörung der Erde beruht. Wer dann die wirtschaftlichen Konzepte hat und gezeigt hat, dass sie funktionieren, dem werden diese Konzepte aus den Händen gerissen werden. Ökologisch umzusteuern ist auch wirtschaftlich das Klügste, was wir heute tun können.
Viele Menschen arbeiten schon jetzt daran, dass die Vision einer Welt, in der die Menschen gut leben können, ohne die außermenschliche Natur zu zerstören, wahr wird. Menschen in der lutherischen Kirche in Norwegen geben dieser Vision einen sichtbaren Ausdruck. Sie haben sich darangemacht, eine „Kathedrale der Hoffnung“ zu bauen. Sie sammeln Plastikabfall aus dem Meer und bauen damit eine norwegische Stabkirche nach.
„Das Plastik“ – erklärt die Projektmanagerin – „werden wir insbesondere für das Dach verwenden. Dies wird ein riesengroßes Bild aus Plastik sein. Die Sonne wird durch das Plastik aus den Weltmeeren scheinen und – im übertragenen Sinne – Leid in Freude und etwas sehr Schönes verwandeln.“
Ich finde das ein wunderbares Bild: Nicht auf das zukünftige Unheil starren, sondern handeln. Etwas auf Gott hin Gerichtetes bauen, in dem Vertrauen, dass Gott diese Welt in seiner Hand hält und uns die Kraft gibt, umzusteuern und voller Hoffnung in eine Zukunft zu schauen, in der Mensch und außermenschliche Natur gut miteinander leben können. Dafür steht die norwegische Kathedrale der Hoffnung.
Heinrich Bedford-Strohm (für chrismon)