Arbeit in der Bibel

Serie „Best of Bible“

Als Mühsal oder fröhlich, mit Demut oder zum Hungerlohn: Die Bibel kennt viele Arten von Arbeit. Immer aber wird die Arbeit hoch geachtet; es gehört zur Schöpfungsordnung, dass der Mensch anstrengende Arbeit verrichtet. Und auch die Sonntagsruhe geht auf die Bibel zurück.

Gemälde Arbeiter im Weinberg, Aussschnitt aus der Kassettendecke in der Hospitalkirche Hof

Eine der bekanntesten Bibelstellen zum Thema Arbeit und Lohn ist das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Matthäus 20,1-16). Das Bild zeigt eine Darstellung auf der Kassettendecke in der Hospitalkirche Hof (etwa 1688/89) des Hofer Malers Heinrich Lohe.

Warum die Arbeit anstrengend wurde

War das Paradies ein Schlaraffenland, in dem Adam und Eva nur unter Bäumen liegend die Münder öffnen mussten und die Trauben fielen ihnen hinein? In der Bibel steht nichts davon. Gott habe viele Pflanzen „zur Nahrung“ in den Garten Eden gesetzt, heißt es im Schöpfungsbericht. Die ersten Menschen blieben nicht davon verschont, sie zu ernten oder neue zu säen. Das alles schien aber ziemlich mühelos geschehen zu sein. Gottes Zorn darüber, dass Eva und Adam vom verbotenen Baum aßen, hatte Folgen. Denn zur Strafe verwandelte Gott die Arbeit zur schweißtreibenden Angelegenheit. Er verflucht den Acker und kündigt dem Bauern Adam an: „Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.“ Im „Schweiße seines Angesichts“ soll Adam fortan arbeiten. Hunderte Jahre später wird Gott die Härte seines Fluches bewusst; er schickt Noah auf die Welt, „der wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf dem Acker, den der Herr verflucht hat.“ Dennoch bleibt Arbeit mit großer Mühe verbunden.

Zitat: „Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.“ (Prediger 3,10); weitere Bibelstellen 1. Mose 1,29ff.; 3,17ff.; 5,29

Motivation für Faule

Die Härte der Arbeit rechtfertigt nicht das Nichtstun oder Faulheit. Nimm dir ein Beispiel an der fleißigen Ameise, du Fauler, und lerne von ihr, verspottet Salomo arbeitsunwillige Zeitgenossen. Apostel Paulus benutzt rigorose Methoden, um Faule zur Arbeit zu motivieren. „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen“, schreibt er. Adressat ist die christliche Gemeinde in Thessalonich; er habe gehört, „dass einige unter euch unordentlich leben und nichts arbeiten, sondern unnütze Dinge treiben. Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie in dem Herrn Jesus Christus, dass sie still ihrer Arbeit nachgehen“.

Zitat: „Wer lässig ist in seiner Arbeit, der ist ein Bruder des Verderbers.“ (Sprüche 18,9); weitere Bibelstellen Sprüche 6,6; 2. Thessalonicher 3,10ff.

Die Lohnfrage

Arbeitgebern bietet die Bibel quasi gewerkschaftliche Unterstützung, indem sie fordert: „Wer für dich arbeitet, dem gib sogleich seinen Lohn und enthalte dem Tagelöhner den Lohn nicht vor.“ Der Prophet Jeremia droht: „Weh dem, der seinen Nächsten umsonst arbeiten lässt und gibt ihm seinen Lohn nicht.“ In einem von Jesus erzählten Gleichnis allerdings würde jede Gewerkschaft zum Streik aufrufen: Ein Unternehmer, Weinbergbesitzer, bezahlte seine Tagelöhner offensichtlich ungerecht. Den verabredeten Tageslohn, einen Silbergroschen, bekamen auch jene Arbeiter, die erst am Abend eingestellt wurden. Die Arbeiter murrten, lässig antwortet der Chef: „Siehst Du scheel drein, weil ich so gütig bin?“ Die Lohn-Thematik verwendet das Neue Testament auch für das Verhältnis der Gläubigen zu Gott. Wenn Paulus sagt: „Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit“ – dann meint er es im übertragenen Sinne; Lohn wird zum Synonym für Gottes Gnade.  Ähnlich meint es Jesus, als er mahnt: „Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“ Auf diesen Zusammenhang geht auch die Redewendung „Vergelt’s Gott!“ zurück: Gott möge ihm gefälliges Handeln belohnen.

Zitat: „Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert.“ (Lukas 10,7); weitere Bibelstellen Jeremia 22,13; Tobit 4,14; Matthäus 6,1; 20,1-16; 1. Korinther 3,8

Thank God, it’s sunday

Dass der Sonntag heute gesetzlich geschützter Ruhetag ist, geht auf die Bibel zurück. „Am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes“, lautet eines der zehn Gebote, „da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht dein Fremdling, der in deiner Stadt lebt.“ In der christlichen Tradition hat – in Erinnerung an die Auferstehung Jesu – der Sontag die Rolle des Sabbats eingenommen. In christlichen geprägten Staaten hat er seinen besonderen Charakter als Ruhetag behalten und erinnert auch Nichtgläubige daran, dass eine Abfolge von Arbeit und Pause sinnvoll und menschenfreundlich ist. Arbeit ist trotzdem erlaubt, denn Gott sei Dank findet ein anderes biblisches Gebot keine Anwendung mehr: „Wer eine Arbeit am Sabbat tut, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk.“

Zitat: „Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun; aber am siebenten Tage sollst du ruhen.“ (2. Mose 23,12); weitere Bibelstellen 2. Mose 20,9-10; 31,14

Wie man arbeiten soll

Bei der Arbeit kommt es auf die Haltung an. Demütig sein Tagwerk zu tun, empfiehlt Jesus Sirach, das sei „besser als alles“. Fröhlichkeit bei der Arbeit schlägt das Buch des Predigers vor: Nichts sei besser, „als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit“. „Beschwerliche Arbeit“ solle man keineswegs verachten, schließlich sei sie „vom Höchsten gestiftet“. Wer all das beherzige, „hat ein gutes Leben“.

Zitat: „Tu deine Arbeit in Demut; so wird ein aufrechter Mensch dich lieben.“ (Jesus Sirach 3,17); weitere Bibelstellen 7,15; 40,18; Prediger 3,22

Lebensdienliche Arbeit

Neben dem mühseligen Aspekt von Arbeit gibt es einen weiteren, der besagt: Arbeit trägt zur Zufriedenheit bei. Denn sie sichert den Lebensunterhalt: „Du wirst dich nähren von deiner Hände Arbeit; wohl dir, du hast's gut.“ Auch sorgt Arbeit für ein bodenständiges Leben. „Wer gering ist und geht seiner Arbeit nach, ist besser als einer, der groß sein will und an Brot Mangel hat“, lautet eine biblische Weisheit. Eine dritte Funktion von Arbeit ist ein Resozialisierungseffekt für Kleinkriminelle. „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“ Und schließlich: Alkohol ist tabu, denn „ein Arbeiter, der sich gern voll säuft, der wird nicht reich.“

Zitat: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter.“ (2. Timotheus 2,15); weitere Bibelstellen Psalm 128,2; Sprüche 12,11; Jesus Sirach 19,1;  Epheser 4,28;

Bildung für Arbeiter!

Ein Ziel des Menschen ist es, weise zu werden. Doch dafür braucht es Zeit und Muße. Arbeiter haben beides nicht, beobachtete Jesus Sirach: „Wie kann der Weisheit erlernen, der den Pflug führt und stolz die Ochsen mit dem Stecken antreibt und nur mit solchen Arbeiten umgeht und mit nichts anderm als mit Ochsen zu reden weiß?“ Bauern, Schmiede, Kunsthandwerker: Ihnen allen fehlt Zeit für die Weisheit. Deshalb bleiben sie von wichtigen Ämtern wie Richter ausgeschlossen. Eine Ungerechtigkeit, denn Arbeiter „stützen den Bestand der Welt und denken daran, wie sie ihre Arbeit verrichten können.“

Zitat: „Wer Weisheit lernt, braucht viel Zeit, und nur wer sonst nichts zu tun hat, wird Weisheit gewinnen.“ (Jesus Sirach 38,25ff.